
#Harnröhre: RKI-Studie löst Twitter-Debatte über transfreundliche Sprache aus

Das RKI sucht Teilnehmende für eine Studie zum Thema sexuelle Gesundheit von trans Menschen und nicht-binären Menschen. Dieser harmlose Anlass führte auf Twitter mal wieder zu großer Diskussion. Der Grund: die Bezeichnung „Menschen mit kurzer Harnröhre“.
Das Robert-Koch-Institut (RKI) führt immer wieder gesundheitliche Studien durch. Nun startete das Institut einen Aufruf für die Studie „Sexuelle Gesundheit und HIV/STI in trans und abinären Communitys“, die gemeinsam mit Community-Vertretern und -Vertreterinnen sowie Aktivisten und Aktivistinnen entwickelt wurde. Den Aufruf dazu veröffentlichten das RKI unter anderem auf Twitter – und schon nahm die Diskussion ihren Lauf.
„Menschen mit kurzer Harnröhre“
Unter dem Hashtag #Harnröhre diskutierten etliche Menschen über die Studie. Denn eine der Fragen lautet: „Menschen mit kurzer Harnröhre haben manchmal ein höheres Risiko für bestimmte Infektionen, z.B. Entzündungen der Harnblase. Eine kurze Harnröhre liegt vor bei Menschen z.B. mit Fronthole, Vagina, Pussy, etc. Wir denken hierbei sowohl an Menschen (noch) ohne geschlechtsangleichende operative Eingriffe als an auch Menschen nach geschlechtsangleichenden operativen Eingriffe. Gehören Sie zu den Menschen, die eine kurze Harnröhre haben?“
Das RKI hatte sich für Beschreibung „Menschen mit kurzer Harnröhre“ entschieden, da es bei trans Menschen nicht ausreicht, nach dem Geschlecht zu fragen. Schließlich ist damit nicht geklärt, an welchem Punkt der Transition sich die Person befindet. Doch auf Twitter kommt die Bezeichnung gar nicht gut an.
Twitter-Nutzerinnen fühlen sich angriffen
Viele sind der Meinung, dass es respektlos sei, Frauen auf die Länge ihrer Harnröhre zu reduzieren. Sie können die Bezeichnung nicht nachvollziehen, fühlen sich in ihrem Frau-Sein angegriffen und bezeichnen das RKI als frauenfeindlich.
„Menschen mit kurzer #Harnröhre“ oder „Menschen, mit #Fronthole, Vagina, Pussy etc.“
— Schlanggl (The Original) ⚫️🟡🤍💙🤍💙🤍💙🟡⚫️ (@i_iangg) March 29, 2022
Es ist nur noch krank
Und das auch noch vom #RKI, einer biomedizinischen Leitforschungseinrichtung der deutschen #Bundesregierung
Für solch einen Quatsch wird unser Steuergeld verschwendet 🤦♂️ pic.twitter.com/bZq9nRq9IT
Andere machen darauf aufmerksam, dass eben die Länge der Harnröhre einen Unterschied bei Blasenproblemen mache. Zudem kritisieren einige, dass sich binäre Menschen überhaupt darüber aufregen, da es in der Studie gar nicht um sie geht. Die Bezeichnung sei keine diskriminierende Sprache Frauen gegenüber, sondern transfreundliche Sprache. Frauen, die sich über diese Sprache empören, werden in der queeren Community oft als TERFs bezeichnet („Trans-Exclusionary Radical Feminism“), also Feministinnen, die transgeschlechtliche Personen invalidieren und diskriminieren.
Vor lauter Empörung bekommen die terfies die einfachsten anatomischen Zusammenhänge nicht mehr auf sie Reihe. Große Empörung über „Menschen mit kurzer Harnröhre“. Ja Schatzies, wenn es um Blasenentzündung geht, ist die Länge der Harnröhre tatsächlich der relevante Faktor.
— 🏴BlackPurple🔥 (@black_purple161) March 29, 2022
Hintergrund der RKI-Studie
Der Hintergrund der Studie ist laut RKI, dass „Personen aus trans und abinären Communitys in vielen Regionen der Welt eine erhöhte Vulnerabilität für HIV und andere sexuell übertragbare Infektionen“ haben. In Deutschland sei das bisher unzureichend untersucht. „Darüber hinaus fehlen Daten zur sexuellen Gesundheit allgemein für diese Bevölkerungsgruppen“, schreibt das RKI. Die Studie läuft noch bis Ende des Jahres.
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