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Ratenzahlung: Lea (25) hat 22.000 Euro Klarna-Schulden

Ratenzahlung: Lea (25) hat 22.000 Euro Klarna-Schulden
Foto: Unsplash/Emil Kalibradov

Wer häufig die Ratenzahlung bei Klarna, Paypal oder Afterpay nutzt, kann schnell den Überblick verlieren und sich verschulden. Lea hat durch solche Anbieter und ihre Kaufsucht 22.000 Euro Schulden angehäuft. Jetzt will sie auf Tiktok andere warnen.


Sie ist gerade mal Mitte 20 und hat schon 22.000 Euro Schulden: Lea (25) ist Zahnmedizinische Fachangestellte – und pleite. Grund dafür ist ihre Kaufsucht. Doch auch dem Zahlungsanbieter Klarna gibt sie eine Mitschuld. Und damit ist sie nicht allein: Fast 30 Millionen Aufrufe hat der Hashtag #klarnaschulden allein auf Tiktok. Dort berichten etliche junge Menschen, wie die Ratenzahlung sie in den Ruin getrieben hat.

2019 hat Lea die Option der Ratenzahlung für sich entdeckt. Das war damals für sie ein Segen, dachte sie. Denn nach einem persönlichen Vorfall hatte sie immer wieder das Gefühl, neue Kleidung zu brauchen. Ihre große Rettung schien damals Klarna, ein Unternehmen, das mit dem Slogan „Kaufe jetzt, bezahle später“ wirbt. Kundinnen und Kunden haben 30 Tage Zeit, eine Rechnung zu begleichen. Wenn sie diese Frist aber nicht einhalten können, müssen sie eine Gebühr zahlen, um die Zahlungsfrist zu verlängern. Diese Idee kommt bei immer mehr Menschen gut an – im Jahr 2020 haben nach Angaben des schwedischen Unternehmens knapp 86 Millionen Menschen Klarna genutzt, ein Jahr später waren es schon 147 Millionen.

Monatliche Raten übersteigen Einkommen

Lea fing an, sich massenhaft Klamotten über Klarna zu bestellen, und lag laut eigenen Schätzungen immer bei 100 bis 500 Euro pro Bestellung. „Irgendwann war es auch nicht mehr nur Klarna, sondern auch Kreditkarten, Paypal, Afterpay und Ratepay“, sagt sie im MADS-Interview. Die Schulden wurden ihr erst richtig bewusst, als sie sich einmal alle monatlich fälligen Ratenzahlungen aufschrieb und diese mit ihrem Budget verglich. „Meine monatlichen Raten überstiegen fast mein komplettes Einkommen.“ Erst als sie sich Hilfe bei einer Schuldnerberatung suchte, kam sie aus dem Teufelskreis heraus. Seitdem bestehe auch ihre Kaufsucht nicht mehr, sagt Lea.

Kaufsucht kann jeden treffen

Eine Kaufsucht kann jeden treffen, aber junge Frauen scheinen laut Psychologin Prof. Dr. Astrid Müller besonders stark gefährdet. Während des Kaufens denken die Betroffenen, dass sie das Produkt wirklich benötigen. Der Kaufakt wird als belohnend und identitätsstiftend erlebt, sagt sie dem „AOK-Gesundheitsmagazin“. „Das Kaufen wird dazu genutzt, sich besser oder selbstbewusster zu fühlen oder um negative Gefühlszustände zu überdecken. Das Stimmungshoch ist aber von kurzer Dauer, da sich nach dem Kaufakt Einsicht und Reue einstellen.“

Foto: Unsplash.com/@denisseleon

Onlinekäufe und Handyverträge führen zu Verschuldung

Eins der größten Probleme bei Ratenzahlung und allgemein bei Onlinekäufen ist, dass man schnell zahlen kann und den Überblick über seine Ausgaben verliert. Daher raten der Jugendschuldnerberater Christian Baierlein und die Rechtsanwältin Heike Rothe, nie mehr auszugeben als das, was man eigentlich zur Verfügung hat. Auch sie sehen, dass die häufigsten Gründe für Verschuldung bei jungen Menschen Onlinekäufe, Handyverträge und auch das Fahren ohne Ticket sind. Dass es aber derzeit einen Anstieg an Verschuldung gibt, sehen sie nicht. Das größte Problem bei der Verschuldung junger Menschen ist laut Baierlein und Rothe die Konsequenz daraus: Schufa-Einträge.

@learicheri

bitte schaut euch das video an, leitet es weiter. es ist mir so wichtig andere zu warnen & zu helfen. es ist ein wirklich wichtiges & aktuelles thema 🤑 wenn ihr fragen habt oder einfach mal drüber reden wollt… schreibt mir gerne 🤍 #klarna #klarnaschulden #buynowpaylater #check24 @CHECK24 #shoppingsucht

♬ original sound – Leari Cheri

Ein Schufa-Eintrag sagt aus, wie kreditwürdig die Person ist. Die Einträge entscheiden also darüber, ob man einen Mietvertrag bekommt, ein Auto leasen darf oder einen Handyvertrag abschließen kann. Lea zahlt jetzt nach und nach ihre Schulden ab und weiß, dass es finanziell die nächsten Jahre nicht einfach wird. Durch ein Video auf ihrem Tiktok-Account @learicheri will sie darauf aufmerksam machen, wie schnell man sich durch Klarna und andere Anbieter eigentlich verschulden kann: „Jeder muss es für sich selbst wissen, wie und wann er im Netz bezahlen möchte, aber müssen es wirklich Klamotten auf Raten sein?“

Lea: „Keine Ratenzahlung mehr“

Ihre Liebe zur Mode gibt sie aber nicht auf. Sie zeigt sich weiterhin stolz in ihren Outfits, obwohl sie die 25-Jährige so teuer zustehen kommen. Damit stößt sie mitunter auf harte Kritik. Doch Lea meint: „Ich möchte Menschen inspirieren. Auch mit meinen Outfitideen. So wollte ich eigentlich ‚bekannt‘ werden – durch meinen Sinn für Mode. Als ich mich aber gefragt habe, wem ich hier eigentlich mehr perfektes Leben vorspielen will – mir oder den anderen, die mir folgen -, wurde mir bewusst, so wird das nichts“, sagt die 25-Jährige. „Auch deshalb bin ich mit meinen Schulden an die Öffentlichkeit gegangen.“ Sie wünscht sich, dass es Ratenzahlungen beim Klamottenkauf bald nicht mehr gibt.

Von Alexandra Schaller



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Über den Autor/die Autorin:

MADS-Team

Unter diesem Namen sammeln wir Beiträge von Gastautorinnen und -autoren, Autorenkollektiven oder freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bei MADS. Die Namen des jeweiligen Autors oder der jeweiligen Autorin stehen unter dem einzelnen Beitrag.

5 Bemerkungen

  1. Daniela

    Selbst schuld wenn die Ihre Rechnungen nicht bezahlt! Klarna ist doch nicht Ihr Aufpasser, Sie muss lediglich weniger bestellen! So blauäugig sollte man in dem Alter eigentlich nicht mehr sein! Ich bestelle auch regelmäßig was, aber nur so das ich weiß Aha in dem Monat für 100€ das reicht.

    Antworten
    • selbst schuld daniela, wenn man sich den artikel nicht genau durchliest und seine zeit mit so einem kommentar verschwendet anstatt etwas genauer zu recherchieren, was eigentlich passiert ist. es heißt ja nicht umsonst shoppingSUCHT. ist eine sucht, wie jede andere sucht auch. dein ‚Aha‘-moment war in dieser hinsicht wohl noch nicht so ganz da. aber das ist kein problem! der kommt auch noch. vielleicht…

      Antworten
  2. Chantal

    Oh man! Das ihr solchen Menschen überhaupt ein Gehör schenkt. Einfach nur traurig.

    Ratenkauf ist schon seit Jahren möglich und seit Jahren wird vor der Schuldenfalle gewarnt. Und Lea hat ja offenbar nichts daraus gelernt, sie macht ja weiter wir bisher.

    Antworten
    • oh man chantal! ich finde es schade das du den sinn nicht verstanden hast > ich kläre über sowas auf und wie schnell und leicht man sich verschulden kann. und doch, ich habe daraus gelernt, nur weil ich mode immer noch liebe und damit nicht aufhören werde, bilder davon zu posten, heißt es nicht, dass ich nichts gelernt habe. vielleicht nochmal den bericht ganz genau lesen und sich meinen content genauer anschauen 🙂 ich bin froh das du keine shoppingsucht hast!

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  3. Julia

    Mutiger Schritt, Lea! Du wirst es schaffen, in absehbarer Zeit Deine Schulden los zu sein – wirst schon sehen die Zeit fliegt. Wie wäre es denn, einen Teil deiner schönen Outfits einfach zu verkaufen? Z.B. anonym unter einem anderen Namen? Etsy, 2nd hand online sites, da gibt es viele Möglichkeiten. Oh und wenn ich Du wäre, würde ich ruhig auch mal erwägen, um auf einem Portal wie Skillshare einen Teil deiner Erfahrungen in einen Minikurs zu packen – gegen Geld. Skillshare, Udemi, Teachable – check das einmal.
    Wärst nicht die erste, die so eine Option auch nutzt und sich ein prima Nebeneinkommen aufbaut.

    Viel Glück und alles Gute weiterhin!

    Antworten

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