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Regiedebüt von Sia: Shitstorm wegen Darstellung von Autisten

Regiedebüt von Sia: Shitstorm wegen Darstellung von Autisten
Foto: Screenshot/Youtube/Movie Coverage

Das Regiedebut von Popstar Sia heißt „Music“ – und soll ein Kompliment an die autistische Community sein. Stattdessen hat die Sängerin ein beleidigendes und beschämendes Bild von Menschen mit Autismus kreiert, finden Kritiker. Im Netz gibt es einen Shitstorm gegen Sia und Schauspielerin Maddie Ziegler.


Mit ihrem Regiedebüt “Music“ wollte Sia nach eigener Aussage einen Liebesbrief an die Autismus-Gemeinschaft schreiben. Vier Jahre lang arbeitet sie an dem Film, der am 12. Februar 2021 veröffentlicht wurde und dessen Soundtrack Sia selbst mit einem neuem Album liefert. Vereinzelt gibt es Lob, doch in der Mehrheit hagelt es nun schwere Kritik.

Sias Film „Music“ steht in der Kritik.


Kritik an Sia: Ein Film über Autismus – ohne Autisten

Die Handlung dreht sich um Music, ein von Maddie Ziegler gespieltes, autistisches Mädchen. Nach dem Tod ihrer Großmutter, bei der sie aufgewachsen ist, kümmert sich nun ihre Halbschwester Zu, verkörpert von Kate Hudson, um sie. Leslie Odom Jr. kommt den beiden als ihr Nachbar Ebo zur Hilfe. Das Problem fängt schon bei dieser Besetzung an: Als Sia das Casting im vergangenen Jahr bekannt gibt, startet sogleich der erste Shitstorm: Ein Film über ein autistisches Mädchen, und die Hauptrolle spielt eine neurotypische Person? Neurotypische Menschen haben keine Autismusdiagnose oder einen anderen entwicklungsspezifischen Unterschied und werden von der Mehrheitsgesellschaft als “normal” angesehen. 

Die Kritik: Es sei nicht okay, dass gesunde und neurotypische Personen die autistische Gemeinschaft darstellen, die ohnehin schon genug Diskriminierung erfährt und unterrepräsentiert ist. Das Casting stärke die Idee, dass Autisten nicht gut genug seien und ihre eigene Behinderung nicht selbst spielen können.

Sia wurde sogar dazu aufgefordert, den Film nicht zu veröffentlichen – vielleicht wäre das auch besser gewesen, denn die Kritik hört nicht auf.


Petition gegen Sias Film: Autisten können Film nicht gucken

Als der Film dann zwei Golden Globe-Nominierungen erhielt, wurde eine Petitionen gestartet. Die fordert, diese Nominierung zurückzuziehen. Nina Skov Jensen und Rosanna Katajia – eine Autistin und ein Autismus-Ally – sind die Initiatorinnen. In der Petition drücken sie die zwei weiteren wesentlichen Kritikpunkte neben dem Cast aus. Einerseits sei Zieglers Darstellung respektlos, verspottend und klischeehaft, der Film daher insgesamt schwer ableistisch und trage zu schädlichen Stereotypen über autistische Menschen bei (Ableismus ist Diskriminierung  wegen einer körperlichen oder psychischen Beeinträchtigung). Andererseits soll der Film eines Liebesbrief an Autisten sein, kann von den meisten aber gar nicht erst geguckt werden. Der Film ist mit Stroboskoplicht, Farben, lauten Geräuschen und schnellen Kamerabewegungen gefüllt, die überstimulierend seien; zudem habe ungefähr einer von vier Autisten Epilepsie, weshalb der Film Anfälle auslösen könne.


Sia hat sich inzwischen öffentlich bei der Autismus-Gemeinschaft für das Casting entschuldigt und plant, eine Warnung wegen der Gefahr für überstimulierende Szenen am Anfang des Films einzufügen.  Dennoch hat sie auf Kritik bei Twitter verächtlich reagiert, ihren Twitter-Account inzwischen gelöscht und auf Instagram die Kommentare deaktiviert.

Welche Auswirkungen der Film auf die Wahrnehmung von Autisten und behinderten Personen hat, wird sich zeigen. “Music” ist ein nun mal Film von nicht-autistischen fürnicht-autistische Personen – die Petition von Nina Skov Jensen und Rosanna Katajia hat inzwischen mehr als 114.000 Unterschriften.

von Marie Bruschek


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Über den Autor/die Autorin:

Marie Bruschek

Marie (20) studiert Weltliteratur. Wenn sie nicht gerade schlechte Wortwitze macht oder sich zum zehnten Mal Mamma Mia anguckt, schreibt sie für MADS über alles, was sie gerade interessiert.

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