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Was singende Mäuse mit einem Gespräch zwischen zwei Menschen zu tun haben

Was singende Mäuse mit einem Gespräch zwischen zwei Menschen zu tun haben
Foto:  NYU School of Medicine

Ein gutes Gespräch ist wie ein Tennismatch: Ein Partner spielt dem anderen seinen Beitrag zu, der nimmt ihn an und spielt ihn geschmeidig zurück. Doch wie kann das gelingen? Antworten darauf lassen sich vielleicht bei singenden Mäusen finden.


Mit einem Freund zusammenzusitzen und zu plaudern, kann eine sehr vergnügliche Angelegenheit sein. Für das Gehirn ist das Bestreiten eines Gesprächs allerdings eine echte Mammutaufgabe: das Gesagte muss aufgenommen, richtig interpretiert und angemessen erwidert werden – das alles in kurzer Zeit. Wie das gelingt, können womöglich singende Mäuse erklären helfen. US-Forscher zeigten, dass es im Gehirn der Nager eine Region gibt, die nachgeschaltete Bereiche kontrolliert. Dieser Schaltkreis ermöglicht das typische Hin und Her des Gesangs der Mäuse – und in ähnlicher Form womöglich auch eine Konversation unter Menschen.

Das Team um Daniel Okobi von der New York University (USA) hatte für ihre Studie die Gesänge einer Braunmaus-Art untersucht, Scotinomys teguina, im Englischen Alston’s Singing Mouse genannt. Die Nager produzieren einzelne Noten und verknüpfen sie zu einem Lied. Herkömmliche Hausmäuse bilden für das menschliche Ohr nicht hörbare Töne im Ultraschallbereich und reagieren nicht auf diese Weise aufeinander.

Eine Maus singt erst dann, wenn die andere aufgehört hat

Die Forscher setzten zwei männliche Singmäuse in getrennte Kammern, so dass sich die Tiere zwar nicht sehen, aber hören konnten. Sie stellten dann zunächst fest, dass die Tiere in Gesellschaft häufiger und variabler singen als wenn sie allein sind. Sie passten ihren jeweiligen Gesprächsbeitrag darüber hinaus genau an das Timing des Partners an – ein Tier beginnt erst dann zu singen, wenn das andere aufgehört hat, ganz ähnlich wie Menschen in einem Gespräch.

Um herauszufinden, wie das Gehirn dieses Timing steuert, wendeten die Forscher verschiedene Methoden an. Sie maßen etwa die Gehirnströme während des Singens und stellten fest, dass das Singen während des Ausatmens stattfindet und mit einer Kontraktion der Kiefermuskulatur in Verbindung steht. Weitere Untersuchungen zeigten, dass der sogenannte Motorcortex des Gehirns bei der Steuerung eine zentrale Rolle spielt. Manipulierten die Forscher dessen Aktivität, hörten die Nager auf zu singen – und nahmen ihren Gesang später an der Stelle wieder auf, an der sie ihn unterbrochen hatten. Wurde der Motorcortex abgekühlt, nahm die Geschwindigkeit des Gesangs ab.

Lausteuerung kommt wahrscheinlich auch bei Menschen zum Tragen

Aus ihren Untersuchungen folgern die Forscher, dass das Gehirn die Nager-Unterhaltungen abgestuft steuert: der Motorcortex sorgt für das angemessene Timing des Hin und Hers zwischen zwei Tieren, nachgeschaltete Bereiche sind für die Produktion des Gesangs selbst verantwortlich. Diese Hierarchie sei für den sozial relevanten Austausch entscheidend.

„Indem sie die Sound-Produktion von der Kontrolleinheit trennt, hat die Evolution das Gehirn singender Mäuse mit einer präzisen Lautsteuerung versehen, die auch beim wechselseitigen Grillen-Gesang, Duetten von Singvögeln und vermutlich beim menschlichen Gespräch zum Tragen kommt“, erläutert Mitautor Arkarup Banerjee.

Die Studie lege nahe, dass bereits der letzte gemeinsame Vorfahr von Nagern und Primaten – ein kleines Säugetier, das vor 90 Millionen Jahren lebte – die Bereiche zur Lautbildung durch eine übergeordnete Steuereinheit im Motorcortex kontrollieren konnte, kommentiert Steffen Hage von der Universität Tübingen die Arbeit. Interessant sei es, in nachfolgenden Untersuchungen zu klären, inwieweit der Motorcortex mit Gehirnbereichen in Verbindung steht, die für die Verarbeitung von Höreindrücken zuständig sind.

Von RND/dpa


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