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Abi – und dann? Das hat diesen sechs Abiturienten bei der Entscheidung geholfen

Abi – und dann? Das hat diesen sechs Abiturienten bei der Entscheidung geholfen
Foto: Joshua Ness/Unsplash

Auszeit, Ausbildung oder direkt studieren? Nach dem Abi wissen viele nicht, wie es weitergeht. MADS-Autoren erzählen, wie sie sich entschieden haben.


Anders herum: Was will ich nicht machen?

Tim Klein hat sich gefragt, was er nicht studieren will – und ist so zu einer Entscheidung gekommen.

Nach der Schule stehen Abiturienten alle Türen offen. Knapp 20 000 Studiengänge und über 300 Ausbildungsberufe gibt es in Deutschland. Vielen macht das Druck. Mir auch. Dazu kommen Mitschüler, die schon seit Monaten einen Studienplatz haben oder sich zumindest sicher sind, dass sie Musik oder Psychologie studieren wollen. Mir hat es nach dem Abi geholfen, umzudenken. Statt mich zu fragen: „Was willst du machen?“ habe ich überlegt „Was willst du nicht machen?“ Ich konnte alle naturwissenschaftlichen Studiengänge ausschließen. Dieser Bereich zählte noch nie zu meinen Stärken. Dazu habe ich aufgehört, mich selbst unter Druck zu setzen, und den Rat meiner Eltern ignoriert. Ich will keinen Beruf, um das große Geld zu machen. Ich will einen Beruf, in dem ich mich freue, zur Arbeit zu gehen. Da ich meine Auswahl nicht auf einen Studiengang beschränken konnte, habe ich mich kurzerhand für Sozialwissenschaften entschieden. Ob ich dieses Studium abschließen werde, weiß ich nicht. Bis jetzt gefällt es mir aber sehr. Wenn Sozialwissenschaften doch nichts für mich ist, werde ich einfach etwas Neues anfangen. Die Studienwahl ist ja keine endgültige Entscheidung. Von Tim Klein

Doppeltes Gap Year

Carlotta Hartmann hat nach ihrem Gap Year noch eins eingelegt.

Erst Freiwilligendienst, dann Studium: Dass ich nach dem Abi erst mal ein Jahr lang nach Laos gehen würde, um dort Englisch zu unterrichten, hatte ich schon Anfang der 12. Klasse festgelegt. Mit der Frage, wie es nach der Schule weitergehen sollte, hatten viele meiner Freunde das ganze Jahr zu kämpfen. Ich hatte diese Unsicherheit einfach umgangen. Dachte ich. Nach einem aufregenden Jahr begann ich erst halbherzig, dann panisch, mich nach Studiengängen umzuschauen.

Statt meinen Weg zu finden, hatte ich unzählig viele neue Möglichkeiten entdeckt: Medizin oder Internationale Beziehungen oder doch Journalismus? „Und, was machst du jetzt?“, wollten alle nach meiner Rückkehr aus Laos wissen. Jedes Mal wurde mir unwohl – selbst die Freunde, die ein Gap-Year gemacht hatten, gingen jetzt studieren. Weil ich mich aber nicht für einen Studiengang entscheiden konnte, ließ ich es – und beschloss, mir noch ein Jahr Zeit zu lassen. Um stattdessen das Arbeitsleben besser kennenzulernen, machte ich zwei journalistische Praktika. Und wusste danach, dass ich Politik in Oxford studieren möchte.  So kann ich mich darauf vorbereiten, später Journalistin zu werden, aber lasse mir andere Optionen offen. Von Carlotta Hartmann

Mit Plan B oder C zum Ziel

Konstantin Klenke hat gelernt, sich einen Plan B – oder sogar C – zurecht zu legen.

Nach meinem Abi lief nichts wie geplant. Am liebsten hätte ich ein Orientierungsstudium weit weg von zu Hause absolviert: Dabei wohnt man mit etwa 50 anderen Abiturienten zusammen und probiert ein Jahr lang alle Studienfächer aus, die man interessant findet. Allerdings gibt es dafür nur wenige Plätze. Die  Absage, die ich bekam, traf mich also nicht ganz so hart – immerhin hatte ich schon damit gerechnet und deshalb einen Plan B geschmiedet: Doch der Anwalt, der mir eigentlich ein Praktikum zugesichert hatte, sagte kurzfristig ab – und die Partei, bei der ich mich bewarb, meldete sich nicht zurück.

Dafür lernte ich spontan andere Ecken der Welt kennen. In einem Zeitungspraktikum lebte ich meine Neugier und meine Freude am Schreiben aus. Auf einer Indienreise bekam ich einen Eindruck von einer anderen Kultur. Und in Neuseeland entdeckte ich bei High-School-Besuch und Freiwilligenarbeit meinen Spaß an Umweltschutz, Design und der englischen Sprache. 

Trotzdem studiere ich nun erst mal die Fächer, die mir in der Schule gut lagen: Politik und Deutsch. Damit lege ich mich noch nicht auf einen Beruf fest und mache trotzdem etwas, was mir gefällt. Und weiß auch: Die Welt geht nicht unter, wenn Dinge nicht so klappen, wie ich sie mir vorgestellt habe. Von Konstantin Klenke

Nicht stressen lassen

Marie Sußebach will nicht nur deshalb studieren, weil sie das Gefühl hat, es zu müssen – und lässt sich Zeit.

Nach dem Abi wollte ich ins Ausland. Im Unterricht helfen oder Straßenkinder betreuen, eben etwas Ehrenamtliches mit Kindern machen. Zwar habe ich mich immer fürs Schreiben, Filmemachen und Fotografie interessiert – und wollte nie Lehrerin oder Erzieherin werden – aber ich hatte das Bedürfnis, etwas Neues auszuprobieren. Dazu gehörte auch, dass ich nicht durch ein Studium direkt in einen neuen Lernprozess übergehen wollte. Ich bewarb mich für Stellen in Asien, Afrika und Südamerika. Doch einfach wurde es nicht.

Ich bekam Absagen, landete nur auf Wartelisten oder sagte selber ab. Meine Optionen wurden weniger und ich bekam Angst, am Ende leer auszugehen und doch in Deutschland bleiben zu müssen. Aber dann bekam ich doch noch eine Zusage für ein halbjähriges FSJ in Costa Rica – und war damit sehr glücklich. 

Jetzt bin ich zurück in Deutschland und mache Praktika in der Medienbranche. Alle fragen mich, was ich danach machen will, schließlich sei mein Gap-Year bald vorbei. 

Aber ich kann immer noch nur mit den Schultern zucken. Vielleicht Journalistik, vielleicht Psychologie. Ich will mich da auch gar nicht stressen. Ich bin noch so jung und will nicht nur deshalb etwas studieren, weil ich das Gefühl habe, etwas studieren zu müssen. Von Marie ​Sußebach

Durch falschen Studiengang zur Selbstfindung

Nina Hoffmann hat sich auf den Rat einer Berufsberaterin verlassen – und früh genug bemerkt, dass er falsch war.

​Langweilige Vorlesungen und stumpfes Auswendiglernen: Nach einem Semester Rechtswissenschaften wusste ich, dass ich mich für das falsche Studium entschieden hatte. Begeistert waren meine Eltern von dieser Einsicht nicht. Ich hätte es ja gar nicht richtig versucht, meinten sie, und hatten damit nicht ganz unrecht. Doch mit 18 Jahren war meine Entscheidung für das Studium ziemlich unbedarft gefallen. Weder ein Praktikum noch eine wirkliche Vorrecherche hatten mich auf die Studieninhalte vorbereitet – ich verließ mich lediglich auf den Rat einer Berufsberaterin, die mich gerade einmal zehn Minuten kannte. Ziemlich naiv von mir! Immerhin wusste ich bei meinem Fachwechsel umso besser, was mir bei meinem Studiengang wichtig ist: Statt Gesetze unhinterfragt zu büffeln, wollte ich die Themen ausgiebig diskutieren. Deshalb entschied ich mich im zweiten Anlauf für Sozialwissenschaften. Bereut habe ich die Wahl nicht. Ob Philosophie, Soziologie, Politik oder Psychologie – in meinem Studium kann ich mich in ganz unterschiedlichen Themenschwerpunkten weiterbilden. Gerade durch die Abwechslung bereitet mir mein Studium viel Freude. Aber auch meinen kurzen Einblick ins Jurastudium bedaure ich nicht. Ohne die Feststellung, was mir gerade nicht gefällt, wäre ich heute wohl nicht im zweiten Mastersemester. Von Nina Hoffmann

Auszeiten während des Studiums

Anna Beckmann hat das Gap Year verpasst – und sich kleine Auszeiten während ihres Studiums eingebaut.

„Bald bist du Studentin“, sagte meine Mama kurz vor meinen Abiprüfungen stolz. Dass ich als Zweite in der Familie zur Uni gehe, schien für sie festzustehen. Ich selbst war mir gar nicht so sicher, was ich an der Uni überhaupt machen soll. In meinem Kopf schwirrten Gedanken über eine Auszeit, in der ich Praktika mache oder die USA und Südafrika erkunde. Letztendlich entschied ich mich doch für ein Studium, wohl auch, weil meine Eltern dafür waren. Ich wollte meine Eltern stolz machen – und es war ein gutes Gefühl, sich von ihrem Wunsch leiten zu lassen. Immerhin hatten sie schon oft recht gehabt mit dem, was sie mir rieten.

Was genau ich studieren wollte, wusste ich nicht, und bewarb mich so in ganz Deutschland. Ich schickte Bewerbungen für Anglistik nach Düsseldorf, für Kulturwissenschaften nach Berlin. Nach viel Überlegen entschied ich mich schließlich für Germanistik und Politikwissenschaft in Göttingen – das hatte mich schon in der Schule interessiert. 

Das Gap-Year, dass ich eigentlich nach dem Abi machen wollte, fehlte mir im Studium manchmal schon. Besonders, wenn Freunde von ihren Reisen erzählten. Also habe ich einfach länger studiert, um Praktika zu machen und zu reisen. Und dabei hat sich sogar der After-Abi-Traum von der Reise nach Amerika verwirklicht. Von Anna Beckmann

Mehr zu Gap Years im Ausland:


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