Kommentar zur Drag-Lesung in München: Wovor habt ihr Angst?
Eine Drag-Lesung für Kinder polarisiert in den Medien und auf Social Media. Die Diskussion über das geplante Event in München reißt auch nach mehreren Tagen nicht ab und befeuert Hetze gegen die queere Community, meint MADS-Autorin Chantal.
Viel Aufregung herrscht derzeit um die geplante Lesung der Dragqueen Vicky Voyage und des Dragkings Eric BigClit mit der trans* Jungautorin Julana Gleisenberg in München. Unter dem Motto „Wir lesen euch die Welt, wie sie euch gefällt“ wollen sie in einer städtischen Bibliothek vorlesen und dabei über verschiedene Lebensweisen aufklären. Aus den Programminfos geht eindeutig hervor, dass es sich um einen kindgerechten Rahmen handelt – hinter dem auch die Münchner Stadtbibliothek mit ihren verschiedenen Veranstaltungen zum Thema Diversität steht. Das Event ist für Mitte Juni geplant, Kritiker warnen lautstark vor „Frühsexualisierung“ und „Kindswohlgefährdung“.
Aufregung in München: Heteronormatives Schubladendenken
In Anbetracht der steigenden Gewalt gegen queere Menschen sorgt allein die Debatte um die Daseinsberechtigung solcher Veranstaltungen für weitere Hetze und hält diskriminierende Strukturen aufrecht. Wenn alles, was von heteronormen Vorstellungen abweicht, als „Frühsexualisierung“ deklariert wird, entsteht gar nicht erst die Chance, das „Anderssein“ als Gesellschaft anzunehmen.
Nur Sichtbarkeit führt zu Aufklärung
Es ist gefährlich, den konservativen bis rechtspopulistischen Parolen eine Plattform zu geben. Gleichzeitig ist es wichtig aufzuzeigen, welchen Gegenwind diejenigen erfahren, die queeren und nicht-queeren Menschen gleichermaßen vermitteln wollen, dass sie genau so richtig sind, wie sie sind. Ein echtes Dilemma also, das klare Stellungnahmen braucht.
Unabdingbar ist auch weitere Aufklärung. In allen Lebensbereichen – und ja, am besten schon im frühkindlichen Alter. Nur so lässt sich das Gefühl, nicht „richtig“ zu sein, von Anfang an vermeiden. Nur mit Sichtbarkeit ist nachhaltige Aufklärung möglich. Gerade ein Bundesland wie Bayern, das international als Aushängeschild für ganz Deutschland dient, sollte einmal hinterfragen, wie tolerant es in solchen Belangen wirklich ist. Bleibt letztlich die Frage: Wovor habt ihr Angst?
Von Chantal Moll
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