„A-Teams“: Wie Jugendliche gegen Diskriminierung an Schule und Uni kämpfen
Eine Stadt ohne Rassismus und Antisemitismus: Die wünscht sich der hannoversche Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne). Einen Anfang dafür machen Jugendliche und junge Erwachsene, die sich in Workshops zum Thema Antidiskriminierung haben schulen lassen.
Jeanne Hanou Alipoé weiß, wie sich Diskriminierung anfühlt. Als junge Schwarze Frau habe sie sowohl Rassismus als auch Sexismus erfahren, sagt sie – und das seit der Kindheit. „Ich habe gemerkt, wie mich das persönlich verletzt hat und wie mich das einerseits zu einem stärkeren und andererseits zu einem unsicheren Menschen gemacht hat“, sagt die 16-jährige Schülerin der Tellkampfschule in Hannover.
„A-Teams“: Workshops zu gewaltfreier Kommunikation
Deshalb möchte sie etwas verändern. Gemeinsam mit anderen Schülerinnen und Schülern, Studierenden und Mitarbeitenden aus dem Haus der Jugend in Hannover hat sie an einem Projekt der Stadt teilgenommen. In mehreren Workshops haben sich die Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Formen der Diskriminierung und einer diskriminierungs- und gewaltfreien Kommunikation auseinandergesetzt.
Die Teilnehmenden sind nun als Antidiskriminierungsteams oder auch „A-Teams“ im Kampf gegen Rassismus und Antisemitismus geschult. An ihren Schulen und Unis bieten sie zukünftig eine niederschwellige Anlaufstelle für Lernende, die von Rassismus oder Antisemitismus betroffen sind. „A-Team – im Auftrag gegen Diskriminierung“ ist ein Projekt unter Trägerschaft des Dachverbandes Generation Postmigration e.V., das im Rahmen des WIR-2.0-Prozesses der Stadt Hannover entstanden ist und vom Gesellschaftsfond für Zusammenleben gefördert wird.
Bildungseinrichtungen als Schlüsselorte
Diskriminierung im alltäglichen Leben sei laut Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) leider Realität für viele junge Menschen. Doch: „Das ist nichts Normales, das darf nicht sein. Niemand muss sich damit abfinden“, sagte der OB bei der feierlichen Zertifikatsübergabe im Neuen Rathaus. Projektleiter Tchadarou Abdoul sieht Bildungseinrichtungen als „Schlüsselorte für die Verbesserung dieser Verhältnisse.“
Derzeit werde daran gearbeitet, dass an den Schulen Ressourcen wie Beratungsräume bereitgestellt werden, um den Geschulten und Betroffenen Zeit und Raum für Gespräche zu bieten. Auf sich allein gestellt sind die A-Teams aber auch in Zukunft nicht. Sie arbeiten mit der Leitung ihrer Bildungseinrichtung zusammen und können sich an professionelle Beratungsstellen der Stadt Hannover wenden. Zudem erhalten sie Unterstützung durch die Antidiskriminierungsstelle.
Gegen Diskriminierung – für besseres Schulklima
„Wir arbeiten schon daran, eine neue Generation vorzubringen“, sagt „A-Team“-Mitglied Abdoulwadjid Abdoul. Für ihn steht fest: Er möchte seine Aufklärungsarbeit an der Uni fortsetzen. Wenn es nach Jeanne Hanou Alipoé geht, sollte das Projekt zum Standard in jeder Bildungseinrichtung werden – nicht nur in Hannover. „Ein verbessertes Schulklima soll allen die Möglichkeit geben, sich frei von ausgrenzenden Diskriminierungserfahrungen zu entwickeln und sich weiterzubilden“, so Jeanne.
Von Lisa Maria Hofmann
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