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„Rush“ von Måneskin: Bitte singt wieder auf Italienisch!

„Rush“ von Måneskin: Bitte singt wieder auf Italienisch!
Foto: picture alliance/dpa/MCS Berlin | Ilaria Ieie

Die italienische Rockband Måneskin hat kürzlich ihr drittes Studioalbum „Rush“ herausgebracht. Damit fahren die vier Musiker weiter auf dem Erfolgszug, den sie bei ihrem ESC-Sieg 2021 bestiegen haben. Doch MADS-Autorin Marie wünscht sich die italienischen Songs zurück.


Måneskin hat in den vergangenen beiden Jahren einen Durchbruch erlebt wie kaum ein Sieger des Eurovision Song Contest zuvor. Nach ihrem ESC-Erfolgt 2021 mit der italienischen Rockballade „Zitti e Buoni” folgte ein Hit nach dem anderen, inzwischen stehen die vier Bandmitglieder um Frontman Damiano David auf der Weltbühne der Musik. Ihr neues Album Rush schließt sich stilistisch an die bisherige Musik an. Ein entscheidendes Merkmal gibt es jedoch: Fast alle Songs sind auf Englisch.

Weg von den Wurzeln, hin zum Kommerz

Damit bewegt sich die Band immer weiter weg von den italienischen Wurzeln. Was den ESC-Sieg besonders gemacht hat, war der Song in ihrer Muttersprache. Die meisten Beiträge des Musikwettbewerbs sind inzwischen auf Englisch, was den kulturellen Austausch bedeutend einschränkt. Die darauffolgende Erfolgswelle brachte immer mehr englische Tracks hervor, jetzt scheinen sich die Italiener ganz für die Weltsprache entschieden zu haben. Auf dem Album sind gerade mal drei italienische Songs dabei, von denen einer ursprünglich für ihr vorheriges Album gedacht war.

Der Wechsel ist verständlich: Mit ihrem Erfolg in den USA ist dies eine strategische Entscheidung. Künstlerisch vermisst man aber die Muttersprache der jungen Römer. Ihre Selbstinszenierung als Rockstars in Tradition von Musiklegenden wie Queen und Led Zeppelin wirkt im Englischen deutlich performativer: Wenn Damiano von lockerem Sex, Kokain und Erfolg singt, spürt man die Diskrepanz zwischen Mutter- und Fremdsprache. Rush hat im Kern nicht viel Neues zu sagen: Mehrere Tracks des Longplayers klingen einander sehr ähnlich, und die Ausrichtung auf kommerziellen Erfolg ist offensichtlich.

„Rush”: Ein Plädoyer für die Muttersprache

In einem Interview sagt David, dass er auf Italienisch direkt merke, wenn etwas „cringe” ist, aber auf Englisch befreit davon sei. Genau das ist das Problem: Das Sprachgefühl für die eigene Muttersprache ist deutlich feiner, das Spiel mit Sprache und Text raffinierter. Das fehlt nun mal auf den meisten Tracks des neuen Album. Wenn der 24-Jährge in „Feel” davon singt, dass Kokain auf dem Tisch ist, spielt er wahrscheinlich auf den Vorwurf an, beim ESC vor laufender Kamera die Droge genommen zu haben. Die Zeile wiederholt sich aber dauernd und wirkt so, als wolle sich Band unbedingt als stereotype Rockstars verkaufen.

@krassandraa

Why is there no cringe level in English? Damian is so right 😅! Full interview out now!! #maneskin #måneskinofficial #maneskininterview #podcast #musicinterview

♬ Originalton – ✨Cassandra

Bei den meisten Musikern und Musikerinnen ist es ja eigentlich andersherum. Sie beginnen ihre Musikkarriere auf Englisch, weil es vielleicht leichter fällt, Gefühle in einer Fremdsprache auszudrücken. Sobald sie sich daran gewöhnt haben, wechseln sie zurück – und erleben dann größeren Erfolg. Jüngstes Beispiel: Nina Chuba. Seit 2018 bringt sie Musik raus, aber erst mit dem Wechsel zum Deutschen hatte die 24-Jährige ihren Durchbruch.

Måneskins vorheriges Album „Teatro d’ira” erzeugt einen anderen Eindruck als Rush. Selbst ohne die Sprache zu sprechen, spürt man eine größere Tiefe und emotionale Bandbreite. Hier wechseln sich Songs auf beiden Sprachen ab, mal geht es lauter und mal leiser zu. Die Tracks wirken authentischer und weniger klischeehaft.

In einer sprachlich so uniformen Musikindustrie ein Distinktionsmerkmal zu haben und es dann aufzugeben ist schade. Genau das macht Musik schließlich besonders, die Variation und Bandbreite der Künstler und Künstlerinnen. Mit dänischem Bandnamen und italienischem Glam-Rock schreit Måneskin nach kultureller und sprachlicher Neuheit – es bleibt auf ein Revival der Muttersprache zu hoffen.


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Über den Autor/die Autorin:

Marie Bruschek

Marie (20) studiert Weltliteratur. Wenn sie nicht gerade schlechte Wortwitze macht oder sich zum zehnten Mal Mamma Mia anguckt, schreibt sie für MADS über alles, was sie gerade interessiert.

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