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Amy-Winehouse-Biopic: Wie Hollywood weibliches Leiden ausbeutet

Amy-Winehouse-Biopic: Wie Hollywood weibliches Leiden ausbeutet
Foto: picture alliance / dpa | Frantzesco Kangaris

Elvis Presley, Marilyn Monroe, Whitney Houston und jetzt auch Amy Winehouse: Biopics sind gekommen, um zu bleiben. Was MADS-Autorin Marie an vielen Filmen über weibliche Stars jedoch stört, ist die Zurschaustellung ihres Leids.


Filmbiografien boomen in Hollywood. Sei es Austin Butler als Elvis Presley oder Ana de Armas als Marilyn Monroe, ein Biopic reiht sich an das nächste. Man kann aus dem Trend mangelnde Kreativität für neue Geschichten ableiten. Doch es wird noch ein viel gravierenderes Problem deutlich: Die Biopics der weiblichen Stars zeigen diese vor allem als leidende, tragische Frauen. Auch Amy Winehouse bekommt jetzt ein Biopic, betitelt nach ihrem Album „Back to Black”.

Amy Winehouse: „Back to Black”

Als Marilyn Monroe im vergangenen Jahr von Ana de Armas in „Blond” verkörpert wurde, fiel die Reaktion vieler Kritiken und Fans gemischt aus: de Armas wurde für ihre schauspielerische Leistung gelobt; Regie und Produktion erhielten dagegen scharfe Kritik. Der Vorwurf: Der Film beschreibe das Leben Monroes als einzigen Leidensweg und charakterisiere sie als Opfer. Es fehlten ihre starken und strategischen Seiten, die Geschichte fühle sich vielmehr an wie eine Interpretation ihres Lebens.

Ob Amy Winehouse in ihrem Biopic „Back to Black” respektvoller porträtiert wird, ist fraglich. Regie führt Sam Taylor-Johnson – die für Filme wie „Fifty Shades of Grey” bekannt ist. Die ersten Fotos kursieren bereits online und zeigen Darstellerin Marisa Abela im typischen Winehouse-Look. Das macht viele Fans nervös: „This is giving Halloween costume in NJ. Not movie magic stills”, schreibt eine Instagram-Userin.

Schließlich ist das Marilyn-Monroe-Biopic kein Einzelfall. Youtuberin Mina Le zitiert in einem ihrer Videos Autor Dennis Bingham: „Biopics of women [were] weighted down by myths of suffering, victimization” – seit Beginn des Genres Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Obsession mit schönen, leidenden und tragischen Frauen ist ebenso kein neues gesellschaftliches Phänomen: Es ist ein in Filmen, Literatur und Kunst gut bekannter Topos, vielleicht heute am prominentesten durch die sogenannte „sad girl aesthetic”. Diese ist 2014 vor allem auf Tumblr populär geworden und zeigt junge Frauen, die sich selbst und ihre Trauer romantisieren. Das geht weit zurück. So hat bereits Edgar Allan Poe gesagt: „The death of a beautiful woman is unquestionably the most poetical topic in the world.”

Gegen das Biopic

Etliche Fans sprechen sich gegen das Amy-Winehouse-Biopic aus und fordern, die Singer-Songwriterin ruhen zu lassen – unabhängig davon, wie sie dargestellt wird. Neben der Angst vor einer romantisierten Darstellung ihres Leidens wird damit ein weiteres Argument gegen das Genre laut, unabhängig vom Geschlecht der porträtierten Person: Hollywood solle die in der Regel bereits verstorbenen Stars respektieren und ihr Andenken bewahren, statt es zu kapitalisieren und auszunutzen.

Voraussichtlich wird die Filmbiografie aber nicht so schnell von der Kinoleinwand verschwinden, zu lukrativ ist es, diese Geschichten zu erzählen. Es bleibt vorerst also nur zu hoffen, dass Amy Winehouse und andere weibliche Stars respektvoll dargestellt und nicht auf den Stereotyp der leidenden Frau reduziert werden.


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Über den Autor/die Autorin:

Marie Bruschek

Marie (20) studiert Weltliteratur. Wenn sie nicht gerade schlechte Wortwitze macht oder sich zum zehnten Mal Mamma Mia anguckt, schreibt sie für MADS über alles, was sie gerade interessiert.

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