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Dendemann begeistert 1400 Zuschauer im Capitol

Dendemann begeistert 1400 Zuschauer im Capitol
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Verspielter Wortwitz und wuchtige Beats: Am Montag war Rapper Dendemann mit seinem dritten Album „Da Nich Für!“ im ausverkauften Capitol.

Die Baggy ist noch genauso schlabbrig wie 2010. Wie Dendemann so da steht auf der Bühne im Capitol in Baseball-Cap und Wanderstiefeln und mit knatternder Stimme kluge Gedanken in Lieder schnitzt, kann man kaum glauben, dass das letzte Album fast neun Jahre her ist. „Bei meiner letzten Tour war ich noch Mitte 30“, stellt der Rapper mit einem Blick auf sein alkoholfreies Bier fest und lacht – mit 44 Jahren sind die Partynächte wohl nicht mehr so lang.

Na dendlich: Tourauftakt im Capitol

Mit DJ Rabauke startete er als Hip-Hop-Duo Eins-Zwo in den Neunziger Jahren seine musikalische Karriere, seit 2003 macht Daniel Ebel als Dendemann alleine Musik. 2006 wurde er mit seinem Debüt „Die Pfütze des Eisbergs“ bekannt und nachdem er 2015 musikalischer Sidekick in Jan Böhmermanns Late-Night-Show „Neo Magazin Royale“ war, kennt Dendemann auch zehn Jahre später die breite Masse. Nun hat er sein drittes Album „Da Nich Für!“ veröffentlicht und am Montagabend seinen Tourauftakt im ausverkauften Capitol gespielt. Na dendlich!

Zu wuchtig-satten Beats von seiner Band Die freie Radikale reflektiert Dendemann dort sich und die Welt („Ich dende, also bin ich“) oder erzählt in „Wo ich wech bin“ vom Aufwachsen in einer sauerländischen Kleinstadt. Das ist oft sehr persönlich, humorvoll und direkt, dabei aber nie prätentiös.

Eine Hand am Mikro, eine energisch gestikulierend. „Und während wir zu euern Regeln Nein sagen, tragen wir Turnschuh‘ im Wert von ’nem Kleinwagen“, rappt Dendemann in „BGSTRN“ über sein Rapper-Dasein und die Zuschauer jubeln.

Obwohl er die Hauptfigur des Abends ist, ist der in Nebel eingehüllte Dendemann oft nur schemenhaft zu erkennen. Es gibt keinen Scheinwerfer, der ihn einzeln ausleuchtet, er wirkt als Teil der Band – es geht nicht um ihn, es geht um die Musik.

Wissen um die eigenen Wurzeln

Die kleinteilig arrangierten Samples etwa von Fünfziger-Jahre-Schauspieler Heinz Erhardt, Hildegard Knef oder Reminiszenzen an Neunziger-Jahre-Hip-Hop sind kein verbissenes Festhalten an Vergangenem, sondern eher ein Wissen um die eigenen Wurzeln.

Denn textlich ist Dendemann genau im Jetzt: In „Alle Jubilare wieder“ kritisiert er wortverspielt hedonistische Oberflächlichkeit („Kein Bock, aber Gästeliste“), in „Menschine“ die neoliberale Leistungsgesellschaft („Alle lebendig begraben – egal, Handy geladen“).

In „Müde“ zeigt er sich genervt „von den Rechten, den Faschos, den Naziparteien, den Sexisten, den Machos und Spastivereinen“ – und kritisiert Diskriminierung so mit einem behindertenfeindlichen Ausdruck. Ein kleiner Dämpfer in einem sonst so wertvollen Statement.

Von Kira von der Brelie

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