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Reisen mit Interrail: Ein Erfahrungsbericht

Reisen mit Interrail: Ein Erfahrungsbericht
Foto: Unsplash/Victor Li

Interrail ist gerade bei jungen Leuten eine beliebte Art zu reisen. Die Vorstellung, mit dem Zug ganz entspannt durch Europa zu fahren, entspricht aber leider nicht immer der Realität. MADS-Autorin Olivia hat aus ihren Fehlern gelernt und gibt Tipps für den nächsten Interrail-Trip.


Von Wien über Bologna, Turin, Marseille, Bordeaux, Edinburgh und Amsterdam schließlich nach Berlin. Diese Strecke bin ich 2022 mit Interrail gereist. Derzeit plane ich einen Interrail-Trip durch Osteuropa – und kann es dieses Mal besser machen als bei meiner ersten Interrail-Erfahrung. Daher folgen hier meine Tipps für alle Interrail-Neulinge.

Was man vor der Reise wissen muss

Was ihr auf jeden Fall braucht, ist ein guter Rucksack. Höchste Priorität ist, dass euer Rücken gleichmäßig belastet wird und ihr keine furchtbaren Rückenschmerzen bekommt. Ein Rucksackvolumen von 50 Litern hat für mich bei drei Wochen Interrail völlig ausgereicht. Bedenkt allerdings, dass man für einen guten Rucksack auch immer etwas Geld in die Hand nehmen muss. Dafür hält dieser aber auch meistens lange.

Nun zum Inhalt des Rucksacks: Ihr solltet lieber zu wenig als zu viel einpacken. In jeder mittelgroßen Stadt kann man unterwegs schließlich Wäsche waschen oder Kleinigkeiten notfalls nachkaufen. Wettergerechte Kleidung ist wichtig – informiert euch vorher, wie das Wetter werden soll, und packt dementsprechend. Sonst steht ihr am Ende wie ich bei 10 Grad in Schottland und friert im einzigen eingepackten Pulli. Feste Schuhe, die vor allem bequem und eingelaufen sind, sind ebenso wichtig. Latschen oder Flipflops werden in Hostel-Duschen euer bester Freund sein. Ein paar andere Essentials die man gerne vergisst: Bücher und Spiele für die langen Zugfahrten. Auch eine eigene, möglichst weiche und deswegen rollbare Wasserflasche kann euch vor dem Verdursten retten.

Foto: Birmingham Museums Trust/Unsplash

Ich empfehle euch außerdem, vorher ein Budget festzulegen. Interrail ist durch Extrakosten für Reservierungen meistens doch teurer als gedacht, also plant am besten einen Puffer ein – gerade wenn ihr nach Westeuropa fahrt.

Interrail: Was euch während der Reise hilft

Nicht nur wegen Reservierungskosten gilt: Passt bei der Auswahl der Züge auf. Meistens muss man sich entscheiden, ob man billig oder spontan reisen will. Manche Züge nehmen zudem nur eine bestimmte Anzahl an Interrailtickets. So kam es auch bei mir schon dazu, dass ich mit dem geplanten Zug gar nicht mehr wegkam. Regionalverkehr ist in den meisten Ländern eine gute Alternative, auch wenn es länger dauert – denn die Züge sind meistens leerer und brauchen keine Reservierung.

MADS-Autorin Olivia. Foto: privat

Eurostar- und Schlafzüge sind eine Kategorie für sich. Ich erinnere mich, wie schwierig es war, meine Freundin und mich in die Eurostar-Züge zwischen Frankreich und Großbritannien zu bekommen. Erstens geht das Reservieren nur elektronisch, zweitens muss man durch eine Gepäck- und Passkontrolle, um den Zug zu boarden. Diese schließt etwa eine halbe Stunde vor Abfahrt und wenn man schon 50 Euro für den Sitzplatz gezahlt, den Zug aber wegen vorheriger Verspätung verpasst hat, bekommt man sein Geld nicht zurück. Das musste ich auf die harte Tour lernen.

Was Essen und Verpflegung angeht, rate ich dazu, in Hostels mit Küche zu schlafen. Denn Einkaufen ist definitiv billiger als essen zu gehen, und so spart man sich schon mal ordentlich Geld. Mein Tipp: Nach Osteuropa reisen. Dort ist nämlich auch das Essen in Restaurants meistens erschwinglicher.

Augen auf bei der Hostel-Auswahl

Das Wichtigste, was ihr auf eurer Reise buchen müsst, abgesehen von den Zügen, sind die Unterkünfte. Auch hier gilt: Je früher man bucht, desto billiger wird es. Hostels an sich sind natürlich die günstigste und meistens auch backpacker-freundlichste Variante. Es gibt auf jeden Fall einige sehr gute Ketten, die auch Zweier-Räume für wenig Geld anbieten. Schläft man in Mehrbettzimmern, stellt sich als Frau immer die Frage, ob man sich für den Frauenraum entscheidet oder nicht. Einerseits sind diese teurer, andererseits fühlt man sich sicherer.

Ich habe schon beides ausprobiert und gute wie schlechte Erfahrungen gemacht. In Edinburgh hab ich in einem gemischten 14-Bett-Zimmer geschlafen. Dort war es wirklich nett, sauber und ruhig. Ich habe auch in Amsterdam in einem guten Frauenschlafsaal geschlafen. Das Gegenteil habe ich aber in Bordeaux erlebt: Dort haben wir für einen Aufpreis ein 4-Bett-Frauenzimmer gewählt und dort zuerst mit einer lautstark mit sich selbst redenden Frau in ihren Vierzigern gewohnt. Das war sehr anstrengend, aber aushaltbar. Schlimmer war es, als das Hostel unsere Sachen in unserer Abwesenheit von den Betten nahm und in einem Abstellraum verstaute, weil man dachte, wir wären abgereist. Als wäre das nicht genug, haben dort in den zwei Nächten, in denen wir da waren, zweimal Männer übernachtet, was dazu geführt hat, dass wir beide Nächte kaum schlafen konnten. Auf Nachfrage hat uns das Hostel nur gesagt, manchmal würden die Karten zum Zimmer an Fremde abgegeben. Seht euch vorher also unbedingt die Rezensionen anderer Gäste an und achtet auf fragwürdige Anzeichen.

Grundsätzlich ist noch wichtig, auf Probleme eingestellt zu sein und sich durch diese nicht den Trip kaputtmachen zu lassen. Auf unserer Fahrt nach Turin sind meine Freundin und ich in Bologna gestrandet, weil ein Zug auf den Gleisen lag. Aber auch das war nicht schlimm, denn wir hatten (trotz natürlich erhöhter Kosten) dafür einen wirklich schönen Tag in Bologna. Und dass gar nichts schiefgeht, kann man wohl auf keiner Reise garantieren – aber mit diesen Tipps hoffentlich gut vorsorgen.

Von Olivia Bodensiek


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Über den Autor/die Autorin:

MADS-Team

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