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„Ich bin ein Schisser im Dunkeln“: Der Cast der neuen Horror-Serie „Was wir fürchten“ im Interview

„Ich bin ein Schisser im Dunkeln“: Der Cast der neuen Horror-Serie „Was wir fürchten“ im Interview
Foto: ZDF/Jan Hromadko/[M] Serviceplan

Passend zu Herbst und Halloween strahlt ZDFneo die neue Horror-Young-Adult Serie „Was wir fürchten“ aus. Im Interview mit MADS-Autorin Tara sprechen die drei Hauptdarsteller Mina-Giselle Rüffer, Paul Ahrens und Alessandro Schuster über die Dreharbeiten, ihre persönlichen Ängste und Missstände in der Schauspielbranche.


Mina, Paul und Alessandro, ihr habt alle schon an vielen verschiedenen Sets gearbeitet. Wie verlief der Dreh von „Was wir fürchten“?

Alessandro: „Der Dreh in Prag ging über zwei Monate und war daher sehr intensiv. Dadurch, dass die Serie ein eher jüngeres Publikum anspricht, war ein besonderer Reiz für das Genre da, und die Arbeit mit den Kolleg*innen war eine große Freude.“

Mina: „Wir hatten sehr lange Drehtage mit vielen Vorbereitungen. Gerade weil ich noch nie in dem Genre gespielt habe, war die Arbeit sehr spannend. Ich liebe so was.“

Paul: „Die Arbeit war insgesamt sehr schön. Mina und ich waren ja schon vorher befreundet, was den Dreh noch angenehmer gemacht hat, aber auch der restliche Cast war toll, und alle haben sich super verstanden.“

Mina-Giselle Rüffer (20) als Lisa Abel. Foto: ZDF/Stanislav HONZIK//Bavaria Fiction GmbH 2022

Die Charaktere in der Serie sind alle sehr vielschichtig, in welchen Punkten unterscheidet ihr selbst euch am meisten von euren Rollen?

Mina: „Ich glaube, wir unterscheiden uns alle sehr von unseren Rollen, natürlich auch, weil alles in einer fiktiven Welt spielt. Ich würde komplett durchdrehen, wenn ich solche Dinge wie Lisa sehen würde. Man muss auch mutig sein, um wie Lisa einfach in die Dunkelheit reinzulaufen. Sie geht sehr direkt damit um, ich muss alles erst mal von einer Distanz betrachten und viel überlegen.“

Paul: „Simon lässt sehr viel über sich ergehen und kann nicht für sich einstehen. Das habe ich zum Glück in den letzten Jahren gelernt.“

Alessandro: „Ich könnte nur eine Gemeinsamkeit nennen: Leon und ich sind beide sehr empathisch, auch wenn man das bei meiner Figur vielleicht nicht sofort denkt. Sonst sind wir sehr verschieden. Ich brauche aber für jede Rolle, die ich spiele, eine gewisse Sympathie, egal, was es ist, sonst funktioniert das nicht.“

In der Serie fürchten sich eure Rollen vor Übernatürlichem. Wovor fürchtet ihr euch?

Paul: „Mir fällt nicht direkt etwas ein, wovor ich mich fürchte. Manchmal bringt ein wenig Gruseln ja auch Spaß.“

Mina: „Ich bin ein Schisser im Dunkeln. Ansonsten hat man die Ängste, die wahrscheinlich viele junge Menschen dieser Generation haben, wenn es um die Zukunft geht.“

Alessandro: „Ich fürchte mich vor Dummheit. Vor Machtgier und vor Dummheit. Ich könnte sogar fast sagen, ich fürchte mich vor Menschen, aber es gibt zum Glück genug Menschen in meinem Leben, die mir zeigen, dass es auch noch gute gibt.“

Darum geht es in „Was wir fürchten“

Lisa und ihre Mutter Franka sind gerade erst in den Schwarzwald gezogen. Bei der Gedenkfeier zu einem Amoklauf, der ein Jahr zuvor an Lisas neuer Schule stattgefunden hat, werden sie Zeuginnen eines Selbstmords. Während Franka als neue Polizeichefin dazu ermittelt, wird Lisa von unheimlichen Erscheinungen heimgesucht. Die Ermittlungen fördern ungelöste Fragen zum Amoklauf zutage. Zudem stößt Franka auf starken Widerstand im Dorf.

Doch Lisa scheint der Wahrheit auf unkonventionelle Weise näherzukommen. Das Reich der Toten nimmt Kontakt zu ihr auf und will ihr offenbar etwas mitteilen. Simon hat dagegen mit anderem zu kämpfen. Sein strenggläubiger Vater Karl ist hinter sein Geheimnis gekommen: Simon ist homosexuell. Unter dem Druck seines Vaters entscheidet sich Simon für eine Konversionstherapie.

Die Regie der neuen Horror-Young-Adult Serie übernahm Daniel Rübesam. „Was wir fürchten“ läuft am Dienstag, 31. Oktober, ab 22.30 Uhr auf ZDFneo. In der ZDF-Mediathek ist die Serie ab Freitag, den 20. Oktober, 10 Uhr, verfügbar.

Wie schafft ihr es, euch nach den Dreharbeiten wieder von eurer Rolle zu lösen?

Alessandro: „Ich habe mir nie wirklich eine Technik überlegt. Dir erklärt auch keiner so wirklich, wie es funktioniert, das muss, glaub ich, jeder individuell für sich herausfinden. Grundsätzlich kriege ich den Cut hin, sobald der Take beendet ist und ich aus dem Kostüm gehe. Vereinzelt gibt es Rollen und Projekte, wo ein gewisses Grundgefühl auch mal über ein oder zwei Tage anhalten kann.“

Mina: „Genau, da wir alle keine richtige Schauspielausbildung haben, haben wir bis jetzt durch die Praxis gelernt. Ich habe noch keine konkrete Methode gelernt, aber wende einzelne Übungen an, die ich durch Schauspieltrainings, Drehen und Coachings gelernt habe. Daher möchte ich mich in der Zukunft gerne weiter ausbilden, um genau diese technischen Aspekte des Schauspiels besser anwenden zu können. Ob der Ausbildungsort unbedingt die Schauspielschule sein wird, weiß ich noch nicht.“

Paul: „Ich versuche immer etwas Persönliches in meine Rolle hereinzubringen. Simon als Rolle war sehr intensiv in der Vorbereitung und ich musste viele Emotionen kreieren. Deswegen war es schwierig, nach der Arbeit davon wieder loszulassen. Ein paar Tage waren kräftemäßig sehr herausfordernd, und man war emotional auf einem anderen Trip. Bei dem Projekt habe ich mit einem Coach zusammengearbeitet, um die Rolle wieder richtig loslassen zu können.“

Paul Ahrens (21) als Simon Schneider. Foto: ZDF/© Zuzana Panská/ Bavaria Ficti

Was stört euch an eurem Beruf?

Paul: „Es ist schwierig, einen gesunden Umgang mit der Menge an Projekten zu finden. Drehen ist das höchste Gut, und jeder ist dankbar, wenn man die Möglichkeit dazu bekommt. Die Arbeit ist allerdings oft sehr kräftezehrend und intensiv. Andererseits ist es aber ein großes Privileg für uns, diesen Job überhaupt ausüben zu können. Das macht es schwierig, für sich selbst in Verantwortung zu stehen und dann ein Projekt wirklich abzusagen, wenn es einem zu viel wird.“

Mina: „Besonders als junge Person fällt es schwer, Grenzen zu setzen. Man muss sehr stark kämpfen, dass man überhaupt drehen darf, und man muss teilweise wahnsinnig lange Arbeit suchen. Es ist ein unvorhersehbarer Beruf und die Belastung, immer flexibel sein zu müssen, erfordert viel Energie. Sich anderen Sachen zu widmen ist oft schwierig im Schauspielalltag, deswegen bin ich gerade auch sehr froh, hier in Italien zu sein und den Sprachkurs für mich zu machen.“

Alessandro: „Das Einzige, was wir in unserer Arbeit mitbringen, ist unseren Körper und Geist als Werkzeugkasten. Und das wird permanent bewertet – auch außerhalb des Sets. Gerade für junge Schauspieler*innen kann das oft auch sehr belastend sein. Je früher die Bewertung, desto größer auch die psychische Herausforderung. Da werden schnell mal eigene Grenzen überschritten, und das ist nicht immer einfach. Wichtig ist, sich selbst treu zu bleiben.“

Alessandro Schuster (21) als Leon Müller. Foto: ZDF/Stanislav HONZIK//Bavaria Fiction GmbH 2022

Ihr sprecht viel von Grenzüberschreitungen, was genau meint ihr damit?

Mina: „Ich glaube, dass wenige Agent*innen, die Kinder und junge Erwachsene betreuen, wirklich Aufklärung darüber betreiben, welche Rechte einem als Schauspieler*in zustehen. Da kommen beispielsweise zu lange Arbeitszeiten als Kind regelmäßig vor. In Drehsituationen, in denen man weiß, dass jeder Drehtag mehrere Tausend Euro kostet, ist es umso schwieriger, Nein zu sagen, und man bekommt den Eindruck, dass das hier eben so läuft. Es frustriert mich, dass ich früher Sachen mit mir habe machen lassen, bei denen ich mir jetzt mit mehr Erfahrung denke, „das wollte ich eigentlich gar nicht“ oder „das durften die gar nicht“. Leider erfahren viele nicht den Schutz, den sie eigentlich brauchen.“

Was würdet ihr jungen Schauspielerinnen und Schauspielern noch auf den Weg geben?

Paul: „Steht für euch ein, auch wenn man manchmal das Gefühl hat, dass man das nicht kann. Glaubt an euren eigenen Wert und gebt niemals auf.“

Mina: „Entfernt euch von der Angst, „kompliziert“ zu sein oder einen „Aufstand“ zu machen. Macht euren Wert nicht davon abhängig wie viel man schon gedreht hat, was auch bedeutet, dass man nicht alles drehen muss, was einem angeboten wird. Es ist ganz wichtig, sich von Menschen in der Branche, die eine veraltete Arbeitsmoral vertreten, nicht zu sehr beeinflussen zu lassen. Damit meine ich Menschen, die erwarten, dass man sich selbst aufgibt, oder die trotz der vielen Diskussionen um die Branche diskriminierende Strukturen vertreten. Auch wenn einem dieses Gefühl nicht immer vermittelt wird, hat jeder am Set das Recht, gleichermaßen respektiert zu werden, egal wie jung oder unerfahren und egal welchen Job man am Set bedient. Bleibt bei euch selbst.“

Interview: Tara Yakar


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Über den Autor/die Autorin:

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Unter diesem Namen sammeln wir Beiträge von Gastautorinnen und -autoren, Autorenkollektiven oder freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bei MADS. Die Namen des jeweiligen Autors oder der jeweiligen Autorin stehen unter dem einzelnen Beitrag.

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