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Kommentar zum Muttertag: Mütter, streikt am 9. Mai

Kommentar zum Muttertag: Mütter, streikt am 9. Mai
Foto: Pixabay/WFlore

Erster Mai, Weltfrauentag, jetzt auch der Muttertag: Oft werden Tage, die eigentlich für Protest stehen sollen, zu Feiertagen der Symbolpolitik. Vor allem am Muttertag sollte gestreikt werden, findet MADS-Autorin Marie, denn es sind immer noch Frauen, die unbezahlte Care-Arbeit leisten und schneller in Armut geraten. Ein Kommentar.


Am 9. Mai ist internationale Muttertag. Ähnlich wie auch am Weltfrauentag erwartet die meisten Frauen an diesem Tag ein Blumenstrauß, ein selbst gemaltes Bild oder eine Karte. Sie werden aber abgesehen davon weiterhin unbezahlte Care-Arbeit erledigen, wie an jedem anderen Tag auch. Dabei sollte der Muttertag kein reiner Feiertag sein: Natürlich ist es wichtig, den eigenen Müttern Aufmerksamkeit zu schenken und sich zu bedanken, aber noch immer sind sie es, deren Stellung in der Gesellschaft prekär ist.

Müttern geht es schlechter

Eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hat herausgefunden: In den sieben Jahren nach der Geburt eines Kindes verschlechtert sich das Wohlbefinden von einem Drittel aller Mütter deutlich. Genannt werden mentaler Stress, sozialer Rückzug, depressive Verstimmungen und Angstgefühle. Bei Müttern kommen mehrere Diskriminierungsformen zusammen: Sexismus und die generelle Benachteiligung von Menschen, die mit Kindern leben und für sie sorgen. Diese Verschlechterung liegt auch daran, dass ein Großteil der Care-Arbeit, also Tätigkeiten des Sorgens und sich Kümmerns, von Frauen erledigt werden. Darunter fällt die Kinderbetreuung und Altenpflege, aber auch familiäre Unterstützung, häusliche Pflege oder Hilfe unter Freunden. Diese Arbeiten werden aber nicht nur großteils von Frauen erledigt, sondern auch nicht bezahlt. Grund dieser traditionellen geschlechtshierarchischen Arbeitsteilung ist die kapitalistisch-patriarchale Gesellschaft.

Hohes Armutsrisiko

Frauen übernehmen nicht nur Care-Arbeit, sondern gehen zudem auch öfter in Eltern- und Teilzeit, und auch bei den Alleinerziehenden, die einem besonders hohen Armutsrisiko ausgesetzt sind, ist ein Großteil weiblich. Was das über den Lauf eines Lebens hinweg bedeutet, zeigt sich bei der Rente: Frauen erhalten laut dem DIW zufolge in Westdeutschland fast 50% weniger Rente als Männer und geraten auch schneller in Altersarmut.

Gesellschaft baut auf Frauen auf

Dass unsere Gesellschaft auf Frauen aufbaut, die kostenlos Arbeit leisten und dafür dann mit einem höheren Armutsrisiko und am 9. Mai einem Blumenstrauß belohnt werden, ist nicht akzeptabel. Für Frauen bedeutet das, dass Muttersein und Erziehung, was an sich schon anstrengende Aufgaben sind, durch soziale Ungerechtigkeiten noch härter wird. Am Muttertag sollten sie streiken, Care-Arbeit fallen lassen und von uns in politische Diskurse, wo sie oft fehlen, einbezogen werden. Es ist nicht nämlich keineswegs selbstverständlich, dass sie zum Wohl der Gemeinschaft lebenslang zurückstecken. 

Elf Millionen Mütter leben in Deutschland; ihre unbezahlte Arbeit ist gesellschaftlich überlebenswichtig und ihre Interessen relevant. Bessere Arbeitsbedingungen für Hebammen, eine verpflichtende Elternzeit für Väter, einen gesetzlichen Anspruch auf eine Tagesmutter oder Krippenplatz ab der Geburt eines Kindes, familienfreundlichere Arbeitsplätze. Diese Aspekte gehören in Wahlprogramme, auf Demonstrationen und verbessern nicht nur das Leben von Müttern, sondern von uns allen. Blumenstrauß am Muttertag? Nein danke.

Von Marie Bruschek


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