„Racism and Favoritism“: Gamer erhebt schwere Vorwürfe gegen Youtube
Viele Creator diskutieren derzeit darüber, ob Youtube rassistisch agiert. Grund dafür ist der Umgang mit Videos von CoryXKenshin.
„Youtube, entweder bist du rassistisch, oder du bevorzugst deine Lieblinge“: Das wirft der amerikanische Gaming-Youtuber CoryXKenshin der Videoplattform in einem Video vor. Die Folge ist eine Diskussion über die Frage: Ist Youtube rassistisch?
„The Mortuary Assistant“ zeigt Ungleichbehandlung
Doch von vorn: Anfang August erschien Corys Video „the MOST DISRESPECTFUL jumpscares” auf Youtube, in dem er das Horror-Videospiel „The Mortuary Assistant“ ausprobiert. Während sein Video eine Altersbegrenzung erhielt, blieben die Videos anderer Creator zum selben Spiel weiterhin frei zugänglich. Sein Youtube-Berater wies Cory auf eine Szene hin, die möglicherweise für die Alterssperre verantwortlich war. Sie enthalte eventuell Szenen von Selbstverletzung, so der Kontakt. Cory recherchierte und fand die beanstandete Szene exakt identisch in einem Upload seines Youtube-Kollegen Markiplier. Ohne Altersbegrenzung und frei zugänglich – womit die Ungleichbehandlung für Cory bewiesen war.
Cory schickte das Material an seinen Berater, in der Erwartung, Markipliers Video würde dadurch ebenfalls altersbegrenzt. Doch falsch gedacht: Stattdessen wurde die Alterssperre bei Corys Video zurückgenommen. Was zunächst plausibel klingt, erscheint bei genauerem Überlegen problematisch. Youtube benötigte dem Anschein nach den Content eines weißen Creators, um den Content eines Schwarzen Creators als ungefährlich einzustufen. „Ich dachte nur: WHAT?“, erzählte der Amerikaner aufgebracht und mailte dem Team erneut. Er schrieb: „Bevor ich morgen ein Enthüllungsvideo mit den vorliegenden Beweisen poste, hoffe ich auf Klarheit. Kann mir jemand erklären, warum die Altersbegrenzung zurückgenommen wurde?“ Doch statt einer klärenden Antwort, sperrte Youtube Corys und Markipliers Videos nun beide. „Das ist lächerlich“, meint Cory.
Youtube-Kollegen reagieren unterschiedlich
Jacksepticeye, einer der größten Gaming-Creator, gibt Cory recht. „Ja, Youtube hat Probleme“, sagt er. Das größte sei die Intransparenz. Creatorinnen und Creator bekämen keine Informationen, welche Szenen ihrer Videos genau die Community-Richtlinien verletzten. Somit könnten sie nur raten, warum ihre Videos im Gegenzug zu anderen gesperrt würden.
„Und dass ungleich oder unverständlich gesperrt wird, habe ich auch schon erlebt“, erzählt er. So sei seine Freundin bei gleichem Content, aber deutlich geringerer Reichweite, häufig schneller gesperrt worden als er. „Das ist so schade, weil es den Job eines Creators echt schwierig macht“, erzählt er. „Das raubt einem die komplette Kreativität.“
Doch nicht alle Youtuber können sich Corys Kritik anschließen. Einige, darunter Ram Kold, forderten ihn sogar auf, sich bei der Plattform zu entschuldigen. „Worüber beschwert er sich?“, fragt Ram verwundert. „Corys Videos haben nicht selten Clicks im zweistelligen Millionenbereich. Das kann man doch nicht bei einer rassistischen Behandlung erreichen, oder?“
Das sogenannte Flagging – also Sperren und Zugangsbeschränkungen – ist für Creatorinnen und Creator generell ein Problem, weil es die Reichweite der Videos eindämmt. Geringere Klickzahlen führen zu geringerer Werberelevanz des Contents, und die Creatorinnen und Creator verdienen schlechter. Besonders fatal ist laut Jacksepticeye, wenn frisch hochgeladene Videos gesperrt würden. „Die ersten Stunden sind immer die wichtigsten. Die entscheiden den Erfolg des Videos“, sagt er. So werde minütlich so viel Content auf der Plattform hochgeladen, dass nur der Hype in den ersten Stunden dazu führe, dass das Video vom Algorithmus erkannt werde und auf den Startseiten vieler Personen erscheine.
Noch kein Thema in Deutschland
In amerikanischen Kreisen schlug das Video von Cory riesige Wellen. So wurde es vielfach geteilt und zur Grundlage von Reaktionsvideos. Die Diskussionen schwappten dabei auch auf die Plattform Twitter über. Währenddessen scheint das Thema in Deutschland nicht angekommen zu sein, da unter den großen deutschen Creatorinnen und Creatorn bislang niemand eine Meinung zu dem Thema veröffentlicht hat.
Youtube ist nicht gesprächsbereit
Auf eine MADS-Anfrage reagierte der Videokonzern nicht. Ebendiese Intransparenz ist, was Creator Jacksepticeye an der Plattform so kritisiert. „Die Menschen, die bei Youtube arbeiten, sind wie Schattenmenschen“, meint er.
In Bezug auf die manuellen Videokontrolleure geht ein anderer Creator sogar so weit zu behaupten, es gebe sie gar nicht. So sagt Penguinz0 in einem Video: „Ich kann an einer Hand abzählen, wann Youtube mal Videosperren durch manuelle Reviewer zurückgenommen hat. Das passiert nur, wenn man einen trendenden Hashtag auf Twitter anfängt.“ Auch zu diesen Vorwürfen schweigt der Konzern.
Von Jule Trödel
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