Sommersemester als „Nichtsemester“? Was Dozentinnen wegen Corona fordern
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie sind noch nicht absehbar. Das gilt auch für den deutschen Uni- und Hochschulbetrieb. Drei Professorinnen fordern deshalb jetzt, dass das jetzige Sommersemester zum „Nichtsemester“ wird. Hinter ihrer Petition versammeln sich bislang rund 4800 Dozenten und Studierende.
Die Corona-Pandemie legt auch den Betrieb an deutschen Hochschulen und Universitäten gerade weitgehend lahm: Zahlreiche Uni-Gebäude und Bibliotheken sind geschlossen, alle Bundesländer haben den Start des Sommersemesters verschoben oder den schon begonnenen Semesterbetrieb unterbrochen. Dass Studenten in absehbarer Zeit wieder dicht an dicht in den Hörsälen sitzen, ist für drei deutsche Professorinnen aktuell offenbar nicht vorstellbar. Sie fordern in einer Petition, dass das Sommersemester in Hochschulen und Universitäten zum „Nichtsemester“ wird. Das bedeutet: Das Semester wird den Studierenden nicht als solches angerechnet.
„Die Lehre im Sommersemester soll stattfinden, aber das Semester soll nicht formal zählen“, erklären sie ihre Forderung. Nur ein Nichtsemester gewährleiste Sicherheit und Flexibilität bei der Anpassung an die Ausbreitung des Virus. „Die Hochschulen müssen auf den überstürzten Takt der öffentlichen Entwicklungen und Maßnahmen mit Entschleunigung reagieren (können)“, heißt es in der Petition.
Prüfungen „größtenteils noch nicht abgeschlossen“
Viele Hochschulen arbeiten zurzeit daran, ihre Lehre ins Internet zu verlagern – doch das lasse sich der Petition zufolge nicht einfach umsetzen. Darüber hinaus fehle es vielfach an der nötigen Technik und Infrastruktur für den Lehrbetrieb. Lehrende, Studierende und Verwaltungsbeschäftigte seien zudem gefordert, Pflegearbeit „in völlig neuem Umfang parallel zum Unialltag zu schultern.“ Und bevor die Hochschulen, Universitäten und Bibliotheken wegen der Ausbreitung des Virus geschlossen wurden, hätten Studierende ihre Prüfungen aus dem Wintersemester „größtenteils noch nicht abgeschlossen.“
Die Initiatorinnen fordern deshalb, dass Entscheidungsträger nun insbesondere Studierende in den Blick nehmen, die erwerbstätig sind, Pflegearbeit leisten müssen oder aus dem Ausland kommen. Viele hätten wegen der Virus-Ausbreitung Jobs verloren, auf die sie angewiesen seien. Konkret erhoffen sich die Initiatorinnen der Petition für das „Nichtsemester“ gelockerte Auflagen zu BaFöG-Zahlungen und zur Regelstudienzeit.
Auch Forderungen für eigene Berufsgruppe
Für ihre eigene Berufsgruppe fordern die Dozentinnen, dass Hochschulen befristete Verträge ihrer Mitarbeiter um mindestens ein Semester verlängern. Wenn die Professoren eine bestimmte Zahl an Wochenstunden unterrichten müssten, solle das nicht so streng gesehen werden – ihre Lehraufträge sollten aber aufrechterhalten werden. Mehr als 4800 Dozenten und Studierende haben die Petition schon unterzeichnet – und es werden stündlich mehr.
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Von Konstantin Klenke
Sehr geehrte Lehrende,
wenn das ernsthaft Ihre Forderung ist, dann wäre es meine, dass dann ab sofort alle Unterzeichner dieses Briefes in Kurzarbeit gehen. Da das rechtlich vermutlich nicht möglich ist, dann verzichten Sie doch bitte ab sofort auf 40 % Ihres Nettogehaltes, zusätzlich gedeckelt noch durch die Beitragsbemessungsgrenze. Da Sie ja offensichtlich nicht mehr arbeiten wollen und Ihnen „erschwerte Bedingungen“ offensichtlich nicht zugemutet werden können, die derzeit für viele andere Berufsgruppen sicherlich noch viel schwerwiegender sind (man denke nur an Pfleger, Krankenschwestern, Ärzte, Kassiererinnen etc, die auch noch ihre persönliche Gesundheit riskieren. Wenn Sie also Ihre Arbeitsleistung nicht mehr erbringen möchten, dann bitte auch auf das Gehalt verzichten! Alles andere wäre ein Schlag ins Gesicht all derjenigen, die jetzt gezwungenermaßen in Kurzarbeit sind (aber gerne arbeiten würden), denen als Selbstständige alle Aufträge weggebrochen sind oder die zur kritischen Infrastruktur gehören und deshalb jetzt bei gleichem Gehalt vielfach sogar mehr arbeiten müssen.
Oder haben Sie sich das so vorgestellt, dass Sie jetzt einfach mal (natürlich nur für die armen Studierenden) ein halbes Jahr pausieren und das (durchaus sehr üppige) Professorengehalt aber weiter fließt?
Sollten Studierende übrigens ähnliche Aufrufe verfassen oder sich diesem Aufruf anschließen, dann gilt sinngemäß das Gleiche. Wie wäre es dann mit Aussetzung des BAföG? Wenn ihr dann lieber ein Semester nichts macht, statt unter erschwerten Bedingungen einfach weiter zu studieren? So wie viele andere in diesen Zeiten auch weiterarbeiten. Oder dann eben als Erntehelfer aufs Feld (gilt übrigens für die Professoren oben genauso!). Dort werden dringend Arbeitskräfte gebraucht, die Studenten sollten jung, kräftig und belastbar sein (na gut, das gilt für die Professoren im Durchschnitt vermutlich eher weniger), da könntet ihr also durchaus was Sinnvolles für die Bauern und damit für die Gesamtbevölkerung leisten. Und dann kann auch gerne das BAföG weiter fließen…sogar mit kleinem Zuschlag 😉
Eine halbwegs geregelte Lehre funktioniert aber nur bei Studiengängen ohne Präsenzanteil. Sämtliche Naturwissenschaften als auch Pädagogen haben hohen Präsenzanteil bzw. Pflichtpraktika in ihren Studiengängen integriert die nun nicht mehr stattfinden können? WIe genau stellen sie sich vor, dass das ablaufen soll? Homelab aus dem WG-Zimmer? Es geht hier nicht darum nichts zu tun sondern zu verhindern, dass die Situation für Menschen die ihr Studium nicht regulär fortführen können jetzt komplett unzumutbar wird.