Regenbogenfarben am Stadion: Fällt euch nichts Wichtigeres ein?
Die Uefa verbietet eine Beleuchtung der Münchner Arena in Regenbogenfarben während des EM-Spiels gegen Ungarn, und die Twitter-Welt ist mal wieder sauer. Mehr Einsatz abseits der Symbolpolitik wäre wünschenswert. Ein Kommentar.
Selbstverständlich wäre ein Stadion in Regenbogenfarben ein wunderschönes Symbol. Dem kann niemand, der sich ernsthaft für Menschenrechte und Toleranz einsetzt, widersprechen. Und solange es noch immer Widerspruch gegen solche Zeichen gibt, bleiben sie leider ein notwendiges Mittel im Kampf für die Gleichberechtigung. Die Enttäuschung über die Entscheidung der Uefa, die Illumination der Arena während des EM-Spiels gegen Ungarn am Mittwoch zu verbieten, ist also verständlich.
Empörung ist auch befremdlich
Doch die schiere Masse an Empörungs-Tweets zu diesem Thema ist auch befremdlich. Wo ist diese Energie, wenn es um reale Probleme für queere Menschen geht – und nicht nur um ein bisschen Lichttechnik? Setzen sich diese Tausenden Illuminationsfans auch dafür ein, dass schwule und bisexuelle Männer endlich uneingeschränkt Blut spenden dürfen? Oder dafür, dass das Regenbogenfamilien diskriminierende Abstammungsrecht reformiert wird? Stehen sie auf Demonstrationen für die Rechte der LGBTQ+-Szene ein? Der Twitter-Shitstorm dieser Tage erinnert an all die Unternehmen, die sich im Pride Month gerne mit Regenbogenfähnchen schmücken, um das Thema dann wieder für elf Monate als erledigt anzusehen.
Also, liebe Twitter-Nutzerinnen und -Nutzer: Empört euch gern über die Uefa! Aber setzt euch doch bitte auch dann noch für die Rechte queerer Menschen ein, wenn es wieder spannendere Themen gibt als Fußball.
Lies auch:
Voll und ganz meine Meinung, endlich mal jemand, der das wirkliche Problem aufzeigt. Und wo wir schon bei Diskriminierung in Zusammenhang mit der Fußball EM sind: Wer regt sich über die unerträglichen Beschimpfungen gegenüber der außergewöhnlich kompetenten und engagierten ZDF Moderatorin Claudia Neumann auf, die bloß a) eine tiefe Stimme hat und b) eine Frau ist?
Tja, da ist offensichtlich nicht die Tragweite der „Beleuchtungstechnik“ bewußt geworden. Dadurch, dass während die ungarische Mannschaft spielte, ein Protest gegen Orbans Politik vollzogenwerden sollte, hat sogar Orban seinen Besuch des Fußballspiels abgesagt. Eine Demo wäre leider nur national zur Kenntnis genommen worden. Es wurde hier wesentlich mehr bewirkt, auch durch die Aufmersamkeit der Medien, als es erst den Anschein hatte. Also eigentlich die wirksamste Demonstation für LGBT-Anliegen, vielleicht auch gerade durch das Verbot der UEFA. Gruß tossi