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Warum es okay ist, sich nicht auf Weihnachten mit der Familie zu freuen

Warum es okay ist, sich nicht auf Weihnachten mit der Familie zu freuen
Foto: Unsplash/Jessica Da Rosa

Alle Jahre wieder trifft an Weihnachten leider auch die ganze Familie zusammen. Die Aussicht darauf, sich mit den entfernten Verwandten auseinandersetzen zu müssen, trübt bei vielen jungen Menschen die Stimmung. Warum das okay ist – und was helfen kann. Ein Rant von MADS-Autorin Jennifer.


Als jüngeres Familienmitglied fühlt man sich häufig machtlos, wenn beim Weihnachtsessen wieder die alljährlichen Debatten und Altkonflikte ausarten. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird es auch einen Moment am Esstisch geben, in dem man selbst plötzlich im Zentrum der Aufmerksamkeit steht. Dann hagelt es Fragen zu Ausbildung und Lebensplanung. Und egal, was man antwortet, es folgt Kritik und der wertvolle Hinweis, dass man es früher anders gemacht habe. Am Ende der Feiertage ist man deshalb meist schlecht gelaunt, hat den Selbsthass der Verwandten verinnerlicht und ist sich seiner Stellung in der familiären Nahrungskette wieder deutlich bewusst.

Weihnachten mit der Verwandtschaft: Kill them with kindness

Was also tun? Es gibt leider kein Geheimrezept, um endlich mal ein weihnachtliches Familienzusammentreffen wie in einem Hallmark-Movie zu erleben.

Oft malt man sich schon mit Blick auf die Feiertage aus, wie man dieses Mal kontern wird. Sinnlos! Egal wie gut man die Sinnhaftigkeit von Veganismus erklärt und was man alles bereits in Schule, Uni oder Beruf erreicht hat – das interessiert die Verwandten doch gar nicht. Sie wollen auf jemandem herumhacken und ihre Meinung ungefiltert teilen. Wenn sie ihr Gegenüber also nicht ernst nehmen, warum solltest du es dann tun? Eine Option: Höflich bleiben, kurz angebunden antworten und nur erzählen, was man auch erzählen möchte. So doof es klingt, die simpelste Lösung ist es, gelassen zu bleiben. Die Verwandten lassen viel schneller von einem ab, wenn man sich nicht provozieren lässt.

Individuelle Lösungen

Wo für viele die Gelassenheit – aus guten Gründen – endet, ist jedoch bei Menschenrechten. Auch wenn die anderen am Tisch genauso wenig die Meinung des rechtsextremen Onkels teilen wie du, starren sie um des Friedens Willen alle auf ihre Teller, wenn er in seine Tiraden über Geflüchtete und Ausländer verfällt. Hier hilft nur mutig sein und sachlich kontern. Vielleicht braucht es nur einmal den ersten Schritt, um rechts gesinnte und menschenfeindliche Familienmitglieder gemeinsam in die Schranken weisen zu können.

Foto: Unsplash/yerling villalobos

Natürlich kann diese Vorschläge nicht jeder anwenden. Konservative Verwandtschaft birgt für queere Jugendliche noch viel mehr Gefahren. Außerdem ist es auch ein entscheidender Faktor, wie die eignen Eltern zur erweiterten Verwandtschaft stehen und auf welcher Seite sie im Falle eine eskalierenden Streits stehen.

Familie als Spiegel der Gesellschaft

Was hilft: Das Gefühl, mit diesen Erfahrungen bei Familientreffs nicht allein zu sein. Denn das mulmige Gefühl vor dem Weihnachtsbesuch kennen wohl viele junge Menschen. Schließlich sind Familien ein Spiegel der Gesellschaft, hier kommen unterschiedliche Strömungen und Meinungen zusammen, die sich nur allzu gern an klassischen Themen wie Veganismus, Gendern und Einwanderung abarbeiten. Als junger Mensch, der im schlimmsten Fall auch noch zum Studium in die Großstadt gezogen ist, verkörpert man häufig das linksgrüne Feindbild der älteren Verwandtschaft und wird so zur Zielscheibe. Klar hat man da keinen Bock drauf! Den Generationskonflikt zwischen Boomern und Gen Z muss man nicht höchstselbst zwischen Rotkohl und Klößen ausfechten.

Wer weiß, was ihm bevorsteht, kann Weihnachten ohne Verklärung und größere Enttäuschungen überstehen. Und im schlimmsten Fall gibt es immer noch die Option, einfach nicht zur Familie zu fahren. Man ist zu nichts verpflichtet, auch wenn Weihnachten ist.

Von Jennifer Kramer


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Über den Autor/die Autorin:

MADS-Team

Unter diesem Namen sammeln wir Beiträge von Gastautorinnen und -autoren, Autorenkollektiven oder freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bei MADS. Die Namen des jeweiligen Autors oder der jeweiligen Autorin stehen unter dem einzelnen Beitrag.

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