Lernen für Abi und Co.: Fünf Methoden, die Erfolg versprechen
Für die einen naht das Abitur, andere schlagen sich mit Klausuren im Studium herum. Effektives Lernen ist oftmals gar nicht so einfach. Diese fünf Lernmethoden verhindern Frust bei der Prüfungsvorbereitung.
Die Blurting-Lernmethode
Blurting ist ein Teil des Active Recalls (aktives Abrufen) und ist erwiesenermaßen deutlich effektiver als beispielsweise das passive Lesen und Markieren von Texten. Außerdem ist es recht einfach. Man muss im Vorhinein nur wissen, mit welchem Thema man sich in dieser Lerneinheit beschäftigen möchte.
Bevor Bücher und Unterlagen zum Einsatz kommen, schreibt ihr zunächst einmal auf, welche Informationen zu dem Thema noch in eurem Kopf hängengeblieben sind. Selbst wenn es sich nur um ein paar Stichpunkte handelt: Alles wird notiert. Erst jetzt nehmt ihr euere Unterlagen zur Hand und ergänzt alle Informationen, die ihr nicht aufgeschrieben habt. Dieser Vorgang wird anschließend wiederholt. Auf ein neues Blatt schreibt ihr also wieder alles, was euch im Kopf geblieben ist. Dieses Mal werdet ihr euch schon an mehr erinnern. Dann wird wieder ergänzt, was fehlt. So führt ihr den Active Recall fort, bis ihr euch an alle Informationen erinnern könnt, ohne das Material zur Hand nehmen zu müssen.
Spaced Repitition – den richtigen Zeitplan finden
Sich am Vorabend einer Klausur noch mal schnell alle Informationen in den Kopf zu prügeln geht in den meisten Fällen schief. Der richtige Zeitplan beim Lernen spielt also eine große Rolle. Ein optimales Lernergebnis könnt ihr erzielen, wenn ihr gerade dann wieder lernt, wenn ihr kurz davor seid, die Informationen zu vergessen. Beim verteilten Wiederholen lernt ihr in immer größer werdenden Zeitintervallen und erlaubt eurem Gehirn dadurch, Teile der Informationen kurzzeitig zu vergessen. Dadurch wird der Active-Recall-Prozess beim Wiederholen umso anspruchsvoller für das Gehirn. Wenn das Gehirn mehr arbeiten muss, merkt ihr euch die Informationen langfristig besser. Welche Abstände ihr wählt, liegt ganz bei euch. Ein effektiver Rhythmus könnte etwa so aussehen: ein Tag, drei Tage, sieben tage, 16 Tage, 35 tage, 90 Tage und so weiter.
Das Leitner-System – die cleverste Karteikarten-Lernmethode
Ob ihr dieses System digital in dafür vorgesehenen Lernapps oder ganz altmodisch mit analogen Karteikarten anwendet, ist ganz egal. Beim Leitner-System wird mit fünf Fächern gearbeitet, wobei zu Beginn alle Karteikarten im ersten Fach liegen. Nun geht ihr die Karten nacheinander durch und sortiert sie entsprechend eurer Antworten neu ein. Wusstet ihr die Antwort, wandert die Karteikarte ins nächste Fach. War die Antwort falsch oder konntet ihr die Frage nicht beantworten, wandert die Karteikarte wieder ins erste Fach. So geht ihr alle Fächer durch und die Karten wandern immer eins weiter oder zurück an den Anfang. Erst wenn eine Karteikarte im fünften Fach angekommen ist und ihr sie richtig beantwortet, habt ihr den Stoff richtig drauf. Diese Methode zwingt euch also dazu, die Informationen so oft zu wiederholen, bis ihr die Antwort auf Anhieb richtig habt.
Lernen mit der Pomodoro-Technik
„Pomodoro“ ist das italienische Wort für Tomate. Die Technik wurde so benannt, weil der Begründer mit einem Küchenwecker arbeitete, der wie eine Tomate aussah. Heute könnt ihr natürlich euren Handy-Timer oder eine der verschiedenen Apps wie „Flat Tomato“ oder „Tide“ verwenden, der Kernaspekt bleibt aber gleich. Bei dieser Technik lernt ihr immer nur 25 Minuten am Stück – genug um in einen konzentrierten Workflow zu kommen, zu wenig um sich ständig ablenken zu lassen. Zwischen den Intervallen legt ihr jeweils eine fünfminütige Pause ein, in der ihr euch vom Lernstoff ablenken könnt. Nach vier Intervallen macht ihr eine längere Pause von mindestens 20 Minuten. Dann kann es wieder von vorne losgehen. Die Abwechslung von relativ kurzen Lernabschnitten und den dazwischenliegenden Pausen soll für eine optimale Konzentration sorgen und jegliche Ablenkung vermeiden. Natürlich kann jeder ausprobieren, welche Zeitintervalle am effektivsten sind.
Die Loci-Lernmethode: Für alle mit ein bisschen Fantasie
Wenn es um das sture Auswendiglernen geht, kann die Loci-Methode helfen. Sie gehört zur Gedächtniskunst und basiert darauf, dass man die zu lernenden Begriffe mit einem Ort oder einer Tätigkeit gedanklich verbindet. Am besten sucht man sich einen Ort oder einer Tätigkeit aus, die man selbst gut kennt. Außerdem sollte die Reihenfolge der Assoziationen immer gleich bleiben. Solltet ihr euch also eine Einkaufsliste merken müssen, dann verknüpft ihr diese gedanklich zum Beispiel mit eurem Schlafzimmer. Stellt euch vor, wie ihr die Eier auf dem Schreibtisch zerschlagt, dann mit den Salatblättern das herunterlaufende Eiweiß aufsammelt und beides dann zu den Tomaten in den Mülleimer werft. Dann schmeißt ihr euch auf euer Bett, welches mit Milchkartons vollgestellt ist. Dabei gilt: Die Reihenfolge der Aktionen sollte immer gleich bleiben und möglichst verrückt sein. So merkt ihr euch die Informationen am besten.
Allgemeine Tipps fürs Lernen
Alle diese Lernmethoden funktionieren bei manchen besser und bei manchen schlechter. Zum Schluss gibt es aber noch zwei kurze Tipps, die wissenschaftlich bewiesen sind und euch beim Lernen helfen. Erstens: Nutzt euren Schlaf. Während wir schlafen, verarbeitet unser Gehirn noch einmal alle neu aufgenommenen Informationen. Optimal könnt ihr euch Dinge also merken, wenn ihr sie direkt vor dem Schlafen wiederholt. Plant dafür etwa 20 Minuten ein und geht nach dem Wiederholen auch wirklich direkt ins Bett – ohne Umwege über Social Media. Zweitens: Das sogenannte Interleaving beschreibt das Phänomen, dass wir effektiver Lernen, wenn wir etwas Abwechslung in unserem Lernprozess haben. Den ganzen Tag ausschließlich an einem Fach zu sitzen und das gleiche Thema zu lernen ist also nicht so effektiv wie zwei verschiedene Themen oder sogar Fächer abwechselnd zu üben. Mit weniger Zeitaufwand erreicht ihr so bessere Erfolge.
Von Emelie Trimpel
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