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Tradwives: Festgefahrenes Rollenklischee oder feministische Wahlfreiheit?

Tradwives: Festgefahrenes Rollenklischee oder feministische Wahlfreiheit?
Foto: Jason Briscoe/Unsplash

Auf Instagram und Tiktok trenden Profile von sogenannten Tradwives. Frauen, die sich auf ein traditionelles Rollenbild rückbesinnen und lediglich für Haushalt und Kindererziehung verantwortlich sein wollen. Viele halten das für problematisch, andere wiederum finden es erstrebenswert und inspirierend. Ein Kommentar.


Influencerin Nara Smith ist das beste Beispiel. Die nach eigenen Angaben 22-Jährige postet ästhetische Videos von sich, wie sie perfekt gestylt und mit offensichtlichem Babybauch frische Gerichte für Ehemann und Kinder zubereitet. Das ist Tradwife-Content. Damit ist sie nicht allein, etliche weitere Profile posten wie sie Beiträge über Haushaltsführung, Kochen, Ehemann und Kinder.

Déjà-Vu: Das sind doch Hausfrauen?

Das kennt man doch irgendwoher? „Eine Frau hat zwei Lebensfragen: Was soll ich anziehen, und was soll ich kochen?“, heißt es in einer deutschen Fernsehwerbung der 50er-Jahre, in der eine adrett gekleidete Frau durch ihre Küche schwebt. Tradwives sind Hausfrauen, sie leben ein traditionelles Rollenbild, das vielen jedoch veraltet erscheinen mag.

Verurteilen sollte man die Tradwives nicht per se, der Feminismus hat dafür gekämpft, dass Frauen frei wählen dürfen, was sie zu ihrem Lebensinhalt machen wollen. Durchaus gibt es hier Creatorinnen, die ähnlich wie Mumfluencer einfach ihren Alltag teilen und dabei ihren Followerinnen und Followern vielleicht noch Tipps und Inspiration mitgeben möchten.

Abhängigkeit ist gefährlich

Diese Influencerinnen verschleiern jedoch, dass die Entscheidung zum reinen Hausfrauen-Dasein auch ein großes Risiko mit sich bringt: finanzielle Abhängigkeit. Ottonormalverbraucherinnen, die sich für ein Leben als Hausfrau entscheiden, verdienen im Gegensatz zu den Tradwife-Accounts kein Geld auf Social Media. Komplett auf den Ehemann angewiesen zu sein heißt auch, ihn nicht verlassen zu können, Entscheidungen nur dann treffen zu können, wenn der Ehemann bereit ist, diese zu finanzieren. Und es bedeutet, nur eine sehr geringe Altersvorsorge zu haben, sollte der Ehepartner früher sterben.

Tradwives: Konservatismus als Trend

Dass der Tradwife-Trend so viel Zulauf und Follower findet, hat aber vielleicht auch andere Gründe. Laut einer ipsos-Studie empfindet es mehr als ein Drittel aller Millennials als unmännlich, wenn der Mann sich zu Hause um die Kinder kümmert. Auch eine Studie der „Financial Times“ kommt zu dem Ergebnis, dass junge Männer zumindest immer konservativer eingestellt sind. Tradwives bedienen mit ihrem Content diese konservativen Strömungen.

Privates ist politisch

Man kann Tradwives nicht als Indikator für Rückschritte der Gesellschaft benutzen, aber ihr Content ist zum Teil alarmierend. Amerikanische Accounts propagieren damit zum Beispiel rechte Ideologien. Dort bezeichnen sich Frauen selbst als Antifeministinnen und sprechen sich gegen Abtreibungen, Pornos oder die Pille aus. Auch manche deutsche Tradwives lassen sich vom rechten Spektrum nicht trennen. @tradwivefactory etwa predigt auf Instagram und Tiktok, dass eine Frau ihrem Ehemann hörig zu sein hat.

Die AfD fordert in ihrem Wahlkampf die Rückkehr eines traditionellen Frauenbildes und hat angefangen, Tradwives für sich zu instrumentalisieren. So postete die AfD Sachsen 2022 ein Meme über ihr Idealbild einer Frau als Hausfrau (attraktiv, gesund und glücklich) im Vergleich zu sogenannten modernen Frauen (ungepflegt, zum dritten Mal abgetrieben und unsicher). Auch wenn einige es vielleicht gern anders sähen, aber der Trend der Tradwives kann durch ideologisch eingefärbte Accounts und Rechte, die ihn für ihre Ideologie nutzen, nicht als ungefährlich betrachtet werden. Denn er ist auch Sinnbild der weiblichen Unterdrückung, die mit Antifeminismus zwangsläufig einhergeht: Frauen werden ungefragt für fremde Zwecke genutzt und instrumentalisiert.

Von Jennifer Kramer


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Über den Autor/die Autorin:

Jennifer Kramer

Jennifer (22) studiert in Hannover Politikwissenschaft. Damit das Studium nicht zu eintönig wird, schreibt sie nebenbei für MADS über alles, was sie bewegt. Besonders gern über Politik, Kultur und Literatur.

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