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Projekt „Digitale Schule“ in MV: Warum zehntausende Schüler jetzt die OZ lesen

Projekt „Digitale Schule“ in MV: Warum zehntausende Schüler jetzt die  OZ lesen
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Wissen, was gerade läuft, wo es einen Unfall gab, es gebrannt hat, wo eine Schule saniert wird, wie es um den Ausbau des schnellen Internets im Lande steht, wissen, was es Neues in der Region und in der Welt gibt – sich informieren, egal, wo man gerade ist.

Zehntausende Schüler werden demnächst die OSTSEE-ZEITUNG als digitale OZ-Plus-Ausgabe auf ihren Smartphones oder Computern lesen können, zu jeder Tageszeit. Möglich wird das durch eine Aktion des Schweriner Bildungsministeriums mit dem Titel „Digitale Schule“.

Rund 75 000 junge Leute an 191 Regionalen Schulen, Gymnasien, Förder- und Berufsschulen bekommen bis zum Jahresende die digitale OZ. Bildungsministerin Bettina Martin (SPD) sagt: „Mit diesem Online-Zeitungsprojekt unterstützen wir die Schulen bei der Medienbildung. Medienkompetenz wird immer wichtiger angesichts der Informationsflut, die auf die Jugendlichen über die sozialen Medien einprasselt.“ Es sei wichtig, seriöse Information von Fake News unterscheiden zu lernen, betont die Politikerin.

Zeitungen sagen, was vor der Haustür passiert

Etwa 330 Tageszeitungen gibt es in Deutschland – sie gewichten die Neuigkeiten und ordnen sie ein. „Zudem beleuchten gerade regionale Unternehmen, wie die OSTSEE-ZEITUNG mit ihrem digitalen Produkt OZ Plus und der gedruckten Ausgabe, die Ereignisse unmittelbar vor der Haustür der Leserinnen und Leser und zeigen verschiedene Stimmen, Sichtweisen und Meinungen“, sagt OZ-Chefredakteur Andreas Ebel.

Kommentar zum Thema: Glaubt ihr, was in der Zeitung steht?

Schüler könnten nun diese Art der ausgewogenen Berichterstattung erleben und gleichen sie mit ihrer Lebenswirklichkeit ab. „Sie werden erfahren, wie viel Interessantes die OZ auch für ihre Altersgruppe zu bieten hat.“

Junge Leute schauen selten in die Zeitung, aber vertrauen ihr

Das Lesen einer Tageszeitung gehört nicht zu den Top-Favoriten der Mediennutzung Jugendlicher: Nur rund 13 Prozent schauen laut einer Studie 2019 regelmäßig in eine Zeitung. Spitzenreiter ist für Jugendliche das Smartphone: Annähernd 100 Prozent nutzen es täglich, um vor allem bei Youtube, Whatsapp und Instagram unterwegs zu sein. Jugendliche sind pro Tag im Schnitt 205 Minuten online, drei Stunden und 15 Minuten (Stand 2019). Die Dauer dürfte in der Corona-Krise durch Homeschooling gestiegen sein.

Gleichzeitig genießen Tageszeitungens-Unternehmen immer noch eine relativ hohe Glaubwürdigkeit: gut drei Viertel der Deutschen jeglicher Generationen vertrauen laut Studien und Umfragen den Zeitungen und setzen auf seriöse Berichterstattung. Soziale Medien können da nicht mithalten, so die Aussagen.

Eltern sind Leitfiguren bei Mediennutzung

„Es ist gut, dass so viele Schüler jetzt die OZ bekommen“, sagt der 14-jährige Daniel Nann aus Satow. Denn dann schaue man über den Tellerrand, bekomme mehrere Meinungen geliefert und könne einfach „breiter gucken“. Der Teenager, dessen Eltern das E-Paper der OZ abonniert haben, schaut selbst ab und zu in die Zeitung. „Mich interessieren Schiffbau-Themen und alles, was mit Werften zu tun hat.“ Seine Mutter, Ivonne Nann, freut sich über das Projekt. „Ich stelle oft fest, dass junge Leute schon Interesse haben an der Welt, aber Eltern müssen den Umgang mit Medien auch vorleben“, sagt sie.

Bärbel Kühl, Lehrerin an der Regionale Schule in Zingst, ist mit ihren Kollegen skeptisch. „Von allein lesen unsere Schüler nicht auf dem Smartphone die Zeitung“, sagt sie. Das Lesen müsste begleitet werden, etwa durch Eltern und Großeltern. „Außerdem haben wir festgestellt, dass das digitale Lesen für Schüler oft anstrengender ist, als wenn sie die Papierzeitung vor sich liegen haben, gerade Schüler mit Leseschwächen betrifft das.“

Ähnlich sieht es Cindy Leubeling vom Gymnasium in Grimmen. „Schüler müssten auch bei diesem Projekt pädagogisch betreut werden“, sagt sie. Grundsätzlich begrüße sie das Vorhaben. „Denn wer viel liest, bekommt Allgemeinbildung, kann besser schreiben, ist fitter in Rechtschreibung und Grammatik und kann sich eine kritische Meinung bilden.“ Deshalb bedauert sie es, dass es in vielen Haushalten gar keine Zeitungen mehr gebe.

Fachmann: Zeitungsprojekte haben Wirkung

Dr. Winfried Spiegel vom Izop-Institut in Aachen, das seit Jahrzehnten Zeitungsprojekte in Deutschland pädagogisch begleitet, sagt, dass solche Projekte immer Wirkung hätten. „Lernprozesse werden ausgelöst, die sich später positiv bemerkbar machen.“ Zwar wird die Print-Auflage der Zeitungen geringer, aber es gebe eine digitale Gegenbewegung – die Akzeptanz steige dafür. Und er stellt klar: „Die meisten jungen Leute lesen nicht die Zeitung, weil sie sie blöd finden, sondern weil sie sie nicht kennen!“

Unternehmer: Wichtiges Thema für Gesellschaft

Der Unternehmer Stefan Dähn aus Rostock sagt: „Wenn ich Zeitung lese, dann digital.“ Er befürwortet das Engagement des Bildungsministeriums. „Ich diskutiere auch mit meinen Mitarbeitern darüber, wie wichtig es ist, sich zu informieren – das ist ein ganz wichtiges Thema für die Gesellschaft.“ Er nimmt aber die Eltern in die Pflicht: „Die müssen ihre Kinder an die Medien heranführen.“

Der Rostocker Berufsschullehrer Detlef Banse sagt, dass digitale Ausgaben von Zeitungen bei seinen Schülern bislang kaum angenommen werden. „Die mögen die Papierausgaben wesentlich lieber, wenn es sie mal in der Schule gibt“, sagt der Pädagoge. „Infos, die die Schüler brauchen, holen sie sich über andere Kanäle.“

Dabei hätten auch seine Berufsschüler mehr Medienkompetenz bitter nötig. Von selbst gingen die meisten nicht auf die Info-Quelle Zeitung. Nur wenn Lehrer sie dahin führten. Für eine digitale Wahrnehmung habe auch nicht jeder die technischen Voraussetzungen, so Banse.

Das bestätigt Kerstin Braun von der Schulenburg-Förderschule in Neukloster. Neben den technischen Schwierigkeiten (digitale Infrastruktur, geeignete technische Geräte), glaube auch sie nicht, dass Schüler ihr Handy nehmen und online Zeitung lesen. „Ohne Anleitung und ohne Unterstützung der Eltern geht es nicht“, sagt sie. „Doch wenn Schüler erst einmal lesen, sind sie interessiert und fangen an, nachzufragen“, weiß Kerstin Braun. „Und sie lesen dann spürbar besser und schneller.“

OZ begleitet „Digitale Schule“

Finanziert wird „Digitale Schule“ vom Bildungsministerium. Auch die beiden anderen größeren Zeitungen im Nordosten, die „Schweriner Volkszeitung“ und der „Nordkurier“, sind am Projekt beteiligt.

Begleitet wird das Projekt in der OZ durch regelmäßige Beiträge zu den Themen Bildung, Schule und Jugend, die auf sämtlichen digitalen Kanälen veröffentlicht werden, ebenso in der OZ-Papierausgabe.

Von Klaus Amberger

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