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Die Referendarin: Das erste Mal … Klassenarbeiten korrigieren

Die Referendarin: Das erste Mal … Klassenarbeiten korrigieren
Foto: Unsplash.com/Amelie Rook

Helena (25) ist eine von rund 30.000 Lehramtsanwärtern in Deutschland. Was passiert eigentlich hinter der sagenumwobenen Lehrerzimmertür? Wie ist es, Schülerinnen und Schüler zu unterrichten, die nur ein paar Jahre jünger sind als man selbst? Und wie kommt Helena mit dem Druck klar? Davon erzählt sie – unter Pseudonym – in ihrer MADS-Kolumne: die Referendarin.


Der zweite Lockdown kam für das Schulsystem früher als erwartet, für mich genau richtig. Auf dem Schreibtisch lag nämlich mein erster Klassensatz Deutscharbeiten einer zehnten Klasse. Die älteren Kollegen werden sich nun lachend auf die Schenkel klopfen, während ihr Schreibtisch unter den 84 Heften ihrer drei Klassen nicht mehr zu sehen ist. Doch es ist mein erstes Mal. Und das dauert lange, warnten meine Fachleiter.

Helena (25) wird Lehrerin. Unter Pseudonym berichtet sie über ihr Referendariat. 
Bild: Amelie Rook

Dennoch starte ich hochmotiviert. Nach unzähligen Unterrichtsentwürfen endlich etwas, dass ich sichtbar abarbeiten kann. Nach einem ersten Lesen und Anstreichen der Rechtschreib-, Grammatik- und Zeichensetzungsfehler wandere ich mit der linken Hand am ausgedruckten Erwartungshorizont entlang und mit der rechten Hand noch einmal durch die jeweilige Arbeit. Dreimal mache ich das so. Sind alle Aspekte eines Kommentars vorhanden? Sind die Argumente überzeugend oder doch nur sinnvoll? Ist die Sprache wirklich unpräzise und verschachtelt – oder ist das Geschmacksache? Meine Unsicherheit wächst mit jedem Heft.

Zwei minus oder doch eine Drei plus?

Die Noten schreibe ich vorerst nur mit Bleistift unter die Arbeiten, weil mein Kopf irgendwann Karussell fährt. Ist das noch eine Zwei minus oder doch eine Drei plus? Eine Eins oder Zwei? Noch mal gehe ich alles durch – und mir fällt auf, dass ich die ersten Hefte strenger korrigiert habe. Ich will doch keine ungerechte Lehrerin sein! Durchatmen. Von vorn.

Als ich schließlich die letzte der 26 Arbeiten auf die andere Seite des Schreibtisches lege, bin ich richtig stolz. Natürlich auf mich, aber vor allem auf meine Schülerinnen und Schüler. Viele von ihnen haben mich mit tollen Texten überrascht. Das macht die 22 Stunden Korrekturzeit und das Karussell in meinem Kopf wieder wett.

Von Helena Fischer


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1 Kommentar

  1. Joschi

    Benotung ist doof braucht kein Mensch, einen Abschluss reicht ebbr neuerdings!

    Antworten

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