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Sylter Partyvideo: Diese Aussagen sind nicht zu entschuldigen

Sylter Partyvideo: Diese Aussagen sind nicht zu entschuldigen
Foto: Axel Heimken/dpa

Seit Kurzem kursiert in sozialen Medien ein Video, das Partygäste auf Sylt beim Grölen ausländerfeindlicher Parolen zeigt. Neben scharfer Kritik wird der Vorfall jedoch auch häufig relativiert. Das sollte uns allen zu denken geben, kommentiert MADS-Autor Tim.


„Deutschland den Deutschen, Ausländer raus“, schallt es in einem Video, das seit Donnerstag viral geht. Es zeigt Partygäste auf Sylt, die am Pfingstwochenende vor einem Club zur Musik von „L’amour Toujours“ von Gigi D‘Agostino rassistische Parolen brüllen und zum Teil rechtsradikale Gesten zeigen. So imitiert ein junger Mann mit Sonnenbrille beispielsweise mit zwei Fingern den Hitlerbart und scheint im Takt mit der Musik den verfassungswidrigen Hitlergruß zu zeigen.

Sylt: Club reagiert, Polizei ermittelt

Wie das RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) berichtet, distanzierten sich die Betreiber des Pony Clubs Kampen bereits von dem Vorfall. Man sei schockiert und toleriere kein rassistisches Verhalten. In der Nacht zu Freitag sei ihnen das Video zugespielt worden, heißt es in dem Statement. Die abgebildeten Personen seien mittlerweile identifiziert und deren Namen an die Polizei weitergeleitet worden. Zudem hätten diese ab sofort Hausverbot im Pony Club.

Außerdem meldeten sich mehrere Politikerinnen und Politiker zu Wort, die den Vorfall aufs Schärfste verurteilen. So sagte die Integrationsministerin von Schleswig-Holstein, Aminata Touré, dem RND: „Das ist kein Dummer-Jungen-Streich, sondern schlimmstes Nazi-Gegröle erwachsener Leute auf offener Bühne. Widerwärtig und ekelhaft. Schämen sollten sie sich! Jetzt müssen strafrechtliche Ermittlungen folgen.“

Die Polizei Schleswig-Holstein teilt mit, derzeit zu ermitteln und das Video auf strafrechtlich relevante Inhalte zu überprüfen.

Relativierungen häufen sich

Viele Reaktionen auf den Rassismus-Vorfall auf Sylt fallen zu Recht deutlich aus, der Aufschrei ist groß. Doch in den Kommentarspalten sozialer Medien häufen sich auch die Aussagen, die das Gegröle und die Gesten relativieren. So bezeichnet Boris von Morgenstern, der als rechter Influencer und Youtuber gilt, den Fall als „Suff-Fahrt“ und verweist auf Grünen-Politikerin Jutta Boden. Diese legte ihr Amt nieder, nach dem sie betrunken am Steuer erwischt wurde und vor Polizeibeamten den Hitlergruß zeigte. Ein anderer User auf X (ehemals Twitter) behauptet, die Personen im Video auf Sylt verhielten sich nur so, um Linke zu verärgern. Wiederum ein anderer Account postete ein Meme, dass sich deutsche Medien eher auf „Besoffene Jugendliche, die auf Gigi D‘Agostino rumgrölen“ fokussierten als auf „Gruppenvergewaltigungen und Messer und Machetenmorde“.

„Whataboutism“ sollte Warnschuss sein

Dieser „Whataboutism“ ist nicht nur absolut nutzlos – er ist auch sehr gefährlich. Rechte Politikerinnen und Politiker wie Maximilian Krah von der AfD versuchen derzeit, Verharmlosung der NS-Zeit, Rassismus und Ausländerfeindlichkeit wieder salonfähig zu machen – wenn auch mit deutlichen Konsequenzen für Krah. Erfolglos scheint diese Taktik dennoch nicht zu sein. Denn in dem Video ist weit und breit niemand zu sehen, der sich an den Parolen und den Gesten zu stören scheint. Ganz im Gegenteil: Alle scheinen gut gelaunt zu sein und sich bei ihrem ekelhaften Verhalten sicher zu fühlen. Es beschwert sich auch niemand darüber, gefilmt werden. Das legt nahe, dass sich die Personen nicht einmal bewusst sind, dass sie etwas Verwerfliches tun. Wie gefährlich das ist, zeigen neue Kriminalstatistiken: Politisch motivierte rechte Straftaten sind um 23 Prozent gestiegen, im Jahr 2023 wurden insgesamt 28.945 dieser Delikte offiziell erfasst. Allein jüngste Beispiele wie der Angriff auf den SPD-Politiker Matthias Ecke und der Angriff auf einen Elfjährigen in Berlin sollten reichen, um allen zu verdeutlichen: Rechtspopulismus ist gefährlich und sollte niemals verharmlost werden.


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