Corona-Logbuch: „Auf der Kinder-Krebsstation mussten wir die Mundschutze einschließen“
Während seines Praktikums musste Jeffrey Ji-Peng Li täglich an einen Ort, den die meisten Menschen wegen des Coronavirus nicht besuchen dürfen: Im Video berichtet der 19-jährige Medizinstudent und Pflegepraktikant von seinen Erlebnissen im Krankenhaus.
Während die meisten Studierenden ihre Zeit aufgrund des Coronavirus zu Hause verbringen, hatte ich bis vor Kurzem andere Pläne: Jeden Tag fuhr ich zur Arbeit ins Krankenhaus. Denn ich musste in den Semesterferien das für mein Medizinstudium notwendige Krankenpflegepraktikum absolvieren.
Routine auf der Krebsstation
Insgesamt sind drei Mal dreißig Tage Praktikum verpflichtend, meinen letzten Praktikumsblock verbrachte ich jetzt in einer Kinderklinik. Die Stimmung dort war aufgrund der Coronakrise zwar angespannt, aber nicht panisch. Wie in den meisten deutschen Krankenhäusern wurden Besuche verboten und nicht notwendige Operationen verschoben. Auf der Krebsstation, wo ich meinen Praktikumsplatz bekommen hatte, wurden aber nur schwer kranke Kinder behandelt, weshalb hier die Arbeit fast normal weiter lief.
Trotzdem hatte das Virus auch Einfluss auf den Alltag auf Station. Die Ärzte und Krankenpfleger durften nicht ohne Mundschutz herumlaufen, Pausen waren nur noch höchstens zu dritt erlaubt und Mundschutzmasken und Desinfektionsmittel wurden aus Angst vor Diebstahl in einen Schrank eingeschlossen. An meinem letzten Praktikumstag wurden auch alle Pflegepraktikanten und fast alle Auszubildende nach Hause geschickt. So sollte die Wahrscheinlichkeit gesenkt werden, dass jemand das Virus in die Station einschleppt.
Praktikums-Neustart wegen Corona
Meine Praktikumszeit wurde für mein Studium anerkannt. Einige meiner Kommilitonen hatten aber weniger Glück. Die Praktikanten, die später als ich begonnen haben, haben ihre Arbeit umsonst verrichtet. Das Praktikum wurde beendet und ihnen nahegelegt, sich als medizinische Hilfskraft zu bewerben, weil solche ja zurzeit von fast allen Krankenhäusern gesucht würden. Dabei gehe es den Kliniken vor allem um Medizinstudierende und ausgebildetes Pflegepersonal.
Dass der Höhepunkt der Infektionswelle noch nicht erreicht ist und die Belastung für die Krankenhäuser noch weit steigen wird, ist allen klar. Die meisten Krankenpfleger rechnen fest damit, demnächst versetzt und umgeschult zu werden, um die vielen COVID-19-Patienten zu betreuen.
Nach meinem Praktikum hätte auch ich mich gerne als medizinische Hilfskraft zur Verfügung gestellt, habe mich aber schlussendlich doch dagegen entscheiden müssen. Meine Mutter gehört nämlich zur Risikogruppe. Da habe ich Angst, das Virus aus dem Krankenhaus mit nach Hause zu bringen und sie so in Gefahr zu bringen. Außerdem habe ich gemerkt, dass ich nach dem Unisemester und den dreißig Tagen Praktikum eine Auszeit gut gebrauchen kann.
Ohne Vorbereitung in die Prüfung?
Wie mein kommendes Semester abläuft, steht noch nicht fest. Meine Vorlesungen und Seminare können zwar als Online-Learning stattfinden, die Laborpraktika und Kurse am Patientenbett sind dagegen schon schwieriger zu ersetzen. Sie komplett ausfallen zu lassen, kommt auch für uns Studierende eigentlich nicht in Frage, da am Ende des Semesters klinische Prüfungen anstehen. Trotz allem habe ich schon angefangen, ein bisschen vorzulernen. Denn das Einzige, was ich zurzeit sonst noch tun kann, ist abzuwarten.
Von Jeffrey Ji-Peng Li
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