MADS Global: Was Birte in Thessaloniki gelernt hat
Jede Woche stellen wir Jugendliche vor, die im Ausland leben und lernen. Diese Woche erzählt Birte (26) über ihr Auslandssemester in Thessaloniki
Spanien, Großbritannien, Frankreich – hier brummt das Erasmus-Leben. Weil der Master-Studiengang „IT-Recht und Recht des geistigen Eigentums“ als Zusatzqualifikation meines Jura-Studiums ein Auslandssemester vorsieht, hatte ich die Wahl – und entschied mich für Griechenland. Ich wollte nicht nur mein Englisch aufbessern, sondern auch etwas komplett Neues ausprobieren. So landete ich an der Aristotle University Thessaloniki. In dem Land herrscht die Meinung, dass für Studenten alles kostenlos sein sollte: Ich durfte drei Mal täglich kostenlos in der Mensa essen, bekam Bücher umsonst und viele Rabatte.
In der Uni war ich jedoch nicht oft, weil ich nur drei Vorlesungen pro Woche hatte. Langweilig wurde mir aber nicht: Die studentische Erasmus-Gruppe hat fast jeden Tag Aktionen angeboten. Ich war in der Theatergruppe, habe Ausflüge in die Umgebung gemacht und mich sozial engagiert: von Essen austeilen bis zum Strand säubern. Letzteres war dringend nötig. Erst an der Ägäis-Küste bemerkte ich, wie weit wir Deutschen im Klimaschutz sind: Die Griechen haben keine Mülltrennung und die Strände sowie Straßen sind voller Plastik – weil alles dreifach darin eingepackt ist.
Glücklichsein wie die Griechen
Dafür können wir andere Dinge von den Griechen lernen. Zum Beispiel, mit wenig glücklich zu sein. Denn die Krise ist noch immer spürbar: Studierte Architekten fahren Taxi, weil sie keinen Job finden. Eine griechische Freundin geht zeitweise nach England, um dort zu arbeiten. Studenten freuen sich über einen Lohn von fünf Euro die Stunde. Und dennoch sind die Menschen so hilfsbereit, gastfreundlich und gut gelaunt, wie ich es noch in keinem anderen Land erlebt habe. Schade, dass sich häufig über sie lustig gemacht wird. In Wirklichkeit sind sie uns in der Sache voraus – auch wenn sie nicht viel zum Leben haben.
Von Sarah Seitz
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