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Fisch aus dem Labor: Wie ein deutsches Start-up die Meere retten will

Fisch aus dem Labor: Wie ein deutsches Start-up die Meere retten will
Foto: Wim Jansen/Bluu GmbH

Das deutsche Start-up Bluu Seafood stellt zellbasierten Fisch her, für den kein Tier mehr sterben muss. Im August hat das Unternehmen bereits seine ersten Produkte präsentiert.


Nachhaltigkeit spielt nicht nur beim Konsum von Kleidung eine Rolle, sondern auch beim Konsum von Lebensmitteln. Das ist vor allem jungen Menschen wichtig: Laut einer aktuellen Studie der vivida bkk und der Stiftung Die Gesundarbeiter verzichten viele auf Fleisch, Milch und Eier. Mehr als acht von zehn jungen Erwachsenen setzen auf nachhaltige Ernährung, tierische Produkte werden durch pflanzliche ersetzt.

Besonders schwierig ist es heutzutage, mit gutem Gewissen Fisch zu essen. Eine aktuelle Statistik der Welternährungsorganisation FAO hat ergeben, dass im Jahr 2019 mehr als ein Drittel der weltweiten Fischbestände überfischt waren. Dort wird also mehr Fisch gefangen, als auf natürliche Weise nachkommen oder zuwandern kann. Das gefährdet nicht nur die Ernährungsgrundlage von Millionen von Menschen, sondern bedroht auch die biologische Vielfalt der Ökosysteme. Ein deutsches Start-up könnte jetzt aber die Lösung für dieses Problem haben.

Zellbasierter Fisch soll die Weltmeere retten

Bluu Seafood ist das erste Unternehmen Europas, welches sich auf die kommerzielle Herstellung von zellbasiertem Fisch spezialisiert hat. Dieser wird aus echten Fischzellen hergestellt und im Labor gezüchtet. Im Gegensatz zu wild gefangenem Fisch wird hierbei nicht ein einziges Fangnetz ausgeworfen und auch kein Tier verletzt. Aber wie funktioniert das Ganze?

Zunächst werden Zellen aus dem Muskelgewebe eines Fisches entnommen – und zwar nur ein einziges Mal. Diese werden dann in einem sogenannten Bioreaktor mit einer nährstoffreichen Flüssigkeit „gefüttert“, damit diese sich teilen und somit endlos vermehren können. Unter verschiedenen Bedingungen wird dabei die Ausbildung verschiedener Zellarten wie etwa Muskel-, Fett- oder Bindegewebszellen erreicht. Je nach Endprodukt wachsen die Zellen an sogenannten Gerüststrukturen, werden in 3D-Druck-Verfahren miteinander kombiniert oder auch mit pflanzenbasierten Proteinen vermengt, um Textur und Form zu bilden, die dem Original in nichts nachstehen.

Das habe den Vorteil, dass in den Bioreaktoren nur das produziert wird, was der Verbraucher am Ende auch konsumieren möchte. Der im Labor hergestellte Fisch ist zudem frei von Mikroplastik, Schwermetallen oder Antibiotika, und die Produktion geht obendrein noch wesentlich schneller. „Ein Lachs in Aquakultur braucht zwei bis drei Jahre, bis er schlachtreif ist, bei uns dauert ein Produktionszyklus vier bis sechs Wochen“, sagt Hans-Georg Höllerer, der bei Bluu Seafood für Geschäftsentwicklung und Betrieb zuständig ist.

Zu den Produkten von Bluu Seafood gehören neben Fischbällchen und Fischstäbchen auch täuschend echte Fischfilets und Sashimi. Sogar Neukreationen seien möglich, die das Beste der realen Fischarten verbinden, sagt Höllerer. „Wir können Fischfleisch produzieren, dass beispielsweise einen besonders hohen Omega-3-Fettsäuren-Gehalt oder besonders viel Vitamin D aufweist und somit die gesundheitsfördernden Aspekte des Fisches noch verstärken. Gerade auf dem asiatischen Markt gibt es hierfür großes Interesse.“

Foto: Wim Jansen/Bluu GmbH

Bis dieser zellbasierte Fisch aber in deutschen Supermärkten landet, könnte es noch eine Weile dauern. In anderen Ländern sind die Zulassungsfristen jedoch kürzer, meint Höllerer. „In Singapur sehen wir hoffentlich Ende nächsten Jahres Fischstäbchen und -bällchen in ausgesuchten Restaurants. In Deutschland wohl frühestens 2025.“

Von Benjamin Wätzold


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