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Planlos nach dem Abi: Wie finde ich den richtigen Studiengang?

Planlos nach dem Abi: Wie finde ich den richtigen Studiengang?
Foto: Unsplash/Dom Fou

In Deutschland gibt es derzeit rund 21.000 verschiedene Studiengänge. Wie soll man sich auf der Suche nach einem geeigneten Fach zwischen all diesen Namen zurechtfinden und am Ende auch noch den einen Studiengang auswählen, der am besten zu einem passt? Erfahrungen aus der MADS-Redaktion.


Mit Selbsttests zum Traum-Studiengang

Zugegeben, so wirklich schwierig war meine Studiengangsfindung nicht. Ich wusste immer, was ich mag. Oder eher: Ich wusste, dass mich die meisten Dinge nicht genug interessieren, um sie lange durchziehen zu können. Doch nicht jeder kann sich auf so stringente Interessen verlassen, und auch für meine persönliche Sicherheit war es ganz praktisch, dass ich verschiedene Tools nutzen konnte.

Ich habe in Baden-Württemberg Abitur gemacht und mit dem Studium begonnen. Universitäten und Hochschulen dort fordern zur Immatrikulation einen Nachweis darüber, dass man einen sogenannten zentralen Studienorientierungstest absolviert hat. Dieser besteht aus einem verpflichtenden 15-Minuten-Interessentest, zusätzlich gibt es drei Fähigkeitentests, die etwa 90 Minuten dauern. Zum Schluss erhält man persönliche Empfehlungen für Studiengänge oder Berufsziele, gerankt nach Überschneidungsrate. Die klassischen Studiengänge wie Jura und Medizin kommen tatsächlich selten raus. Die Ergebnisse mögen daher ein wenig experimentell sein, aber immerhin animiert der Test dazu, mal über den Tellerrand hinauszublicken. Mich hat er allerdings trotzdem bestärkt, Germanistik und Anglistik zu wählen.

Zudem hatte meine Uni noch einen eigenen Test in petto: Bevor man sich einschreiben konnte, mussten studiengangspezifische Fragen beantwortet werden. Wichtig war bei beiden Tests nicht das Ergebnis, sondern zu sehen, dass sich die künftigen Erstsemester mit ihrer Studienwahl beschäftigt hatten. Eine Übersicht zu ähnlichen Orientierungstests gibt es auf Portalen wie Hochschulkompass und Bildungstor.

Von Annika Eichstädt

  • Was studiere ich?: Zwar ist der Test vom Land Baden-Württemberg konzipiert, aber auch für angehende Studierende aus ganz Deutschland können die Einschätzungen interessant sein.
  • Check-U: Auch die Agentur für Arbeit bietet eine aus vier Tests bestehende Selbsteinschätzung an. Hier werden neben Studiengängen auch Ausbildungsberufe vorgeschlagen.
  • Übersichten: Bei Hochschulkompass und Bildungstor sind sowohl regionale als auch allgemeine Orientierungstests und Selbsterkundungstools gelistet.

Erst Praxis, dann Theorie

Ich hatte Glück. Ich wusste schon recht früh, welchen Studiengang ich belegen möchte – und das aus der Praxis heraus. Bereits in der Grundschule trat ich der Schülerzeitung bei, seither ließ mich das Thema Medien nicht mehr los. Ich liebe es, zu schreiben, die Geschichten von Menschen zu erzählen und auch – neugierig, wie ich bin – nachzubohren. Während meiner Schulzeit nutzte ich meine Zukunftstage und probierte mich noch anderweitig aus. Dabei landete ich in einer Tierarztpraxis, bei einer Führung durch den Flughafen und eben auch in einer Redaktion. Im Anschluss daran machte ich zum Teil längere, freiwillige Praktika in anderen Redaktionen und auch in einer Pressestelle, um zu schauen, ob mir der Beruf Journalistin auch auf Dauer Spaß machen kann. 

Diese praktischen Erfahrungen haben mir geholfen zu verstehen, wie der Arbeitsalltag meines Wunschjobs aussieht. Sie haben mir auch gezeigt, was sich für mich zwar theoretisch spannend anhört, aber ich mir in der Praxis und auf Dauer definitiv nicht vorstellen kann. Auch freiwillige Praktika können helfen, den passenden Job und dann im Anschluss den richtigen Studiengang für diesen Arbeitswunsch zu finden. Nachdem ich diese Entscheidung für mich getroffen hatte, habe ich sowohl gegoogelt als auch vor Ort im Praktikum gefragt, welchen Studiengang ich belegen könnte, um diesen Job später machen zu können. So bin ich im Journalistik-Studium gelandet.

Von Laura Ebeling

Lies auch: Sechs Dinge, die ich in sechs Jahren an der Uni gelernt habe

Entscheidung muss nicht für immer sein

Nach dem Abi hatte ich keine Ahnung, was ich studieren sollte. Deswegen habe ich erst mal ein Jahr Pause gemacht. Viel schlauer war ich danach aber noch nicht, also bin auf die Suche gegangen. Eins war klar: Kreativ sollte das Studium werden. Und auch der Standort spielte eine große Rolle, weswegen ich gezielt in bestimmten Städten nach Studiengängen gesucht habe. Bei der Masse an Angeboten hat diese Eingrenzung schon einmal geholfen. Schließlich habe ich mich für fünf unterschiedliche Studiengänge beworben und Germanistik in Hamburg gewählt.

Bereits im ersten Semester ist mir aufgefallen, dass ich nicht ganz zufrieden bin. Trotzdem wollte ich dem Studium noch eine Chance geben und habe das zweite Semester angefangen. Doch die Unzufriedenheit wuchs. Da ich die Stadt aber nicht verlassen wollte, habe ich ganz einfach „kreative Studiengänge in Hamburg“ gegoogelt. Irgendwann bin ich auf Medien und Kommunikation an einer Fachhochschule gestoßen. Um ehrlich zu sein, hatte ich Fachhochschulen gar nicht so auf dem Schirm – auch weil bei der Internetrecherche oft erst mal die Universitäten und Privat-Unis vorgeschlagen werden. Dabei sind Fachhochschulen für Menschen wie mich, die am Praktischen interessiert sind, eine gute Option.

Für weitere Infos habe ich mir Erfahrungsberichte durchgelesen, was bei der Entscheidung geholfen hat. Danach habe ich mich an die Bewerbung gesetzt und meinen Studiengang gewechselt. Über die Entscheidung bin ich nach wie vor sehr froh. Auch einige meiner Freunde haben ihr Studium gewechselt. Das hat mich darin bestärkt, dass es völlig normal ist, den richtigen Studiengang erst im zweiten Anlauf zu finden.

Von Ella Rinke

Foto: Unsplash/Philippe Bout

Die Auswahl braucht viel Zeit

Eine Zeit lang wusste ich genau, was ich studieren will: Medizin. Diesen Plan habe ich mittlerweile verworfen, vor allem, weil ich kein „Grey’s Anatomy“ mehr gucke. Seitdem suche ich nach einer besseren Idee. Jetzt, kurz vor dem Abi, habe ich trotz Zeitdruck noch mal bei null angefangen. Gestartet bin ich bei meinen Leistungskursen, alles Sprachen, die meine Interessen sehr gut widerspiegeln. Studientests brachten mich leider gar nicht weiter. Lange Gespräche mit Freunden und meinen Eltern waren hingegen deutlich aufschlussreicher. Diese gaben mir Tipps und Anregungen und halfen mir, meine Interessen noch weiter zu definieren. Dabei stellten wir auch gemeinsam fest, was ich auf keinen Fall studieren möchte, Lehramt oder BWL etwa passen überhaupt nicht zu mir.

Mit diesen Erkenntnissen machte ich mich ans Recherchieren. Zuerst gab ich nur Schlagwörter ein, hinterher suchte ich konkreter nach Studiengängen und kam durch Infoportale direkt auf die Websites der Universitäten. Im Moment besuche ich verschiedene Orientierungsveranstaltungen, die von den Unis coronabedingt meist nur virtuell angeboten werden. Diese helfen mir, einen tieferen Eindruck der einzelnen Studiengänge, die für mich infrage kommen, zu gewinnen. Noch bin ich unentschlossen, aber ich konnte meine Ideen schon deutlich eingrenzen. Rückblickend bereue ich es allerdings, nicht viel früher mit der Suche angefangen zu haben – sie ist nämlich doch viel zeitintensiver als gedacht.

Von Amelie Blötz

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Tiefenrecherche in Modulkatalogen

Mit 16 Jahren hat mir ein „Was soll ich werden?“-Test ein außerordentlich hohes Interesse am Umgang mit Menschen und mit Literatur, Kultur und Medien zugeschrieben. Aber wie ich mir mit diesen Informationen jetzt den perfekten Studiengang aussuchen sollte, konnte mir der Test nicht verraten. Zwar wusste ich schon früh, dass mein Erstfach Geschichte wird, aber bei meinem Zweitfach war ich ratlos: Sollte ich Deutsch oder lieber Politikwissenschaft studieren? Ich habe mich gefragt, was besser zu Geschichte passt, und vor allem, was besser zu mir passt. Kolleginnen in meinem Nebenjob in einem Museum berichteten mir von ihren Uni-Erfahrungen. Danach war ich zwar etwas schlauer, aber mein Bauchgefühl konnte sich immer noch nicht für das richtige Studium entscheiden.

Also habe ich mich in die Studiengänge eingearbeitet – die kurzen Steckbriefe auf den Uni-Homepages haben mir nicht gereicht. Ich wollte wissen, welche Fachbereiche das Studium hat, was für Menschen dort lehren und welche Forschungsfelder und Lehrveranstaltungen es gibt. Ich habe mich mit Textmarker und Notizblock durch Modulkataloge und Vorlesungsverzeichnisse gearbeitet – Dokumente, von denen ich vorher nie gehört hatte. Und so wurde es langsam konkret. Sehe ich mich eher in einer Vorlesung zu Internationalen Beziehung sitzen oder doch in der Einführung in die Sprachwissenschaft?

Sich so mit Studiengängen auseinanderzusetzen mag zwar trocken wirken, aber es lohnt sich. Am Ende habe ich mich für Politik entschieden, und mein Bauchgefühl hat sich seither auch nicht beschwert.

Von Florentine Pramann


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Über den Autor/die Autorin:

MADS-Team

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