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Suchtgefahr Social Media: Warum ich kein Instagram mehr habe

Suchtgefahr Social Media: Warum ich kein Instagram mehr habe
Foto: Unsplash/SB Arts Media (Symbolbild)

Vor gut einem Jahr hat sich MADS-Autor Jesper von Instagram getrennt. Bereut hat er seine Entscheidung bislang nicht. Dabei kontaktierte er sogar eine Influencerin in der Hoffnung, sich doch noch von der App überzeugen zu lassen.


Instagram ist eine der wichtigsten Social-Media-Plattform für junge Menschen – zumindest noch, denn die Konkurrenz ist groß. Auch mich hatte die App in ihren Bann gezogen. Täglich war ich mindestens zwei Stunden unterwegs – auf der Suche nach spannenden, witzigen und inspirierenden Inhalten. Doch hinter den scheinbar endlosen Posts und Reels stecken ernste Probleme, sodass man mich inzwischen nicht mehr dort findet.

MADS-Autor Jesper (17). Foto: privat

Zuallererst die offensichtlichsten Nachteile: Einerseits strahlt die perfektionistische Selbstdarstellung vieler Content Creator ein oberflächliches Bild aus, andererseits sind Depressionen und Mobbing gravierende Folgen der Anonymität im Internet. Und auch Datenschutzprobleme gibt es in dem sozialen Netzwerk. Hinzukommen weniger gravierende, aber ebenso nervige Probleme. So scrollte ich mich täglich durch den Feed, las Posts, stöberte durch die Kommentare und folgte Bekannten zurück. Doch irgendwann fiel mir auf, wie oft sich Themen und Posts wiederholen.

Ständige Wiederholung

Auslöser für diese Erkenntnis war ein bekannter Trend: Es geht dabei um eine Illusion, bei der ein Sound mal nach dem Wort „Brainstorm“ klingt und dann wieder nach „Green Needle“ – je nachdem, welchen Ausdruck man gerade liest. Störend daran ist, dass manche Nutzer selbst nach sechs Monaten immer noch neue Videos zu diesem mittlerweile veralteten Trend posteten.

Doch zeitgleich interessierte mich die Perspektive von jemandem, der mit der App Geld verdient. So schrieb ich einer bekannteren Influencerin mit Abonnentenzahlen im fünfstelligen Bereich, bevor ich mich endgültig von dem Netzwerk verabschieden wollte, noch eine Nachricht:

„Hey, ich weiß, dass du wahrscheinlich (…) Instagram nicht nur als Hobby, sondern auch als Nebeneinkunft siehst, aber eines ist mir vor allem in der letzten Zeit bewusst geworden: Was bringt mir Instagram?

Es ist leider immer weniger eine Plattform, die einen inspiriert und mit interessanten Sprüchen zum Nachdenken anregt, sondern viel mehr eine Plattform, die für Oberflächlichkeit und Anonymität (Cybermobbing), Sexualisierung von jungen Kindern und sinnlosen Zeitvertreib sorgt.

Ich werde mein Instagram vermutlich bald deinstallieren, weil ich für mich festgestellt habe, dass mich diese Plattform, auf der Jugendliche noch viel besser gemobbt werden können, nicht anspricht und weil mir aufgefallen ist, wie viele Stunden ich bei sinnlosen Reels vergeude. Und dabei interessiert mich, was eine Instagram-Persönlichkeit dazu sagt.                                   

Vorausgesetzt natürlich, du liest das hier.“

Ihre Antwort zeigte mir, wie wenig ihr an meinem Anliegen lag. Sie schrieb:

„Und was willst du mir damit jetzt sagen?“

Nach dem ich die App deinstalliert hatte, dauerte es eine Zeit, bis der Reflex fort war, beim Entsperren meines Smartphones automatisch auf Instagram zu klicken. Oft wollte ich es mir wieder herunterladen, um die Storys und Posts von Mitschülerinnen und Mitschülern zu sehen, ihre Erlebnisse nachzuvollziehen oder News aus den USA zu hören.

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Instagram ist auf Abhängigkeit ausgelegt

Das ist nicht verwunderlich, schließlich ist das soziale Netzwerk auf Sucht ausgelegt. Denn im Gegenteil zu Whatsapp und Snapchat etwa klickt man, ohne dass man eine eindeutige Intention hat. Man geht auf Whatsapp, wenn man Nachrichten schicken oder beantworten möchte, auf Snapchat schicken sich User Bilder und Videos hin und her. Bei Instagram hingegen hatte ich oft keinen expliziten Grund – einfach scrollen ins Endlose. Jedes Mal, wenn ich etwas Lustiges fand, erwartete ich beim Weiterscrollen noch humorvollere, intelligentere Inhalte. Ich suchte praktisch nach etwas, das ich nicht finden konnte, und ließ mich vom Algorithmus einfangen.                           

Doch als dieses Scheinbedürfnis schließlich verschwand, widmete ich mich neuen Dingen. Mit Sicherheit vertrödele ich nach wie vor Zeit, aber eben nicht mehr auf Social Media. Wenn mir nach Kommunikation ist, dann verliere ich meine Zeit in Gesprächen. Wenn mir Leute Inhalte, Bilder, Geschichten oder Fakten mitteilen möchten, dann machen sie das über Whatsapp oder persönlich. Dass ich nicht mehr zwei Stunden am Tag durch Posts und Reels scrolle, bereue ich kein bisschen.

Von Jesper Schwarzer


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Über den Autor/die Autorin:

MADS-Team

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