„Verlorene der Zeiten“: Romantisches Science-Fiction-Buch
Im September ist die deutsche Übersetzung von „This Is How You Lose the Time War“ als „Verlorene der Zeiten“ erschienen. Der Zeitreise-Roman von Amal El-Mohtar und Max Gladstone hat gleich drei Auszeichnungen erhalten, darunter auch den Hugo Award, einen der wichtigsten Preise für Science-Fiction-Literatur. Zu Recht, meint MADS-Autor Tom.
In einer weit entfernten Zukunft liegt die ganze Welt in Trümmern. Die Agentinnen von zwei verfeindeten Fraktionen liefern sich Jahrzehnte, sogar Jahrhunderte umspannende Duelle, indem sie die Vergangenheit zu ihrem Vorteil manipulieren. Während einer ihrer Einsätze findet die Agentin Rot etwas Unerwartetes vor: den Brief einer verfeindeten Agentin.
Neugierig und von dieser Herausforderung angestachelt, entschließt sich Rot, ihrer Kontrahentin Blau zu antworten. Sie ahnt nicht, auf was sie sich damit einlässt.
Enemies to Lovers: Aus Feindinnen werden Geliebte
Zunächst liefern sich die beiden Protagonistinnen von „Verlorene der Zeiten“ einen bissigen Schlagabtausch, doch langsam schleicht sich noch etwas anderes in ihre Briefe hinein. Inmitten der Trostlosigkeit einer sterbenden Welt, die für die beiden Agentinnen bisher nur aus Krieg, Zeitreisen und dem Kampf ums Überleben bestand, entdecken sie in den Briefen der jeweils anderen etwas Neues. So etwas wie Trost, Verständnis, Hoffnung. Und schließlich Liebe.
Große Gefühle und wenig Handlung
Mit ihrem poetischen, feinfühligen Schreibstil schaffen es Amal El-Mohtar und Max Gladstone, die Gefühle und inneren Konflikte der beiden Agentinnen überzeugend zu transportieren. Die Briefe, die sich mit normalen Kapiteln abwechseln, sind nicht nur berührend, sondern geben auch philosophische Denkanstöße.
Zu den Hintergründen der Handlung erfahren die Lesenden hingegen wenig. Wie der Krieg entstanden ist, vor dessen epischer Kulisse sich die Liebesgeschichte abspielt, was es mit den hochtechnologisierten Aspekten der Zeitreisen und Zeit-Manipulation auf sich hat – das alles bleibt unklar, sodass die Science-Fiction-Thematik eigentlich nur den Rahmen für eine ergreifende Liebesgeschichte bildet. Diese wird auf eine sprachlich so kunstvolle Art erzählt, dass sich das Buch dennoch lohnt. Wer sich von einer ungewöhnlichen, intensiven Liebe gespickt mit ein paar futuristischen Details und interessanten Gedankenspielchen mitreißen lassen möchte, wird „Verlorene der Zeiten“ mögen.
Von Tom Schwichtenberg
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