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Sechs Dinge, die ich in sechs Jahren an der Uni gelernt habe

Sechs Dinge, die ich in sechs Jahren an der Uni gelernt habe
Foto: Unsplash/ Philippe Bout

Nach sechs Jahren hat MADS-Autorin Nina ihr Studium abgeschlossen. Aus dieser Zeit hat sie viele Erkenntnisse mitgenommen – über Lernmethoden und Zeitmanagement, aber auch übers Feierngehen.


1. Gemeinsam lässt es sich besser studieren

Schnarchend mit dem Kopf auf der Tischplatte den Rausch der vergangenen Partynacht ausschlafen oder gebannt an den Lippen des Professors hängen: In Hörsälen und Seminarräumen trifft die Vielfalt der Studis aufeinander. Gerade im ersten Semester ist das aufregend. Mit der Zeit geht dann die Faszination vom gemeinsamen Lernen verloren. Morgens um 8 Uhr aufstehen? Oder doch lieber ausschlafen, um die Folien der Vorlesung später alleine durchzuarbeiten? Je mehr Zeit verging, desto häufiger fiel meine Entscheidung auf letztere Variante.

Nun, nach mehreren Onlinesemestern weiß ich: Gemeinsames Lernen, Austausch mit den Kommilitonen und von Menschen mit ähnlichen Interessen umgeben zu sein ist unfassbar bereichernd. Gerade in sozialwissenschaftlichen und geisteswissenschaftlichen Fächern geraten Studis beim Lesen der unzähligen Theoriewälzer an ihre Grenzen. Das Gelesene zusammen aufzuarbeiten, neu zu durchdenken und daraus individuelle Rückschlüsse abzuleiten macht ein Studium aus.

2. Adieu, Schulroutine!

Die ersten Semester sind ein Abnabelungsprozess – und der ist ziemlich wichtig. Nicht nur von den Eltern und dem Heimatort, sondern auch von der Schulzeit. Glücklich war ich in der Schule selten, denn das Lernen machte mir nur in Ausnahmefächern Spaß. Trotzdem hatte ich aus zwölf Jahren Schule viel mitgenommen, vor allem Routinen, wie ich schrieb, las und lernte. Und die brachten mir in der Uni herzlich wenig.

Zwar ließen sich mit dieser Art zu lernen auch an der Uni gute Noten schreiben. Doch der Lerneffekt fehlte. Erst gegen Ende meines Bachelors begriff ich, vor allem mithilfe neuer Uni-Freundschaften: Ich muss mich den Inhalten meines Studiums anders widmen, als ich es in der Schule getan hatte. Statt nur zu lesen und wiederzugeben, was dort in der Literatur stand, musste ich versuchen, die Inhalte wirklich zu begreifen, zu hinterfragen und zu ergänzen. Wissen bedeutet mehr, als Gelesenes unkritisch abzuspeichern.

3. Zeitmanagement nervt

Im Studium entsteht – wenn nicht gerade eine Pandemie wütet – schnell Freizeitdruck. Clubs, Open-Air-Veranstaltungen, Freunde und neue Hobbys gehören oft zum Alltag. Das macht das Studentenleben ja auch so spannend. Doch mit den Möglichkeiten wächst auch die FOMO, also die Fear of missing out, zu Deutsch: die Angst, etwas zu verpassen.

Mit der Zeit musste ich lernen, Seminare, Vorlesungen, Nebenjob und Freizeit so zu arrangieren, dass ich zwischendurch auch noch genügend Schlaf bekam – und das ist gar nicht so einfach. Gerade an der Uni, wo man die Veranstaltungen frei nach Interesse wählen kann, kommt es auf ein gutes Zeitmanagement an. Das nervt zwar, bereitet aber auch aufs Arbeitsleben vor.

4. Regelstudienzeit ist kein Muss

Ein wenig ironisch ist es schon, direkt nach einem Plädoyer für das Zeitmanagement die Regelstudienzeit zu hinterfragen. Doch auch eine bewusste Entscheidung für eine Verlängerung des Studiums kann mit einem guten Zeitmanagement zutun haben.

Nicht immer bietet die Uni Seminare an, die dem eigenen Interesse entsprechen. Gerade dann kann es sich lohnen, Seminare auf ein späteres Semester zu verschieben. Dabei geht es nicht um Faulheit, sondern auch um eine mögliche Spezialisierung, die man anstrebt. Aber auch Nebenjobs oder die Corona-Pandemie sind gute Gründe, über die Regelstudienzeit hinaus zu studieren.

5. Für einen Fachwechsel muss sich niemand schämen

Eine wirklich realistische Vorstellung vom Studieren hatte ich nach meinem Abitur nicht. Woher auch? Ich hatte weder Geschwister noch ältere Freunde, von deren Erfahrungen ich hätte lernen können. Zunächst entschied ich mich also für das falsche Studium. Ziemlich peinlich, dachte ich anfangs.

Denn schon nach wenigen Wochen war ich überzeugt, dass mich Rechtswissenschaften nun doch nicht interessierten. Nach einem Fachwechsel stellte ich rasch fest, dass einige meiner Kommilitonen zuvor ebenfalls andere Fächer belegt hatten. Trotz aller Studiengangbeschreibungen lernen Studis ihr Fach eben doch erst durch die ersten Vorlesungen und Seminare richtig kennen.

6. Es geht auch ohne Alkohol

Gut, diese Erkenntnis hat nicht direkt mit dem Studium zu tun. Dennoch: Zum Klischeestudentenleben gehören Partys dazu. Oft beginnt das Wochenende schon donnerstags – mit einem entspannten Kiosk-Bier oder auch direkt im Lieblingsclub.

Freitags folgt dann der entspannte Abend bei Freunden, Samstag gibt es eine WG-Party und Sonntag beginnt endlich die Ausnüchterung. Einige Monate lang habe auch ich mein Studium in diesem Rhythmus verbracht und schnell gemerkt, dass ich mich damit nicht wohl fühle. Doch gelegentlich auch nüchtern feiern zu gehen, musste ich erst mal lernen – heute kann ich das. Und auf Seitenhiebe wie „Sei doch nicht so langweilig“ reagiere ich nur noch mit einem Augenverdrehen.


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Über den Autor/die Autorin:

Nina Hoffmann

Nina (24) studiert Soziologie und kennt somit alle Sprüche über eine Karriere als Taxifahrerin. Statt an ihren Fahrkünsten zu feilen, liest sie lieber Texte über Gender-Fragen und Emanzipation - oder noch besser: Die dazugehörigen Kommentare der Facebook-Nutzer/innen.

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