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„365 Days“: Deshalb ist der neue Netflix-Hype extrem gefährlich

„365 Days“: Deshalb ist der neue Netflix-Hype extrem gefährlich
Foto: Netflix

Immer wieder landen bei Netflix Serien oder Filme in den Top-Hits. Nach „Tigerking“ und „Der Schacht“ folgt nun der neue Netflix-Film „365 Days“. Ein Film, der sexualisierte Gewalt verherrlicht und vor Geschlechterklischees nur so strotzt. Wieso der polnische Erotikfilm (im Original heißt er übrigens „365 DNI“) so problematisch ist, erklärt MADS-Autorin Emma.


Ein Mafiaboss entführt eine polnische Businessfrau und gibt ihr 365 Tage, um sich in ihn zu verlieben. Klingt erst einmal nach einem dieser klassischen Psychothriller: verrückter Typ versucht Opfer gefügig zu machen – das wehrt sich und unternimmt Fluchtversuche. „365 DNI“ setzt allerdings auf ein anderes Konzept – und greift dabei vor allem auf sexistische Rollenbilder zurück.

Der Erotikfilm ist eine Neuinterpretation einer Schöne-und-das-Biest-Beziehung: Der attraktive Mafiaboss kann seine aggressive Sexualität nicht kontrollieren – gerät mit seiner übergriffigen Art bei seinem Entführungsopfer aber erstmals an seine Grenzen. Oft erinnert „365 DNI“ an die „Fifty Shades of Grey“-Reihe – was erst mal nicht schlecht ist. Denn solche Filme können das Thema Erotik entstigmatisieren, indem sie es in den Mainstream bringen.

Ein Softporno, kombiniert mit Luxus:

„365 DNI“ zeigt Jachten, Luxus-Clubs, sizilanische Strände und Champagner. Dabei suggerieren die Filmemacher durchgehend, dass dies der Traum jeder Frau sei. Sie zeigen ausgedehnte Shopping-Trips der Frau, bei denen der erschöpfte Entführer auf dem Sofa der Boutique sitzt und sich 30 Kleider angucken muss. Seine Bodyguards schleppen völlig überpackt die neuen Kleider der entführten Frau hinterher.

Im Verlauf des Filmes gelingt es dem Mafiaboss, die Liebe seiner Geliebten zu erlangen. Das Ganze erinnert allerdings eher an das Stockholm-Syndrom, also das psychologische Phänomen, dass ein Opfer positive emotionale Gefühle für den Entführer entwickelt. Aufgearbeitet wird das im Film allerdings nicht. Stattdessen wird die Entführung romantisiert, sexualisiert und verherrlicht.

Gerade zu Beginn des Films, versucht sich die Protagonistin gegen die Situation zu wehren, indem sie erfolglose Fluchtversuche bei einem Einkaufsbummel wagt. Doch ihr Satz „You’re not my property“, ist einer der wenige Momente des Films, der daran erinnert, dass so etwas wie die Selbstbestimmung der Frau existiert.

„365 Days“: So problematisch ist der Netflix-Film

Der Entführer versucht, sich der Frau mehrmals aufzudrängen, würgt und fesselt sie als sie sich gegen ihn widersetzt. Als sie nicht möchte, dass er ihre Brüste anfasst, entgegnet er nur „I’ve ordered it and I am going to decide when I see it“. Vergewaltigen tut er sie dann aber doch nicht. Vermittelt wird das Bild des Mannes, der seine sexuellen Bedürfnisse nicht kontrollieren kann – bei seiner Geliebten dann aber um seine Selbstbeherrschung kämpft. Im Film wirkt dieses Verhalten fast wie eine Heldentat.

Zum Ende des Filmes baut sich die Spannung etwas auf und die Geschichte gewinnt an Substanz. Doch das Konzept von „356 DNI“ bleibt problematisch – vor allem durch die Verherrlichung des übergriffigen Verhaltens und stereotypischer Geschlechterrollen. Dass Netflix sich für das Ausstrahlen des Films entscheidet, spricht wohl allein für eine unternehmerische Abwägung: Denn Erfolg hat der Film durchaus – Fortschrittlichkeit und Emanzipation verlieren in diesem Fall wohl gegen den eingespielten Gewinn.

Von Emma Schell

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