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Vorwurf Queerbaiting: Theo Carow outet sich als bisexuell

Vorwurf Queerbaiting: Theo Carow outet sich als bisexuell
Foto: Instagram/ @theocarow

Immer wieder wurde ihm Queerbaiting vorgeworfen – jetzt hat Influencer Theo Carow öffentlich gemacht, dass er bisexuell ist. Das Outing zeigt, wie problematisch vorschnelle Verurteilungen in der LGBTQ-Community sein können. Ein Kommentar.


Theo Carow trägt gerne Nagellack, stöbert gelegentlich in der Frauenabteilung und ist von Geschlechterstereotypen genervt. Doch für sein Engagement gegen toxische Männlichkeit, also das krampfhafte Beharren auf veralteten männlichen Idealen, erhält der Influencer auch immer wieder Kritik. Der Vorwurf: Er nutze die LGBTQ-Community aus, um mehr Reichweite in den sozialen Medien zu erlangen. Dieses Verhalten wird auch als Queerbaiting bezeichnet. Auch um diese Vorwürfe endgültig aus dem Weg zu räumen, hat sich der 24-Jährige nun als bisexuell geoutet. Die Debatte zeigt, wie problematisch der Vorwurf des Queerbaitings für die LGBTQ-Bewegung sein kann.

@theoschaos

Es ist an der Zeit, drüber zu reden.

♬ original sound – theo‘s chaos

Auf Instagram und Tiktok nimmt Theo Carow seine Follower mit in seinen Alltag. Den verlebt er häufig mit der Berliner Gen-Z-Prominenz. Regelmäßig sind auf seinen Social-Media-Accounts Gesichter von Influencer-Kollegen und Kolleginnen wie Jonas Ems, Kayla Shayks oder Tim Schäcker zu sehen. Rund 200.000 Menschen folgen Carow auf Instagram, auf Tiktok sind es sogar rund 1,6 Millionen. Viele Fans schätzen Carow dafür, dass er es normalisiert, als Mann gern Make-up zu tragen, sich die Nägel zu lackieren und gleichzeitig auch ein sexuelles Interesse an Frauen zu haben.

Der Vorwurf des Queerbaitings kann zum Outing zwingen

Trotz der zahlreichen Unterstützung werfen ihm immer wieder Kritiker und Kritikerinnen vor, Queerbaiting zu betreiben. Ein Vorwurf, der sich zuletzt auch gegen Popstars wie Harry Styles und Billie Eilish richtete. Demnach bedienen sich die Stars an spezifischen Looks und Eigenschaften der LGBTQ-Community, um diese als Fans zu gewinnen. Angehörige der Community würden mit der Hoffnung gelockt, durch diese Stars und deren potentielle Queerness repräsentiert zu werden – ohne allerdings in dieser Hoffnung je bestätigt zu werden. Das Problem: Dieser Vorwurf kann Menschen zu einem Outing zwingen, wie das Beispiel von Theo Carow zeigt.

„Ich habe mich an Hass und Morddrohungen von intoleranten Menschen mittlerweile gewöhnt – traurig genug eigentlich“, sagt Carow zu Beginn seines Tiktok-Statements. Besonders getroffen hätten ihn allerdings die zahlreichen Vorwürfe des Queerbaitings, die ihn innerhalb des vergangenen halben Jahres erreicht hätten. „Ich trug meine halbe Kindheit Zöpfe und Kleider, wollte Ewigkeiten lieber ein Mädchen sein“, sagt Carow mit Tränen in den Augen. „Mein erster Kuss war mit einem Jungen das waren später auch meine ersten sexuellen Erfahrungen.“ Ein einschneidendes Erlebnis habe ihn später davon abgebracht, sich seinen Gefühlen für Männer weiter hinzugeben, näher wolle er darauf aber nicht eingehen. Sowohl physische als auch psychische Gewalt sei ihm bereits vor seiner Zeit auf Tiktok während seines Engagements für die LGBTQ-Community widerfahren.

Der Label-Druck

Carow zeigt durch sein emotionales Statement, wie sehr ihn die Kritiker unter Druck setzten, sich eines Labels abseits der Heterosexualität zu bekennen. Klar, es gibt auch Momente, in denen Queerbaiting zu Recht zum Vorwurf wird. Zum Beispiel dann, wenn große Unternehmen ihre Profilbilder in den sozialen Medien für ein paar Tage mit Regenbogenfahnen schmücken, ohne je etwas für die Community getan zu haben – ein plumpes Statement, um queere Käufer und Käuferinnen zu locken, wirkt dann ziemlich höhnisch.

Bei ungeouteten Einzelpersonen, auch wenn diese wie Carow in der Öffentlichkeit stehen, sollte der Vorwurf jedoch gut durchdacht sein. Niemandem sollten Labels, also die Beschreibungen für die Sexualität und/ oder das Geschlecht, aufgezwungen werden. Immerhin können sich diese Eigenschaften auch mit der Zeit verändern. Und auch für Heterosexuelle sollte gelten: Wenn ein junger Mann gerne Röcke trägt, sich schminkt und pink liebt, ist das eben völlig legitim, selbst wenn er nicht homosexuell ist – es sei denn, er nutzt diese Verhaltensweisen nur zur Follower-Generierung und findet pink, Röcke und Make-up bei Männern eigentlich total peinlich. Auch heterosexuelle Cis-Männer sollten in ihrer Abwendung von toxischen Männlichkeitsidealen nicht ausgebremst werden, sonst werden Stereotype nur weiter verfestigt.


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Über den Autor/die Autorin:

Nina Hoffmann

Nina (24) studiert Soziologie und kennt somit alle Sprüche über eine Karriere als Taxifahrerin. Statt an ihren Fahrkünsten zu feilen, liest sie lieber Texte über Gender-Fragen und Emanzipation - oder noch besser: Die dazugehörigen Kommentare der Facebook-Nutzer/innen.

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