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Von der Bloggerin zur Autorin: Zählen Followerzahlen in der Verlagsbranche?

Von der Bloggerin zur Autorin: Zählen Followerzahlen in der Verlagsbranche?
Foto: Franka Neubauer

Auf Bookstagram und Booktok scheint es, als würden immer mehr Bloggerinnen und Blogger in Deutschland eigene Bücher veröffentlichen. Ist es für Creator leichter, einen Vertrag zu finden? Und welche Bedeutung hat Reichweite für Verlage?


Maren Vivien Haase, 50.500 Follower. Julia Kuhn, 43.400 Follower. Josi Wismar, 19.900 Follower. Sie alle haben eine große Reichweite auf dem deutschsprachigen Bookstagram. Und: Sie alle haben bereits eigene Bücher bei Verlagen veröffentlicht oder sind gerade dabei. Es sind nur einige von vielen Buchbloggerinnen und Buchbloggern, die sich mittlerweile ihren Traum vom Schreiben erfüllen konnten.

Das sagt der Verlag dazu

Diesen Trend bestätigt auch Pia Cailleau vom Carlsen Verlag. Sie ist programmverantwortlich für den Genrebereich der deutschsprachigen Romance und Romantasy. Dort haben auch reichweitenstarke Bloggerinnen wie Lily S. Morgan (@lilys.wortwelt), Beril Kehribar (@beril.kehribar) und Julia Kuhn (@july_reads) ihre Bücher publiziert. Dennoch meint Cailleau: „Ich würde sagen, dass der Trend allem voran dahingeht, mehr deutschsprachige Autorinnen und Autoren zu veröffentlichen, und dass Bloggerinnen und Blogger einen Teil davon darstellen, statt andersherum.”

Blogger und Bloggerinnen mit vielen Followern haben Vorteile

Der Verlag arbeitet ihr zufolge schon seit vielen Jahren mit Bloggerinnen und Bloggern zusammen. „Nicht nur, weil Bloggerinnen und Blogger bereits eine interessante Reichweite mitbringen”, sagt Cailleau. Durch ihre Community hätten sie eher ein gutes Gespür dafür, was die Zielgruppe derzeit liest, welche Geschichten es bereits gibt oder wohin die Trends gehen.

Aber haben Bloggerinnen und Blogger mit einer großen Reichweite bessere Chancen, in einem Verlag ein Buch zu veröffentlichen? „Würden wir zwei gleichwertig interessante Manuskripte erhalten und nur einen einzigen Programmplatz übrig haben, dann würde es sehr wahrscheinlich das Manuskript werden, dessen Autorin oder Autor zusätzlich noch eine Reichweite mitbringt”, sagt Cailleau. Damit hätten diejenigen mit vielen Followerinnen und Followern einen Vorteil. Das bedeute aber nicht automatisch, dass ihre Manuskripte auch veröffentlicht werden. Am Ende komme es immer auf die Textqualität und die Plotidee an.

Bloggerin: „Veröffentlichen ist schwieriger, als man denkt”

Bestätigen kann das Bloggerin Franka Neubauer (@bloggingwithfranka). Ihr Debütroman „Drowning Shadows“ erscheint am 21. März beim Lago Verlag der Münchner Verlagsgruppe. Doch der Weg dahin sei lang gewesen. „Viele denken, nur wenn man auf Instagram aktiv ist oder Kontakte hat, bekommt man sofort einen Verlagsvertrag”, sagt sie. Das sei aber nicht so. „Veröffentlichen ist schwieriger, als man denkt.” Aber auch sie habe anfangs gedacht, dass ihre Reichweite mit mehr als 8000 Followern dabei helfen würde.

Fast drei Jahre liegen zwischen dem Schreibbeginn und der Veröffentlichung. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich es zu Ende schreiben würde”, sagt die Autorin heute. Aber die Idee hatte sie gepackt. Als die Geschichte fertig war, habe sie zahlreiche Literaturagenturen angeschrieben. Die Rückmeldungen waren standardisierte Absagen, oder es kamen erst gar keine Antworten. Dazu kamen immer mehr Zweifel. „Ich habe das Buch dann komplett überarbeitet. Von der Rohfassung ist nicht mehr viel übrig”, erzählt sie. Ein erneuter Versuch brachte dann wenige Monate später eine Zusage für den Lago Verlag.

Auf Bookstagram und Booktok präsentiert sie nun stolz ihr Buch, das demnächst erscheint. Damit einher geht allerdings auch ein großer Druck, den Erwartungen ihrer Followerinnnen und Follower gerecht zu werden. „Durch die Nähe zu den Autoren, die durch Bookstagram oder Booktok gekommen ist, vergessen viele, dass es immer noch ein Debüt ist”, sagt Neubauer.

Nur, weil sie selbst Rezensionen von Büchern postet und da auch mal kritisch ist, bedeute das nicht, dass sie direkt ein perfektes Buch schreibt. „Man lernt erst mit der Zeit, seinen eigenen Schreibstil zu finden”, meint sie. Daher hofft die junge Autorin, noch viele weitere Bücher schreiben zu können.

Viele Follower sind keine Garantie

Ob es eine Fortsetzung geben wird, hänge davon ab, wie gut sich das erste Buch verkauft. Spielt auch ihre Followerzahl dabei eine Rolle? „Natürlich ist die Reichweite nützlich, auch der Kontakt zu anderen Bloggern und Autorinnen ist hilfreich”, sagt sie. Aber dass 2000 Menschen ihre Story anschauen, heiße nicht, dass auch alle ihr Buch kaufen werden. Social Media spielt dennoch eine große Rolle, wie jüngst Tiktok bewies: Zwölf Jahre nach Erscheinen seines Buchs „Stone Maidens“ wurde der Amerikaner Lloyd Devereux Richards dank der Tiktok-Videos seiner Tochter zum Bestsellerautor.

Auch Pia Cailleau vom Carlsen Verlag sieht bessere Startbedingungen für Bücher von reichweitenstarken Buchbloggerinnen und Buchbloggern. „Aber ob sie sich im Endeffekt wirklich besser verkaufen, hängt von der Umsetzung ab – und wie bei allen anderen Werken eben auch davon, ob der veröffentlichte Roman einen Nerv trifft.” Das sei manchmal schwer vorherzusehen. Ihre Beobachtung ist aber auch: „Es gibt mittlerweile so viele Bücher von Buchbloggerinnen und Buchbloggern, dass auch eine gewisse Ermüdung vonseiten der Leserinnen und Leser zu spüren ist.”

Von Gina Henning


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Über den Autor/die Autorin:

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Unter diesem Namen sammeln wir Beiträge von Gastautorinnen und -autoren, Autorenkollektiven oder freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bei MADS. Die Namen des jeweiligen Autors oder der jeweiligen Autorin stehen unter dem einzelnen Beitrag.

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