Was ist eigentlich 5G?
Darknet, Filterblase, Touchscreen – du bist ein Digital Native und hast trotzdem keine Ahnung, was diese Begriffe bedeuten? MADS-Autorin Greta erklärt jede Woche ein Netzthema. Dieses Mal: Was ist eigentlich 5G?
Da sitzt man im Zug, schreibt der besten Freundin bei WhatsApp – und die Nachricht wird einfach nicht gesendet. Mal wieder ein nerviges Funkloch. Doch jetzt reden alle von 5G, dem Netz der Zukunft – was verbirgt sich dahinter?
5G ist die fünfte Generation des Mobilfunks. 2020 soll sie weltweit eingeführt werden. Die erste Generation war noch das analoge Kabelnetz, mit dem wir bloß telefonieren konnten. 1992 folgte die zweite Generation 2G, von da an konnten wir SMS versenden. Außerdem verbesserte sich die Netzabdeckung und -kapazität. Es gab also weniger Funklöcher und mehr Geräte konnten das Netz gleichzeitig nutzen. 3G (ab 2003) machte mobiles Surfen im Internet und Videotelefonie möglich. Und mit 4G (auch LTE, Long Term Evolution) ging das alles noch schneller und besser.
Mit jedem neuen Standard werden Daten schneller übertragen, mit 5G wohl etwa 100-mal schneller als mit 4G. Damit könnten wir Filme in HD-Qualität in wenigen Sekunden auf unser Handy laden. Die alten Standards werden 2020 aber nicht einfach abgeschaltet. Wir nutzen sie parallel zu 5G weiter, da längst nicht alle Anwendungen das schnellste Netz brauchen.
5G für Konzerte und ein vernetztes Zuhause
Mit 5G können nicht nur Daten schneller übertragen werden. Es soll auch eine viel größere Kapazität haben als seine Vorgänger. Das bedeutet einerseits, dass wir dann auch bei Großereignissen wie Konzerten immer genug Netz haben. Andererseits können so auch viel mehr Geräte pro Fläche und miteinander verbunden werden. Das ist zum Beispiel wichtig für das sogenannte Internet der Dinge (Internet of Things, IoT).
Darin sind immer mehr Geräte und Maschinen per Internet vernetzt. Und das nicht nur in der Industrie, sondern auch bei uns zuhause. Im Kühlschrank ist keine Milch mehr? Sprachassistenten wie Siri oder Alexa können vom digitalen Kühlschrank eine Nachricht empfangen, was auf die nächste Einkaufsliste gesetzt werden muss oder direkt beim Online-Händler Nachschub bestellen. Noch vernetzter ist ein sogenanntes Smarthome. Dort überwacht und steuert ein Computer fast alle Geräte im Haus. Er merkt etwa, wenn die letzte Person morgens das Haus verlässt, und schickt dann Saug- und Rasenmähroboter los – damit alles fertig ist, wenn wir abends wiederkommen.
Selbstfahrende Autos und Operationen durch Roboter
Ein weiterer Vorteil von 5G wird die deutlich geringere Latenzzeit sein. Das ist die Reaktionszeit des Netzes, also zum Beispiel die Zeit zwischen dem Klick auf einen Link und dem Start des Ladevorgangs. Bei 4G beträgt die Latenzzeit etwa 40 Millisekunden. Das ist schon sehr kurz und reicht fürs Surfen im Netz völlig aus. 5G soll Latenzen von nur einer Millisekunde haben. Das wird etwa für das autonome Fahren wichtig. Denn das selbstfahrende Auto kommuniziert über das Netz mit anderen Fahrzeugen und der Infrastruktur, etwa mit Ampeln. Damit keine Unfälle riskiert werden, muss das in Echtzeit geschehen.
Dank der geringen Latenzzeit könnte 5G auch Telemedizin ermöglichen. Das bedeutet nicht, dass wir uns bald per WhatsApp krankschreiben lassen können. Aber ein Arzt könnte zum Beispiel Operationen durchführen, ohne selbst in der Nähe zu sein – mithilfe von Robotern, die er über das Netz fernsteuert. Diese müssen in Echtzeit und ganz genau auf die Befehle des Arztes reagieren, damit die OP glattläuft.
Telekom und Co. ersteigern Frequenzen
Für den Mobilfunk nutzt man elektromagnetische Wellen. Diese haben bestimmte Frequenzen – je nachdem, wie oft sie pro Sekunde schwingen. Ob für Radio, Funk oder eben die Sprach- und Datenübertragung per Mobilfunk: Um Frequenzen nutzen zu dürfen, braucht man in Deutschland eine Lizenz. Die vergibt die Bundenetzagentur. Die Behörde gehört zum Bundeswirtschaftsministerium und ist auch für die Infrastrukturen von Elektrizität und Telekommunikation zuständig. Sie sorgt für einen fairen Wettbewerb auf diesem Markt – und regelt dafür auch die Verteilung der Funkfrequenzen. So stellt sie sicher, dass diese nicht mehrfach genutzt werden und zum Beispiel Bluetooth-Kopfhörer aus Versehen den Polizeifunk stören.
Da die Funkfrequenzen begrenzt sind, versteigert die Bundesnetzagentur die deutschen Nutzungsrechte dafür. Die Frequenzen für 5G sind voraussichtlich im März 2019 dran. Mitbieten werden die deutschen Mobilfunkanbieter Telekom, Vodafone, Telefonica (dazu gehört O2) und 1&1-Drillisch. Bisher haben sich Telekom, Vodafone und Telefonica das deutsche Mobilfunknetz geteilt.
Mobilfunkanbieter müssen das Netz ausbauen
Wer Nutzungsrechte an den neuen Frequenzen ersteigert, verdient anschließend Geld damit: Etwa wenn er die Frequenzen an andere Anbieter vermietet oder Kunden neue Angebote macht. Durch die vielen neuen Einsatzgebiete von 5G können die Mobilfunkanbieter mit neuen Kunden und mehr Umsatz rechnen. Sie müssen aber auch Geld investieren: Die Bundesnetzagentur hat für die Ersteigerung der neuen Frequenzen Auflagen erstellt: Die Mobilfunkanbieter verpflichten sich zum Beispiel, das Netz weiter auszubauen.
So müssen sie bis Ende 2022 mindestens 98 Prozent der deutschen Haushalte mit einer Netzgeschwindigkeit von 100 Megabit pro Sekunde versorgen. Außerdem müssen die Netzbetreiber Mobilfunkbasisstationen in sogenannten „weißen Flecken“ in Betrieb nehmen. Das sind abgelegene Gegenden, in denen sich der Netzausbau für die Betreiber eigentlich nicht lohnt, weil sie dort nicht genügend Kunden haben. Diese Auflagen bedeuten aber nicht das Ende aller Funklöcher. In weniger dicht oder gar nicht besiedelten Gebieten wird es sie weiterhin geben.
5G – erstmal nichts für Privatnutzer
Außerdem sollen die Anbieter bis 2022 sicherstellen, dass an Autobahnen, wichtigen Bundesstraßen und Bahnstrecken mehr Daten pro Zeit übertragen werden: mindestens 100 Megabit pro Sekunde. Auf Autobahnen und Bundesstraßen darf die Latenz 10 Millisekunden nicht überschreiten – das ist wichtig für selbstfahrende Autos.
Letztlich ist 5G erst einmal wichtig für die deutsche Wirtschaft, die international wettbewerbsfähig bleiben muss und bei neuen Technologien nicht den Anschluss verlieren darf. Für uns Privatnutzer wird 5G erst interessant, wenn auch 5G-fähige – und bezahlbare – Handys auf den Markt kommen. Bis dahin reicht 4G zum Surfen, Streamen und Chatten aber vollkommen aus.
Von Greta Friedrich
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