„Wir sind die Generation, die handeln will“: Jugendbotschafterin demonstriert beim G7-Gipfel
Ende Juni fand der G7-Gipfel in Elmau statt, der unter anderem Armut und globale Gesundheit zum Thema hatte. Für diese Themen setzt sich die internationale Kampagnenorganisation ONE ein. Daher war auch Jugendbotschafterin Kaya Wilczek (20) vor Ort.
Seit ein paar Monaten engagiert sich Kaya beim Jugendbotschafterprogramm der Organisation ONE. Ihr ist es wichtig, dass sich die Jugend für eine lebenswerte Zukunft einsetzt. Die 20-jährige Hannoveranerin war vom 23. bis zum 25. Juni im Vorfeld des G7-Gipfels in Garmisch. Gemeinsam mit anderen Jugendbotschafterinnen und Jugendbotschaftern hat sie Passantinnen und Passanten über die Forderungen von ONE informiert und vor dem Pressezentrum demonstriert. Dafür hatten sich die Teilnehmenden mit Papp-Masken als die Regierungschefs der G7-Staaten verkleidet. Kaya trug eine Justin-Trudeau-Maske. In Lederhosen und mit leeren Weizenbiergläsern in der Hand demonstrierten sie gegen die Hungerkrise.
Enttäuschung bei ONE über die Resultate des G7-Gipfels
Vom Gipfel hatte sich Kaya erhofft, dass die G7 konkrete Lösungen entwickeln. Doch: „Die Resultate in den Bereichen Bekämpfung der Klimakrise, Ernährungssicherheit und globale Gesundheit sind enttäuschend“, meint Kaya. „Die Antworten sind sehr vage und es gab keine konkreten Lösungsvorschläge.“ Laut Welthungerhilfe haben weltweit bis zu 811 Millionen Menschen nicht genug zu essen, 345 Millionen leiden unter akutem Hunger. Die 4,5 Milliarden Dollar, die für die Ernährungssicherheit eingesetzt werden sollen, bewertet Kaya als zu gering, um die Hungerkrise langfristig zu bekämpfen.
Zu dieser Einschätzung kommt auch das Welternährungsprogramm der UN, das 14 Milliarden Dollar zusätzlich erwartet, um den Hunger bis 2030 zu besiegen. ONE hatte gefordert, dass konkrete Ergebnisse umgesetzt werden, der globale Fonds aufgefüllt wird und die Ernährungskrise gelöst wird. „Den Eifer gegen Russlands Aggression vermissen wir bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie, der Hunger-Krise und des Klimawandels“, prangert Stephan Exo-Kreischer, Direktor von ONE Deutschland, in der Pressemitteilung nach dem Gipfel an.
Fokus auf Bedürfnisse der Menschen in Subsahara-Afrika
Walter Bruchhausen, Professor für Global Health am Universitätsklinikum Bonn, würde sich von der Weltgemeinschaft wünschen, dass sie nicht nur Infektionskrankheiten in den Blick nimmt, sondern auch die chirurgische Versorgung und die Ausstattung qualifizierten Personals verbessert. Denn gerade die Müttersterblichkeit, die aus einer unzureichenden chirurgischen Versorgungslage unter der Geburt resultiert, ist ein weit verbreitetes Problem. Er fordert, die Verhältnismäßigkeit der Gesundheitsprobleme und nicht nur die Interessen des Nordens in den Blick zu nehmen. „Die Perspektive sollte auch auf die Bedürfnisse der betroffenen Menschen in Afrika gelegt werden.“
Die Bedürfnisse der Menschen in den Fokus zu stellen, fordert auch Kaya. Gerade in der Corona-Pandemie sei ihr aufgefallen, wie privilegiert sie und andere sind, erzählt die Jugendbotschafterin. Schließlich gibt es weltweit Millionen Kinder, die nicht zur Schule gehen können, was wiederum zu Kinderarbeit und der Schließung von Kinderehen führt. Ihr Privileg möchte sie nutzen, um dazu beizutragen, die Welt ein Stück gerechter zu machen. Sie findet es gut, dass ONE einen strukturellen Ansatz für die Bekämpfung von extremer Armut und Krankheiten weltweit forciert.
Aktionen der Jugendbotschafterinnen und -botschafter
Im Mai war Kaya mit anderen Aktivistinnen und Aktivisten bereits in Berlin. Dort konnten sie Svenja Schulze treffen, Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Zudem sind die Jugendbotschafter und Jugendbotschafterinnen mit einer überdimensional großen Postkarte durch die Stadt gelaufen und haben Menschen auf der Straße zu den Themen von ONE und dem G7-Gipfel informiert. Die Bürgerinnen und Bürger konnten ihre Forderungen an Scholz und die G7 auf Postkarten schreiben, die von ONE ans Kanzleramt überbracht wurden – 4028 sind zusammengekommen.
Bei ONE möchte sich Kaya weiterhin engagieren, die Arbeit macht ihr Freude. Kaya fordert, dass keine weiteren Abhängigkeiten geschaffen werden – „damit sich der afrikanische Kontinent von Europa loslöst und es eine Partnerschaft zwischen den Kontinenten gibt.“ Ihr privates Engagement hat auch Auswirkungen auf Kayas Berufswunsch. Sie kann sich vorstellen, Internationale Beziehungen zu studieren und später in einer GO oder NGO zu arbeiten.
Von Sonja Scheller
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