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„Polite Catcalling“: Ist das wirklich höflich?

„Polite Catcalling“: Ist das wirklich höflich?
Foto: Unsplash/Oleg Laptev

Catcalling ist nervig, und gehört leider dennoch zum Alltag vieler Menschen – besonders für Frauen. Comedian Benedict Polizzi begann daher mit der Tiktok-Serie „Polite Catcalling“, um zu zeigen: Es geht auch anders.


Comedian Benedict Polizzi ist auf Tiktok mit Straßeninterviews, Sketchen und „Polite Catcalling“ bekannt geworden. So bekannt, dass er inzwischen 3,3 Millionen Follower hat. Ein Video dieser Serie erreichte bisher sogar über mehr als 40 Millionen Aufrufe. Im Kommentarbereich häufen sich die begeisterten Tiktok-Userinnnen und User: „Ich liebe diese Videos so sehr!!“ Was steckt hinter dem Hype?

Was ist „Polite Catcalling“? 

Der Begriff Catcalling ist inzwischen weit verbreitet und bezieht sich auf verbale sexuelle Belästigung im öffentlichen Raum. Viele Initiativen setzen sich deshalb gegen Catcalling ein. Ein bekanntes Beispiel ist das Projekt „Ankreiden“, das es in vielen Städten Deutschlands gibt. Die Verbindung aus „polite“ (auf Deutsch: höflich) und „Catcalling“ für ein Projekt gegen die Belästigung erscheint daher auf den ersten Blick merkwürdig. Wie sollen anzügliche Sprüche höflich sein? Und dann auch noch gegen die Belästigung helfen? Ganz einfach – indem sie erst gar nicht anzüglich sind. Denn Polizzis „Polite Catcalls“ sind keineswegs mit den gewöhnlichen „Catcalling“-Sprüchen vergleichbar. 

Mit Sprüchen wie „Damn girl, you look like you can plug in a USB on the first try“ betreibt Tiktok-Star Benedict Polizzi abends regelmäßig „Polite Catcalling“ auf einer belebten Straße in Indiana. Eine Freundin leistet ihm Gesellschaft und hält ein Schild hoch, auf dem steht: „Polite Catcalling“. Seine Sprüche beginnt der 31-Jährige immer mit „damn boy“ oder „damn girl“ – er catcallt also beide Geschlechter gleichermaßen „politely“. Das normale Catcalling betrifft sonst für gewöhnlich Frauen.

„damn girl…“: Höfliche Komplimente

Nach seiner typischen Anrede folgen ungewöhnliche Komplimente wie „du siehst aus, als würdest du die Einkaufswagen zurückbringen“. Wichtig hierbei: Es handelt sich eigentlich nie um Komplimente, die das Äußere der Personen betreffen. Die Menschen, die von ihm höflich gecatcallt wurden, reagieren sehr positiv und lachen über seine Sprüche. Teilweise gibt es auch Menschen, die extra zu ihm kommen und nach einem „Polite Catcall“ fragen.

Auch „Polite Catcalling“ ist Catcalling  

„’Polite Catcalling‘ ist immer noch Catcalling“, so lautete 2016 das Urteil von Tanvi Yenna im „KRUI Radio“. Sie argumentierte, auch nett formulierte Komplimente von Männern gegenüber Frauen seien eine Objektifizierung. Der Mann – so höflich er es auch ausdrücke – spüre dennoch das Bedürfnis, einer Frau ein Kompliment für ihren Körper zu machen. „Ehrlich gesagt fühlt es sich an, als würden wir Frauen Männern einen Weg rausgeben!“, kritisierte sie die zahlreichen Kommentare von Frauen, die „Polite Catcalls“ beschönigten.

Bedeutet das, dass auch Benedict Polizzis Sprüche im Endeffekt nur zu einer anderen Art der verbalen sexuellen Belästigung anregen? Nun, zwischen dem von Yenna beschriebenen „Polite Catcalling“ und dem, was Polizzi macht, gibt es einen entscheidenden Unterschied: Polizzi objektifiziert niemanden. Seine Komplimente beziehen sich auf das Verhalten oder den Charakter von Menschen. Es sind keine unangebrachten Sprüche zu der Länge von Beinen und auch keine lahmen Komplimente wie „Du siehst wunderschön aus“. Mit seiner Version des „Polite Catcallings“ versucht Polizzi, die Menschen zum Lachen zu bringen – und das mit großem Erfolg.

Von Chiara Heims


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