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Luisa Neubauer: Patriarchat ist schuld an der Klimakrise

Luisa Neubauer: Patriarchat ist schuld an der Klimakrise
Foto: picture alliance/dpa | Oliver Berg

Klimaaktivistin Luisa Neubauer hat in einem Podcast gesagt, sexistische Strukturen in der Gesellschaft seien der Grund für die Klimakrise. Auf Twitter äußerten vor allem Männer harte Kritik, was die 25-Jährige in ihrer Ansicht allerdings nur noch bestärkt.


Ist das Patriarchat schuld an der Klimakrise? Darüber hat Klimaaktivistin Luisa Neubauer anlässlich des feministischen Kampftages in der jüngsten Folge ihres Podcastes „1,5 Grad“ mit ihrer Großmutter und zwei Expertinnen gesprochen. Nach der Podcastfolge veröffentlichte das Online-Magazin „Watson“ auch ein Interview mit der 25-Jährigen, in dem sie ihre Meinung nochmals bekräftigte. Die Wurzeln der Klimakrise liegen in Machthierarchien von Männern über Frauen, von weißen Menschen über People of Colour, von Männern über die Natur, sagte die Fridays-for-Future-Aktivistin zu Beginn des Interviews.

Wie sie zu diesem Schluss kommt, führt sie anschließend weiter aus: Wer sich vor der Klimakrise schützen kann und wer nicht, wer die Folgen der Klimakrise, ob direkt oder indirekt, abfedern kann oder nicht, das wiederum ist auch eine Frage von Macht. Und diese Macht liege eben überproportional viel bei Männern, etwa wenn es um Mitsprache, Verteilung von Geld und Infrastruktur gehe. Zudem verschärfe die Klimakrise noch einmal ohnehin schon herrschende Ungerechtigkeiten. Reiche Menschen könnten sich beispielsweise leichter nach einer Flutkatastrophe alles wieder aufbauen als arme Menschen.

Was bedeuten Patriarchat und feministischer Kampftag?

Patriarchat: Grundsätzlich richtet sich der Feminismus gegen patriarchale Strukturen. Die Historikerin Gerda Lerner fasste bereits 1991 das Patriarchat als Herrschaft der Männer über Frauen und Kinder zusammen. Dies bedeutet eine männliche Dominanz in einem Großteil der Lebensbereiche.

Feministischer Kampftag: Statt den 8. März als Weltfrauentag zu bezeichnen, betiteln ihn viele als feministischen Kampftag. Auch Journalistin und Autorin Hengameh Yaghoobifarah bevorzugt diesen Namen, da die Ungerechtigkeiten nicht nur Frauen alleine betreffen, wie sie im „Deutschlandfunk“ sagte. „Alle Männer, die nicht Cis-Männer sind, tragen den feministischen Kampftag ja mit, die Auswirkungen des Patriarchats betreffen auch Agender- und Nonbinary-Personen.“ Das bedeutet, alle FLINTA-Personen sind eingeschlossen. FLINTA steht für Frauen (spezifisch cis hetero Frauen), Lesben, inter Menschen, nichtbinäre Menschen, trans Menschen und agender Menschen.

Für Neubauer sind die Besserverdiener meistens Männer: Wir sehen eine Welt, in der Frauen tendenziell finanziell abhängig sind und eher in Altersarmut leben, was ja auch in Deutschland der Fall ist – und denen fehlt dann leider einfach auch die Resilienz, sich zu wehren. Sie räumt aber auch ein, dass Frauen nicht kategorisch besser darin seien, sich um Klima und Umwelt zu kümmern. Nur leben wir aktuell in einem System, das auf die andauernde Ausbeutung von Mensch und Natur basiert, und das ist ganz, ganz, ganz patriarchal befeuert. Und diese Grundlagen hätten nun mal Männer geschaffen.

Luisa Neubauer bekommt viel Kritik für die Aussage

Für ihre Aussage erntet die Studentin auf Twitter viel Kritik – vor allem von Männern. Ein Twitter-User schreibt: Ich widerspreche Frau #luisaneubauer. Es handelt sich in der Geschichte der Menschheit um die Herrschaft einer Klasse über die andere. Dieses Prinzip erstreckt sich über alle Kulturen und Zeitalter. Klasse auf Geschlecht und Herkunft zu reduzieren ist verkürzt und unpräzise.

Ein anderer Nutzer meint, dass Männer zwar statistisch gesehen mehr schuld tragen, weil sie häufiger Führungspositionen besetzen. „Aber Frauen stehen Männern in nichts nach! Siehe Giffey, Anne Spiegel usw.„, so die Kritik. Ein weiterer Twitter-Nutzer schreibt: Es ist äußerst unglücklich, die Klimakrise zu einem Problem zwischen Männer und Frauen zu erklären, zum einen, weil es nicht stimmt, zum anderen, weil es rein gar nichts nützt. Anders als diese Beispiele sind viele Kommentare allerdings unsachlich und beleidigend.

Neubauer nimmt Kritik gelassen

Luisa Neubauer scheint die Kritik allerdings nicht zu stören – sondern ihre Meinung zum Patriarchat noch zu bestärken. Letzte Woche habe ich einen Podcast produziert, der über die sexistische Dimension der Klimakrise aufklärt. Unter #luisaneubauer werden nun Gründe gesammelt, warum es noch viel mehr solcher Folgen brauchen wird – unter anderen Umständen könnte man von Teamwork sprechen“, postet sie auf Twitter.

Doch auch Unterstützung erhält die Aktivistin – sowohl von Männern als auch von Frauen. Wenn man sich mal anschaut, wer #luisaneubauer gerade wieder mal plump beleidigt, scheint sie zu 100% Recht zu haben. Die üblichen alten, weißen Männer, erklärt ein Twitter-Nutzer. Uniprofessor Prof. Dr. Matthias Quent schreibt zu Neubauers Podcast: Extrem hörenswert, richtig und wichtig! Übrigens gibt es dazu schon seit Jahren eine akademische Debatte. Traurig aber irgendwie auch lustig, dass #luisaneubauer mit ein paar simplen Fakten so viele Männer triggert.


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Über den Autor/die Autorin:

Laura Ebeling

Laura (25) ist Volontärin bei der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung und Neuen Presse. Sie studierte Kommunikationsmanagement - oder einfacher gesagt "irgendwas mit Medien". Von ihren Kenntnissen macht sie auch hier Gebrauch und beschäftigt sich gerne mit Themen wie Gleichberechtigung und dem politischen Geschehen.

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