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„Lucky Girl Syndrome“: Was steckt hinter dem Tiktok-Trend?

„Lucky Girl Syndrome“: Was steckt hinter dem Tiktok-Trend?
Foto: Unsplash/Barbara Krysztofiak

„Lucky Girl Syndrome“: Dieser Tiktok-Trend verspricht Glück. Allein durch eine Änderung des Selbstbildes soll das Leben signifikant verbessert werden. Ist das zu gut, um wahr zu sein?


„Lucky Girl Syndrome“: Was nach einer Mischung aus seltener Krankheit und Comicheld Lucky Luke klingt, ist ein neuer Tiktok-Trend. Und zwar einer, der viel verspricht. Nachdem die „Vanilla Girls“ ihr Momentum hatten, kommen nun also die „Lucky Girls“. Hierbei handelt sich aber nicht um eine andere Ästhetik, sondern um eine Methode, die Glück, Erfolg und Zufriedenheit verspricht – mittels Änderung des Mindsets.

Von Affirmationen und Vision Boards

Der Hashtag #luckygirlsyndrome hat ganze 856 Millionen Aufrufe, die männliche Variante #luckyboysyndrome nur 166.000. Die spirituelle Szene ist ohnehin eher weiblich, und so scheint das „Lucky Girl Syndrome“ wie ein Konglomerat des „that girl“-Trends und der Esoteriknische zu sein.

Das Prinzip: Man glaubt, dass man stets Glück hat, einem alles zufliegt und man kurzum das „luckiest girl“ der Welt ist. Solche sogenannten Manifestationen geistern als Trend schon länger durch bestimmte Ecken des Internets. Nun berichten auf Tiktok etliche junge Frauen, wie sich ihr Leben auf diese Art und Weise komplett verändert hat. Tägliche Affirmationen, Vision Boards, Meditationen – die Liste an Aktivitäten ist schier endlos. Hauptsache man glaubt fest an seine Glaubensätze, und schon soll das Glück einem auch wirklich zufliegen.

„Lucky Girl Syndrome“: Realitätsferne und toxische Positivität

Klingt absolut realitätsfern und nach Verdrängen der Wahrheit? Ist es auch. Zwar haben die eigenen Glaubensgrundsätze und das Selbstbild zweifellos massiven Einfluss auf die Psyche und das Wohlbefinden – mehr aber auch nicht. Ob man an Manifestation glaubt oder nicht sei dahingestellt, immerhin sind aber Prinzipien wie das Law of Attraction (Gleiches zieht Gleiches an) oder Law of Assumption (Annahmen formen die Realität) auch mit Handlungen, eigener Aktivität und Fähigkeiten verbunden.

Im Gespräch mit der „Tagesschau“ erklärt Psychologin Pia Kabitzsch, was am „Lucky Girl Syndrom“ hingegen problematisch ist: Einerseits kann man sich nicht nur durch die Kraft der Gedanken sein Traumleben erschaffen, andererseits verbietet die Methode negative Gedanken. Toxische Positivität ist hierfür der Begriff, also das krampfhafte Unterdrücken negativer Emotionen und Gedanken, die aber nun mal die andere Seite der Medaille sind. Selbst wenn etwas mal nicht funktioniert, ist es laut dem „Lucky Girl Syndrome“ nur, weil etwas Besseres danach kommt.

Zudem macht der Tiktok-Trend passiv: Wer sich auf das Glück verlässt, wird unfähig, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Das sagt schon der Name: Die „Lucky Girls“ bezeichnen den Trend als Syndrom, nicht etwa als Methode oder Handlungsweise.

Privilegien und Wohlstand

Letztlich hat das natürlich auch eine größere gesellschaftliche Dimension. Auf Tiktok sind die Schutzpatroninnen des „Lucky Girl Syndromes“ ausschließlich hübsche, schlanke und auch meist weiße Frauen. Schließlich sind Manifestationen und Co. nur für eine bestimmte Gruppe an Menschen zugänglich, die bereits privilegiert sind. Ein gewisses Level an Wohlstand ist vorausgesetzt: Schließlich muss man Zeit für all die genannten Aktivitäten haben. Viele der sogenannten Erfolgsgeschichten zeigen Privileg von Menschen, die diese wiederum als zufälliges Glück verkaufen.


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Über den Autor/die Autorin:

Marie Bruschek

Marie (20) studiert Weltliteratur. Wenn sie nicht gerade schlechte Wortwitze macht oder sich zum zehnten Mal Mamma Mia anguckt, schreibt sie für MADS über alles, was sie gerade interessiert.

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