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Muss ich mich fürs Fleischessen rechtfertigen?

Muss ich mich fürs Fleischessen rechtfertigen?
Foto:  HAZ

MADS-Autorin Anna Neela ist Fleischesserin. Immer öfter hat sie das Gefühl, sich dafür rechtfertigen zu müssen. Doch warum eigentlich?


Vegetarier überraschen heute niemanden mehr – weder den Kellner im Burger-Restaurant noch die Großmutter, die das Sonntagsessen plant. Das ist auch gut so. Schließlich hat jeder Mensch das Recht, für sich persönlich zu entscheiden, was er essen möchte. Aber warum habe ich dann immer häufiger das Gefühl, mich für genau diese Entscheidung rechtfertigen zu müssen? Nämlich die Entscheidung, mich nicht vegetarisch zu ernähren. Wenn ich zum Beispiel in ein saftiges Steak vom Grill beiße, höre ich von meinen Quietschekäse mampfenden Freunden Sprüche wie „Was? Du isst das?“ oder auch ein empörtes „Das ekelt mich an!“.

Dabei scheinen die Fleischgegner zu vergessen, dass nicht nur sie es sind, die selbst entscheiden dürfen, was sie nicht oder eben doch gerne mal essen. Komischerweise scheint sich in den letzten Jahren umgekehrt zu haben, wer jetzt an den Essgewohnheit rummäkelt: Haben erst Fleischesser die Vegetarier argwöhnisch beäugt, scheint es jetzt umgekehrt zu sein.

Die Argumente, die für eine fleischlose Ernährung sprechen, sind natürlich logisch und eindringlich – wie die Bilder von eingezwängten Schweinen in verdreckten Ställen, von verendeten Kühen nach langen Transporten ohne Wasser und zerhäckselten Hühnerküken. Natürlich lässt mich das auch nicht kalt, und ich bewundere jeden, der aufsteht und sagt: „Das will ich nicht, da mache ich nicht mit.“ Der Vegetarismus hat definitiv seine Berechtigung und führt langsam zu einem größeren Umdenken in unserer Gesellschaft.

Ich esse Fleisch in gemäßigten Mengen und wenn, dann sehr bewusst, um es auch zu würdigen. Außerdem landet fast immer Biofleisch auf meinem Teller. Schließlich will ich ja auch nicht, dass den kleinen Ferkeln die Ringelschwänzchen abgezwackt werden oder dass männliche Küken umgebracht werden, weil sie nicht für die Mast geeignet sind.

Bei allem Hin und Her: Mir schmeckt Fleisch gut, und ich möchte mich nicht dafür rechtfertigen müssen. Auch wenn ich mich an dieser Stelle mal wieder dabei ertappe, mich für etwas zu rechtfertigen, das meine ganz persönliche Entscheidung ist.

Anna Neela Urban


Über den Autor/die Autorin:

MADS-Team

Unter diesem Namen sammeln wir Beiträge von Gastautorinnen und -autoren, Autorenkollektiven oder freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bei MADS. Die Namen des jeweiligen Autors oder der jeweiligen Autorin stehen unter dem einzelnen Beitrag.

3 Bemerkungen

  1. Paul

    Ist der Mord an Lebewesen auch die freie und eigene Entscheidung des Tiers?

    Antworten
    • Fritz

      Frag doch ein Raubtier.

      Antworten
  2. Luna

    Du weißt aber schon, dass männliche Küken trotz Bio-Siegel getötet werden? Ich stimme dir zu, du musst dein Essverhalten nicht rechtfertigen, weil es keine Rechtfertigung dafür gibt. Heutzutage gibt es dutzende von Fleischersatzprodukten, wenn dir der Geschmack wichtig ist, denn es muss kein totes Tier sein. Wenn ein anderes Lebewesen darunter leidet, ist es nicht mehr deine Entscheidung.

    Antworten

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