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„Ich brauch keinen Schwanz, um zu wissen, wer ich bin“: Das ist Newcomerin IUMA

„Ich brauch keinen Schwanz, um zu wissen, wer ich bin“: Das ist Newcomerin IUMA
Foto: Jaqui Dresen

IUMA veröffentlicht am Freitag, 27. Januar, ihre Debüt-EP „genug“. Im MADS-Interview erzählt die Sängerin von ihrem Songwriting und erklärt, warum Popmusik viel mehr sei als nur leicht und unterhaltsam.


Wer sich einen Song von IUMA anhört, dem tut sich zwischen den poppigen Klängen ein Gegensatz auf. Da sind verletzliche Zeilen wie aus einem Tagebuch und direkt daneben unverblümte Aussagen. Doch egal, ob es heißt „Ich hab noch nie etwas so sehr vermmisst, kannst du hören, wie mein Herz zerbricht?“ („u-bahn“) oder „Ich brauch keinen Schwanz, um zu wissen, wer ich bin“ („sex ist“), alles wird gleichermaßen von klarer Stimme vorgetragen. Ebenso sanft, aber wohl überlegt tritt die Newcomerin im Interview auf – stets offen und mit einem Lächeln auf den Lippen. Klar wird aber auch, dass sie weiß, wo sie hin will.

Verlosung: Mit MADS ein Shirt von IUMA gewinnen

MADS verlost zweimal ein T-Shirt aus dem Merchandise von Sängerin IUMA. Um am Gewinnspiel teilzunehmen, musst du dich einfach für unseren Newsletter anmelden. Unter allen neuen Abonnentinnen und Abonnenten verlosen wir zweimal ein T-Shirt. Die Teilnahme ist bis 5. Februar, 23 Uhr möglich. Wir wünschen viel Erfolg!

Teilnahmebedingungen: Diese Verlosung wird von der Verlagsgesellschaft Madsack GmbH & Co. KG veranstaltet. Jede teilnehmende Person kann nur einmal an der Verlosung teilnehmen, um eine faires Gewinnspiel zu gewährleisten. Es werden nur die Gewinnerinnen und Gewinner am Ende der Aktion informiert. Teilnahmeschluss: 5.2.2023, um 23 Uhr. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der MADSACK Mediengruppe sind von der Teilnahme ausgeschlossen.

Wie alles begann

Aber von vorne: IUMA fing bereits als Kind an, Lieder zu schreiben, studierte später Popmusik und Jazz in Köln. „Ich hatte das Glück, immer unterstützt zu werden“, erzählt sie rückblickend. „Nachdem ich mich so lange mit Musik beschäftigt hatte, habe ich es 2019 professionalisiert.“ Nach fünf Jahren gemeinsamer Zeit zerbrach damals ein Bandprojekt, und sie entschied sich für eine Solokarriere. Als Namen dafür wählte sie eine Variation des Vornamens von Schauspielerin Uma Thurman. „Ich finde, sie ist eine fantastische Schauspielerin, und ich liebe ‚Kill Bill‘ ganz doll“, erzählt IUMA. „Ich dachte mir beim Schauen, das ist ein richtig cooler Name, den will ich haben. Mit einem I davor sah es meiner Meinung nach besser aus.“ Unklarheiten bei der Aussprache ihres Künstlernamens – wird das I gesprochen, oder werden I und U zum J-Laut? – sieht sie gelassen: „Bei Uma Thurman sind die Leute sich ja auch uneinig, wie man den Namen ausspricht.“ Ihren bürgerlichen Namen möchte die Sängerin hingegen nicht verraten.

IUMA: „Popmusik kann so viel mehr“

Obwohl amerikanische Filme, Popmusik und R’n’B sie prägten, entschied sie sich dafür, ihre Texte auf Deutsch zu verfassen. „Ich kann mich da besser ausdrücken und fühlen“, sagt sie. In sich hineinzufühlen ist nicht nur sprachlich wichtig, sondern auch inhaltlich: IUMAs Hauptinspirationsquelle ist ihr Leben. „Nicht alle Künstler*innen schreiben autobiografisch, aber ich schon“, betont sie. „Die meisten Dinge, die mir passieren, werden in Songs verarbeitet. Musik ist mein Ventil, wenn in meinem Umfeld etwas geschieht oder mich etwas beschäftigt.“ Kein Wunder also, dass ihre Lieder von Beziehungen und Alltagsthematiken handeln, die viele kennen – und ebenso kein Wunder, dass Feminismus eine große Rolle spielt.

„Da meine Musik zeigt, was in mir passiert, und dadurch so privat ist, ist sie natürlich auch politisch“, sagt IUMA. „Ich bin eine Frau, und Feminismus ist in den letzten Jahren ein elementarer Bestandteil meines Lebens geworden. Ich habe gemerkt, ich brauche etwas, um mich austauschen und mich sicherer zu fühlen, um zu verstehen, was passiert, warum diese Dinge mir passieren, ein Gefühl von Hoffnung und Verbundenheit.“ Mit ihrer Musik will sie Problematiken aufzeigen und Dinge, die in der Gesellschaft geschehen, weitertragen. „Musik kann als Fächer benutzt werden, um diese Sachen größer zu machen. Das zu repräsentieren ist ganz wichtig, weil es meiner Meinung nach zu wenig da ist. Ja, Popmusik kann leicht und unterhaltsam sein, aber sie kann auch so viel mehr.“

Musik als Safe Space für IUMA

Sie sieht nicht nur einen Bedarf bei sich selbst, sondern auch die Relevanz für andere. „Den Mut zur Verletzlichkeit weiterzutragen ist vielleicht nicht meine erste Intention, aber ein schöner Side-Effect. Dadurch, dass ich so ehrlich bin, sind auch Menschen, die meine Musik konsumieren, ehrlich, vielleicht auch zu sich selbst. Da steht kein Therapiegedanke hinter, es ist eher emotionaler Austausch. Wir schaffen da einen Raum, in dem wir gemeinsam ehrlich sind. Das ist einfach total schön.“ Auch wenn IUMA mit ihrer Musik Intimes preisgibt, fällt ihr die sanfte Offenheit nicht schwer. „Mir ist es viel schwerer gefallen, mich zu verschließen oder zu versuchen, mich cooler zu machen. So ehrlich zu sein, fühlt sich total einfach ein, weil Musik in mir aus dem Grund passiert, etwas rauszulassen. Musik ist erst mal nur für mich selber da, deshalb denke ich nicht drüber nach, ob das okay ist. Ich muss es ja in dem Moment rauslassen.“

Foto: Jaqui Dresen

Privater Rundumschlag der vergangenen Jahre

Die EP „genug“ nahm über die vergangenen zwei Jahre Form an. IUMA beschreibt die fünf Songs als eine Reise durch diese Zeit und einen Versuch zu heilen. „Das Konzept der EP ist ein Überkommen von alten Mustern, Korsetten und Rollenbildern, aber trotzdem sehr lebendig. Es zeigt Höhenflüge und Bruchlandungen“, fasst die Sängerin ihr Debüt zusammen. Der mehrdeutige Titel soll ebenfalls die verschiedenen Aspekte des Albums widerspiegeln – man sehe sich nur mal die sehr unterschiedlichen Beziehungen zu den Männern im romantischen „gold junge“ und anprangernden „sex ist“ an.

„Es geht darum, sich selbst genug zu sein, wirklich zu checken, dass man genug ist, und anderen Personen zu sagen: Du bist genug!“, erklärt IUMA. „Genauso aber geht es darum, zu sagen: Es ist jetzt genug! Es reicht, ich möchte das nicht mehr.“ Genug könne eben eine Form der Abgrenzung sein, aber auch gut bedeuten. „Das kleine Wort hat einfach alles.“ Den gleichnamigen Song, der gleichzeitig die letzte ausgekoppelte Single ist, hebt sie als einen ihrer Favoriten hervor. „Der hat viel Geschichte, viel Traurigkeit, aber auch viel Hoffnung. Der berührt mich am ehesten noch selbst.“

Insgesamt, so IUMA, sei sie ihrer Heilung mit der EP ein gutes Stück nähergekommen. „Es gibt Dinge, die noch offen sind. Aber mich durch das Songwriting dazu zu zwingen, in diese Themen einzutauchen, hat mir wahnsinnig in meiner Weiterentwicklung geholfen.“ Ganz offen hebt sie aber auch einen weiteren wichtigen Punkt hervor: Therapie. Wie sie so an sich selbst wächst, sollen ihre Botschaften nun weiter ermutigend in die Welt getragen werden. Im März stehen Release-Shows in Köln und Berlin an. Auch eine weitere EP hat IUMA bereits geplant, erst danach soll ein Album folgen. „Alben sind teuer, und ich habe noch keine so große Reichweite“, weiß sie. „Ich bin als Newcomerin noch auf Playlistplatzierungen angewiesen.“ Und die wird es sicher geben mit diesen reflektierten Songs, die alle irgendwie berühren.


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Über den Autor/die Autorin:

Annika Eichstädt

Annika (24) macht ihren Master in Neuerer Deutscher Literaturwissenschaft. Das ist zwar brotlose Kunst, aber sie liest oder schreibt nun einmal den ganzen Tag. Bei MADS rezensiert sie am liebsten Musik oder Serien.

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