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Alarmierende Studie: Immer mehr Jugendliche sind psychisch krank

Alarmierende Studie: Immer mehr Jugendliche sind psychisch krank
Foto:  Getty Images

Sie büffeln bis spät in die Nacht und am Wochenende, checken ständig ihre Sozialen Medien, spielen Hockey, Playstation und lernen ein Musikinstrument, dazu kommt Streit mit Familie und Freunden. Am Ende stehen Schüler unter einem riesigen Druck, der sich in psychischen Krankheiten niederschlägt. Das ist das alarmierende Ergebnis einer Studie, die die Kaufmännische Krankenkasse KKH am Mittwoch in Hannover vorgestellt hat.

Wegen meist stressbedingter psychischer Krankheiten sind laut der Studie immer mehr Schüler in ärztlicher oder therapeutischer Behandlung. Das geht aus einer Auswertung der Versichertendaten von 26.500 Sechs- bis 18-Jährigen hervor. Hochgerechnet seien etwa 1,1 der insgesamt rund neun Millionen Sechs- bis 18-Jährigen in Deutschland betroffen. Die Studie vergleicht Daten der vergangenen zehn Jahre.

Studie verzeichnet enormen Anstieg bei Älteren

„Die Auswertung ist alarmierend. Immer mehr Schüler fühlen sich unter Druck – viele von ihnen so sehr, dass sie davon krank werden“, sagte Psychologin Franziska Klemm bei der Vorstellung der Studie. Im vergangenen Jahr litten demnach rund 8300 Sechs- bis 18-Jährige unter sogenannten Anpassungsstörungen, also unter depressiven Reaktionen aufgrund körperlicher und seelischer Belastungen wie sie etwa bei hohem Leistungsdruck und Mobbing entstehen. Den größten Anstieg mit 90 Prozent im Vergleich zu 2007 gab es hier bei den 13- bis 18-Jährigen. „Das zeigt: Der Stress nimmt mit den Schuljahren und den Anforderungen zu“, so die Psychologin.

Die Symptome bei Anpassungsstörungen reichen vom Gedankenkarussell bis hin zu Frustration, Reizbarkeit und Mutlosigkeit. Von Angststörungen wie Panikattacken waren außerdem rund 3400 Schüler betroffen. Auch hier gab es bei den Älteren den größten Anstieg mit 76 Prozent. Nicht selten mündeten permanenter Stress, Druck und Mobbingerfahrungen in eine Depression.

Drastischer Anstieg bei Diagnose Burnout

Bei Depressionen verzeichnete die Kasse den größten Anstieg überhaupt mit 120 Prozent. Immer häufiger stellten Ärzte schon im Schulalter die Diagnose Burnout. Statistisch betreffe dies bisher zwar „nur“ eine kleine Gruppe von rund 1000 jungen Versicherten, doch der „drastische Anstieg der Fälle zeigt, dass immer mehr Schüler Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung haben und ausgebrannt sind“, sagte Psychologin Klemm.

Als Ursachen nennt die Studie den hohen Leistungsdruck durch Schule und Eltern, digitale Reizüberflutung, Mobbing in sozialen Netzwerken sowie Versagensängste. Eltern könnten dies erkennen: Bevor es zu schwerwiegenden Erkrankungen wie Depressionen komme, klagten die betroffenen Mädchen und Jungen häufig über Erschöpfung oder auch Kopf-, Bauch- oder Magenschmerzen. Insgesamt seien bei den Jugendlichen deutlich mehr Mädchen davon betroffen.

Normale Leistungen werden abgewertet

Marcel Romanos, Leiter der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie der Universität Würzburg, ist der Ansicht, dass nicht unbedingt die Schule mehr Anforderungen an die Jugendlichen stellt. Vielmehr würden von ihnen Zuhause und im sozialen Umfeld immer bessere Leistungen erwartet. „Normale, durchschnittliche Leistungen werden dagegen oft abgewertet oder problematisiert.“ Darüber hinaus sollten Eltern auf einen sinnvollen Umgang mit Smartphones und Sozialen Medien achten. „Entscheidend ist die richtige Dosierung, Verbote dagegen machen digitale Medien nur noch attraktiver.“

Ein weiterer Grund für die Zunahme der psychiatrischer Diagnosen beim Nachwuchs sieht der Klinikleiter darin, dass man die Probleme heute nicht mehr tabuisiere, sondern beim Namen nenne. „Dies hat sicherlich auch damit zu tun, dass Eltern ihre Kinder besser im Blick haben, schon allein deshalb, weil die Familien kleiner sind als früher.“

Allerdings sollte dies nicht zu übertriebener Fürsorge führen, warnt er. „Es ist wichtig für die gesunde Entwicklung, Widerstände zu überwinden und die eine oder andere fordernde Situation auszuhalten und durchzustehen.“ Manchen Eltern falle es aber schwer, die richtige Balance zwischen Fürsorge und Förderung der Eigenständigkeit zu finden.

Von Sonja Fröhlich/RND


Über den Autor/die Autorin:

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