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Vom Tiktok-Newcomer zum Pop-Star: Ivo Martin im Interview

Vom Tiktok-Newcomer zum Pop-Star: Ivo Martin im Interview
Foto: Ivo Martin

Tiktok-Star Ivo Martin singt in „Küss mich“, „Altbaudielen“ und dem aktuellen Hit „Mensch“ vielen Menschen aus der Seele. Im September steht eine deutschlandweite Tour an. Von seinem Weg in die Musikbranche und den Veränderungen in seinem Leben erzählt der Künstler im MADS-Interview.


Ivo, wie sah dein Weg in die Musikbranche aus?

Ab dem sechsten Lebensjahr habe ich Gitarrenunterricht genommen, das hatte erst mal noch wenig mit der Musikbranche zu tun. Mit 17 hab ich dann angefangen, meine Songs zu releasen. Das hab ich drei Jahre lang als reines Hobby gemacht, da ging es nicht um Erfolg oder so. Mit 20 kam dann der Punkt, wo ich mir gedacht habe: Ich muss beruflich irgendwas mit Musik machen. Meine Freunde haben mich dazu motiviert, mit Social Media anzufangen. Vorher war das überhaupt nicht mein Ding, und ich hatte eine ziemliche Abneigung dem gegenüber. Mit Tiktok hat meine professionelle Musikkarriere dann so ein bisschen angefangen.

Wie ging’s dann weiter?

Es sind verhältnismäßig schnell viele Menschen auf mich aufmerksam geworden. Darunter auch mein jetziges Label Epic Sony. Die haben mir einen Vertrag angeboten, der mich dazu veranlasst hat, aus meiner Heimat in der Nähe von Bonn nach Berlin zu ziehen und meine Musikkarriere zu verfolgen. Ich war circa 20, als das losging. Mein erstes Projekt war „IVO“, da habe ich noch kreuz und quer Musik gemacht – vom englischen EDM bis zum deutschen Soul Pop. Es war cool, und ich war sehr frei in dem, was ich gemacht hab. Mit dem Deal kam dann das Bedürfnis auf, mich zu entscheiden und mehr Konstanz reinzubringen. Ich hab mich dafür entschieden, erst mal einheitlich deutsche Musik zu machen.

Was gibt dir Berlin als Wohn- und Arbeitsort?

In der Branche ist das ein attraktiver Ort, weil alle Leute entweder hier wohnen oder regelmäßig vorbeikommen, um zu arbeiten. Das ist nice to have. Gleichzeitig ist es nach über eineinhalb Jahren irgendwie meine Heimat geworden. Ich hab hier Freunde und habe mir ein Umfeld aufgebaut, deswegen sehe ich mich für die nächsten Jahre auf jeden Fall hier. Es tut aber schon noch weh, wenn man zu Hause gefragt wird, wann man denn wiederkommt.

Woraus schöpfst du deine Inspiration?

Ich mache mir voll oft Notizen oder Sprachnotizen auf dem Handy, wenn ich irgendwo Wörter aufschnappe und sie spannend finde. Bei meiner letzten Single „Mensch“ hatte ich den Satz „Warst du heute schon Mensch?“ fast einen Monat lang als Notiz auf dem Handy. Ich wusste die ganze Zeit: Irgendwann will ich damit mal etwas machen. Ich hatte dann die Session mit Synthax und das hat einfach gepasst. Manchmal hab ich aber auch einfach meine Gitarre in der Hand, spiele etwas und nehme das auf. Es kommt auch vor, dass ich Fragmente wie die Drums aus anderen Songs cool finde und das als Idee ins Studio mitbringe.

Zur Person

Ivo Martin ist 22 Jahre alt und kommt aus der Nähe von Bonn, lebt aber heute in Berlin. Mit Songs wie „Küss mich“, „Altbaudielen“ und seinem aktuellen Hit „Mensch“ hat er sich eine Fanbase aufgebaut – vor allem auf Tiktok. Im September plant er eine Tour.

In deinem aktuellen Song „Mensch“ erzählst du die Geschichte zweier Menschen. Was ist deine Geschichte hinter dem Lied?

Ich bin in dem Song eher der Beobachter. Grundsätzlich mag ich es, Geschichten anderer Menschen zu hören und mir daraus einen Reim zu machen. Ich hab aber auch viele Menschen in meinem Umfeld, die sehr arbeitsgetrichtert sind und ihr Leben lang gearbeitet haben. Da bleibt auch mal etwas auf der Strecke. Der Schreibprozess war da aber sehr intuitiv. Im Nachhinein merke ich dann, dass da vielleicht doch auch in beiden Strophen etwas verarbeitet worden ist.

Steckt in „Mensch“ auch ein Stück weit eine Gesellschaftskritik?

Klar, kann man mit Sicherheit so interpretieren. Es ist keine Streitschrift, uns wird aber schon früh beigebracht, dass Arbeit irgendwie das Wichtigste ist. Natürlich muss man sich auch irgendwie seinen Lebensunterhalt verdienen, und es wäre arrogant zu sagen, dass es ohne Arbeit ginge. Ich merke aber schon auch selber, dass es da einfach einen Ausgleich braucht und man seine sozialen Kontakte pflegen muss. Es ist voll okay, mal zu hustlen. Aber ich glaube, dass man langfristig produktiver ist, wenn man sich die Zeit nimmt, auch mal über etwas anderes nachzudenken.

Was ist deine Lieblings-Line aus „Mensch“?

Wenn ich mich entscheiden müsste, wär’s „Was bringen ihm gute Karten im Geschäft, wenn er sein Kind alleine Karten spielen lässt“. Das ist ziemlich zutreffend für das gesamte Thema des Songs, und lyrisch war ich da ein bisschen stolz auf mich.

Warst du mit 22 selber schon mal in der Situation, dass du gemerkt hast: Es wird gerade irgendwie zu viel?

Nee, ich hatte bisher das Privileg, ein sehr glückliches und entspanntes Leben zu führen und nicht in der Situation sein zu müssen, dass ich mich kaputtmachen musste, um über die Runden zu kommen. Nichtsdestotrotz waren die letzten Wochen sehr stressig, aber das lässt sich nicht mit einer 70-Stunden-Woche vergleichen.

Deine Songs sind sehr emotional und tiefgründig. An wen richten sie sich?

Ich verfolge den einfach meiner Ansicht nach gesündesten Ansatz, Musik für mich selbst zu machen. Meine Zielgruppe war nie mein Primärgedanke. Ich glaube, ich kenne mein Publikum bis zu einem gewissen Grad, aber für mich kann das jeder hören, der es fühlt. Ich mache mir nicht aktiv Gedanken darüber, für wen meine Songs sind.

Was hat sich seit dem Hype für dich verändert?

Mein Leben ist auf jeden Fall schnelllebiger geworden. Innerhalb von ein paar Wochen hatte ich einen Major Deal in der Hand und konnte nach Berlin ziehen. Ganz begreifen und realisieren kann ich das noch nicht. Verändert hat es sich dahingehend, dass Musik mein Lebensmittelpunkt ist und ich das mit Fug und Recht als meinen Job bezeichnen kann. Mein Hobby wurde damit zum Beruf, darüber kann ich mich überhaupt nicht beschweren.

Foto: Ivo Martin

Geht für dich mit Social Media auch ein gewisser Druck einher?

Ich denke schon. Bei Tiktok guckt man zum Beispiel ab und zu, wie ein Video performt hat. Das hat natürlich Einfluss auf einen. Ich versuche, das weitestgehend von mir fernzuhalten und mit anderen Leuten darüber zu reden. Ich bin sehr froh darüber, wie es läuft, bin da aber auch Realist. Ich stecke mir keine zu hohen Ziele, sondern arbeite immer mit kleinen Steps. Es ist ein gewisser Druck da, und der ist auch Teil des Ganzen. Ich arbeite aber daran, dass mir das insgesamt etwas weniger bedeutet.

Nun zu der diesjährigen Tour: Über die Hälfte der Shows ist ausverkauft. Wie geht es dir damit, wie aufgeregt bist du?

Es ist völlig verrückt. Das ist eine noch sehr viel direktere Form von Feedback als zum Beispiel Streams. Da kann man nicht direkt nachvollziehen, wo die Menschen herkommen. Tickets zeigen so viel mehr, wie weit man schon ist, und für mich ist das so krass. Insbesondere nach „Mensch“ fällt mir auf, dass anscheinend viele Leute Lust haben, das zu sehen. Die Aufregung kommt bei mir aber lustigerweise erst, wenn ich die Crowd sehe. Selbst ein Tag vorher ist noch alles sehr entspannt. Das kommt also noch. Aktuell ist es eher Vorfreude, der Monat wird echt riesig, und die Tour wird sportlich.

Interview von Sandra Kopa


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Über den Autor/die Autorin:

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