Princess Charming zeigt, wie empathisch Trash-TV sein kann
Homophobie, Mobbing und Ausbeutung: Das deutsche Trash-TV steht immer wieder in der Kritik. Die queere Datingshow „Princess Charming“ zeigt nun, dass Reality-Formate auch auf einfühlsame Art unterhalten können.
Die Füße hochlegen, den Fernseher anschalten und dabei zusehen, wie sich fremde Leute streiten. Im Kern macht das für viele den Reiz von Trash-TV aus. Zuletzt gab es jedoch immer wieder öffentliche Kritik an den Formaten der privaten Fernsehsender: etwa weil sich Marcus Prinz von Anhalt in „Promis unter Palmen“ homophob äußerte oder Sat1 in „Plötzlich arm, plötzlich reich“ schwer traumatisierte Kinder zu den Hauptprotagonisten erklären wollte.
Ist das Ende des Reality-Fernsehens allmählich besiegelt? Die Datingshow Princess Charming verschafft Hoffnung, dass das Trash-TV doch noch eine Zukunft hat.
„Mann sucht Frau“ oder „Frau sucht Mann“ sind erfolgreiche Konzepte, die Romantik-Fans zahlreich vor die Bildschirme locken – das beweisen erfolgreiche Formate wie „Der Bachelor“. Auch Princess Charming bedient sich der Faszination von der Liebe. Allerdings sucht hier eine Frau eine andere Frau oder nichtbinäre Person. Damit ist „Princess Charming“ das erste deutsche Datingformat für ausschließlich queere Frauen.
Statt ständiger Streitereien, Mobbing oder Diskriminierung setzt die Show auf ein klares Statement für Diversität. Dabei hatte das Format bereits in der ersten Folge das Potential, in gewohnte Trash-Muster zu verfallen. Als zwei Kandidatinnen körperlich aneinander gerieten, mussten die beiden die Show verlassen – gezeigt wurden die Handgreiflichkeiten nicht.
Die Protagonistinnen reden über ihre Gefühle, sexuelle Erlebnisse mit anderen Frauen und ihre Coming-out-Erfahrungen. Besonders emotional: In der vierten Folge trägt Kandidatin Wiki ein Gedicht über ihr Outing vor – und rührt einige ihrer Zuhörerinnen zu Tränen. Empathische Momente wie diese zeigen, dass Reality-TV manchmal eben doch die Realität einiger Menschen authentisch abzubilden vermag – auch wenn das Gesagte natürlich im Hintergrund gesteuert und die Inhalte möglichst spannend zusammengeschnitten werden.
Doch hat die gefühlvolle Show bei so viel Nettigkeit überhaupt noch Unterhaltungswert? Ja! Princess Charming gelingt es, voyeuristische Begierden zu stillen und gleichzeitig einen respektvollen Umgang mit den Teilnehmerinnen zu wahren. Das Format zeigt, dass auch empathische und rücksichtsvolle Inhalte unterhalten können.
So ganz ohne Kritik geht es allerdings nicht: Denn das eine oder andere Mal könnte sich die Kameraführung den penetranten Zoom auf leicht bekleidete Körperteile sparen. Sexualisiert werden lesbische Frauen sowieso schon zu oft.