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Mord an George Floyd: Was die Unruhen in den USA mit mir als weißem Studenten machen

Mord an George Floyd: Was die Unruhen in den USA mit mir als weißem Studenten machen
Foto: Unsplash.com/Josh Hild

Während die Ausschreitungen nach dem Tod von George Floyd in den USA die Sozialen Medien dominieren, weiß MADS-Autor Tim (21) nicht so genau, wie er etwas gegen diese Ungerechtigkeit tun kann. Als Jugendlicher hat er sich mit seiner Hautfarbe und dem Privileg, das sie mit sich bringt, lange nicht beschäftigt.


Ich weiß mittlerweile, dass ich durch meine Hautfarbe privilegiert bin. Ich habe durch sie keine Nachteile und wurde noch nie auf sie reduziert. In meiner Schule sahen die meisten meiner Mitschüler so aus, wie ich. In der Universität ist das genauso. Weiße Menschen wie ich müssen sich bewusst machen, was dieses Privileg bedeutet. Die Ereignisse der letzten Tage haben mich wütend und traurig gemacht.

In Amerika wurde erneut ein schwarzer Mensch von einem Polizisten getötet. Der unbewaffnete George Floyd starb auf dem Bauch liegend, als ihm ein Polizist sein Knie ins Genick drückte. Dass schwarze Menschen durch Polizisten sterben, ist in Amerika leider absolut nichts Neues. Dieser Mord hat das sprichwörtliche Fass zum Überlaufen gebracht. Überall in Amerika gehen Menschen auf die Straße, um Gerechtigkeit für George Floyd und alle anderen Menschen einzufordern, die aufgrund ihrer Hautfarbe gestorben sind. Vielerorts sind diese Proteste ausgeartet. Im Internet verbreiten sich zahlreiche Videos von Menschen, die Autos in Brand setzen und Läden plündern.

Ich bin zwar der Meinung, dass durch Gewalt nur noch mehr Gewalt hervorgerufen wird, kann die unendliche Wut der Betroffenen in diesem Fall jedoch nachvollziehen. Gerade weil die Gewalt durch jahrzehntelange Polizeigewalt und zugrundeliegenden Rassismus hervorgerufen wurde. Ich glaube zwar nicht, dass Gewalt in diesem Fall zur Lösung des Problems beitragen wird, weiß aber selber – genau wie die Protestierenden – keinen anderen Weg, um auf das Problem aufmerksam zu machen. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, wie es sein muss, nur wegen meiner Hautfarbe Angst zu haben, aus dem Haus zu gehen. Ich kann mir nicht vorstellen, wie es sein muss, friedlich dafür zu demonstrieren, fair behandelt zu werden und deshalb als „Amerika-Hasser“ bezeichnet zu werden. Ich kann mir nicht vorstellen, wie es sein muss, auf jede Bewegung des eigenen Körpers achten zu müssen, nur weil ein Polizist in der Nähe ist. Schwarze Menschen in Amerika und dem Rest der Welt können diese Dinge nachvollziehen und haben genug davon.

Tod von George Floyd: „aufgestaute Wut“

Ihre ganze angestaute Wut entlädt sich während dieser Proteste – und meiner Meinung nach kann man dafür niemanden verurteilen. Was aber voll und ganz zu verurteilen ist, sind Personen, die nicht benachteiligt werden – und diese Situation ausnutzen, um Geschäfte zu plündern und um zu randalieren. Diese Menschen machen mich wütend, weil sie den Schmerz und die Wut der anderen ausnutzen, um ihre eigenen Interessen zu befriedigen. Dazu ziehen sie die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich und lenken von den zahlreichen friedlichen Protesten ab.

Noch wütender machen mich Polizisten, die ihre Macht benutzen, um genau das Gegenteil von dem zu tun, wofür sie eigentlich da sind: nämlich die Bürgerinnen und Bürger zu schützen. Stattdessen wird das Internet überflutet von Videos, in denen Polizisten Protestierenden die Masken vom Gesicht ziehen, um ihnen Pfefferspray ins Gesicht zu sprühen. Videos, in denen Polizisten mit ihren Autos gezielt in Menschenmengen fahren. Videos, in denen die „National Guards“ durch Wohnviertel gehen – und mit Gummigeschossen auf Menschen in ihren Häusern schießen. Videos, in denen Polizisten ohne Gründe Journalisten von CNN festnehmen.

Obwohl dieses ganze Geschehen geographisch gesehen weit weg ist, geht es mir nahe. Außerdem gibt es den tief sitzenden Rassismus nicht nur in den Staaten. Dass Menschen es aushalten müssen, wegen ihres Aussehen derart behandelt zu werden, kann ich nicht begreifen. Ich will etwas gegen diese Ungerechtigkeit unternehmen, weiß aber nicht was.

Das Einzige, was in dieser Zeit Mut macht, sind Videos von Protestierenden, die friedlich durch die Straßen ziehen. Friedlich – und gemeinsam, da sie das gleiche Ziel haben: Gerechtigkeit für George Floyd.

Von Tim Klein

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