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„Mindset“ von El Hotzo: Moderne Fabel von betrügerischen Internetcoaches

„Mindset“ von El Hotzo: Moderne Fabel von betrügerischen Internetcoaches
Foto: Fabian Sommer/dpa

El Hotzo, der mit bürgerlichem Namen Sebastian Hotz heißt, hat ein Buch geschrieben. „Mindset“ handelt von Internetcoaches, die mit machohaften Inhalten junge Männer anlocken wollen, um diese angeblich erfolgreich zu machen.


„Stress in Bürojobs ist so funny, es ist einfach immer noch in einen Bildschirm starren, aber WÜTEND“: Der Tweet vom 12. April ist ein typischer El-Hotzo-Post. Beinahe täglich unterhält der 27-Jährige mit seinen Witzen knapp 700.000 Menschen auf Twitter und 1,3 Millionen auf Instagram. Er ist aus dem deutschsprachigen Internet als stetiger Produzent von Memes und Alltagscomedy nicht mehr wegzudenken. Die Sprüche sind voller Sarkasmus, Wut und Verständnislosigkeit gegenüber Politik, Boomern, dem Alltag und dem Internet.

Darum geht es im Buch von El Hotzo

Jetzt hat El Hotzo, der mit bürgerlichem Namen Sebastian Hotz heißt, ein Buch geschrieben. „Mindset“ erschien am 5. April im KiWi-Verlag. Das schmale Buch von 288 Seiten verwebt nun all diese vormaligen Gedankenfetzen von Hotz zu einer Geschichte. Denn wer El Hotzo schon länger folgt, erkennt gewisse Leitbilder wieder: Dorf- beziehungsweise Kleinstadtleben, Finance Bros, Depression und die Wut darüber, dass Sport tatsächlich gesund ist.  

Im Roman lässt sich Mirko, der seit zehn Jahren in einem IT-Job ohne richtige Anerkennung festsitzt, in den Bann des Instagram-Accounts von Krach Consultings ziehen. Hinter diesem Account steht Maximilian Krach, der neben dem Consulting auch ein Coaching anbietet, mit dem jeder genauso erfolgreich werden kann wie er selbst. Schließlich braucht man nur das richtige Mindset. Denke wie ein Wolf! 

Mirko sieht in Krach und der Arbeit an seinem Mindset die Chance, der Tristesse seines gesamten Lebens zu entfliehen. Lesende, zumindest die Digital Natives unter ihnen, ahnen dagegen, dass dem Schein eines Instagram-Profils nie richtig zu trauen ist. Zu empfehlen ist „Mindset“ auch denen, die sonst eher selten zu einem Buch greifen. Denn auch die weiß Hotz mit mehreren Handlungssträngen abzuholen, die im Internet, in Mülheim an der Ruhr und Gütersloh spielen. 

„Mindset“ unterhält und regt zum Nachdenken an

Überzeugen kann auch der locker-unterhaltsame Stil. Häufig ist man beim Lesen mit Déjà-Vus konfrontiert, viele Sätze des Buches könnten vom Autoren als El Hotzo genauso getweetet worden sein. Doch anstatt bloß die Augen zu rollen oder auch kurz zu lachen, entwickelt man hier Verständnis, hinterfragt und reflektiert. 

Foto: Kiepenheuer & Witsch/dpa

Das Buch lässt deshalb nicht nur gut unterhalten zurück, sondern auch nachdenklich. Denn zwischen all dem Geprotze der Männlichkeitsseminare blitzen doch auch immer Identifikationspunkte auf. Das ist die große Stärke hinter Sebastian Hotz‘ Internetauftritt: Dass wir das belächeln, was wir sonst so häufig an uns selbst erkennen.

Von Jennifer Kramer


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