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Kommentar zur Bundestagswahl: Das Wahlrecht ab 16 ist überfällig

Kommentar zur Bundestagswahl: Das Wahlrecht ab 16 ist überfällig
Foto: Unsplash/ Element5 Digital

Das Wahlalter bei der Bundestagswahl zu senken steht seit langer Zeit zur Debatte. Die Gegenargumente: Jugendliche seien unreif und hätten kein Urteilsvermögen. MADS-Autorin Marie kann das nicht nachvollziehen und fordert das Wahlrecht ab 16.


Das politische Interesse Jugendlicher ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. Allein die Bewegung Fridays for Future beweist, dass die aktuelle Generation von Teenagern sich nicht nur am politischen Geschehen beteiligen möchte, sondern dass sie auch Sorge haben: Sorge, dass die Politik ihre Interessen nicht vertritt und ihnen eine vom Klimawandel zerstörte Erde zurücklässt. Trotzdem dürfen Bürgerinnen und Bürger bei der Bundestagswahl erst ab 18 Jahren ihre Stimme abgeben – das ist fahrlässig und ignoriert die Bedürfnisse Millionen junger Menschen.

Bundestagswahl: Vorurteile gegenüber der Jugend

16-Jährige sind politisch unreif, leicht manipulierbar und damit nicht fähig, sich ein vernünftiges Urteil zu bilden – diese Vorurteile sind das Hauptargument gegen ein Senkung des Wahlalters. Doch Klimakrise, Rassismusdebatte und Corona-Pandemie politisieren die heutige Jugend. Zudem beschäftigen sich junge Menschen im Schulunterricht intensiv mit politischen Themen und tauschen sich mit Gleichaltrigen aus. Auch das Argument, Teenager seien leicht manipulierbar, ist spätestens dann nicht mehr haltbar, wenn man die Internetkompetenzen junger Menschen mit denen ihrer Eltern vergleicht. Jugendliche erkennen Fake News aus Whatsappkettenbriefen immerhin auf den ersten Blick.

Zudem sind junge Menschen heutzutage gebildeter als früher. 1970 machte nur jeder Zehnte Abitur, 2016 waren es laut der Bundeszentrale für politische Bildung 40 Prozent. Doch auch ohne Abitur sind junge Menschen selbstverständlich fähig, sich eine politische Meinung zu bilden. Schließlich beenden Haupt- und Realschüler in der Regel mit 16 oder 17 Jahren die Schule und beginnen eine Ausbildung. Wer sich so jung für einen Beruf entscheiden soll, den er die nächsten 40 Jahre ausübt, der kann auch für vier Jahre eine Partei wählen.

Folgen der Klimakrise tragen die 16-Jährigen

Weiterhin ist der berechtigte Wunsch, die Erde zu schützen, besonders ausgeprägt in der jungen Generation und vermutlich auch in folgenden. Laut einer Forsa-Umfrage von Mitte Juni wollen 42 Prozent der befragten 18- bis 20-Jährigen ihr Kreuz bei der kommenden Bundestagswahl bei den Grünen setzen. Doch da ältere Menschen die größte Wählergruppe sind, fokussieren sich Politiker oft auf sie. Das ist vor allem jetzt gefährlich, da die nächsten Jahre entscheidend für die Klimakrise sind. Die Folgen dieser Entscheidungen tragen aber nicht die 60-, sondern die 16-Jährigen.

Viele junge Menschen wollen die Grünen wählen. Foto: Imago

Daher sollten die Jugendlichen auch eine Stimme erhalten, denn sie müssen mit den Auswirkungen der von der alten Generation gewählten Entscheidungen und Entscheidungsträgern noch lange leben. Gäbe es mehr junge Wähler, so könnten diese zumindest ein kleines Gegengewicht zu den Älteren bilden.

Demokratie darf Jugendliche zudem nicht einfach ausschließen. Wer schon als Jugendlicher wählt und in politische Prozesse eingebunden ist, der hat vermutlich auch mehr Interesse und Begeisterung für Politik. Und eine politisch interessierte Jugend stärkt öffentliche Diskurse.


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Über den Autor/die Autorin:

Marie Bruschek

Marie (20) studiert Weltliteratur. Wenn sie nicht gerade schlechte Wortwitze macht oder sich zum zehnten Mal Mamma Mia anguckt, schreibt sie für MADS über alles, was sie gerade interessiert.

4 Bemerkungen

  1. PETER D‘Alessio

    Ich habe kein Problem damit das Wahlrecht auf 16 jährige Menschen herab zu senken ,aber dann sollten die Pflichten und Strafen im Strafrecht auch angepaßt werden ,da werden aber immer noch sogar zwanzig Jährige verhätschelt !

    Antworten
  2. Helwig

    Wahlalter senken? OK. Aber nur im Zusammenhang mit Senkung Erwachsenenstrafrecht ab 18, ab 14 gilt dann das Jugendstrafrecht, Schuldfähigkeit dann auch ab 12 usw. Wenn, dann konsequent für alle Bereiche.

    Antworten
  3. Lukas

    Schon seit einigen Jahren wird im Bundestag, sowie in den sozialen Medien das Wahlrecht ab 16 hitzig diskutiert. Mit diesem Thema beschäftigt sich auch der Text von Marie Bruschek mit dem Titel „Das Wahlrecht ab 16 ist überfällig“. Wie der Titel schon vermuten lässt, setzt er sich argumentativ dafür ein, dass 16-Jährige bei den Bundestagswahlen wählen gehen dürfen. Ich möchte jedoch darauf aufmerksam machen, dass dieser Text in vielen Punkten einfach nur realitätsfern und damit nichtzutreffend ist, weshalb ich hierzu einen Gegenargumentation verfasse.

    Eines der führenden und stärksten Argumente, ist die Sorge die Jugendliche heutzutage in bestimmten Themen haben, die von älteren Wählern nicht gesehen, bzw. nicht gewichtet in deren Bewertung einfließen. Hierbei werden Beispiele wie Klimapolitik oder die Rassismusdebatte genannt.
    Auch wird mehrfach erwähnt das viele Vorurteile über Jugendliche nicht mehr zutreffend sind, wie zum Beispiel die leichte Manipulierbarkeit. Zusätzlich wird als Argument genannt, dass ja die jugendlichen die Folgen der jetzigen Klimapolitik tragen müssen, so dass diese auch mitbestimmen dürfen sollten. Es werden zwar noch weitere Argumente ausgeführt, um jedoch den Rahmen nicht zu überschreiten beschränke ich mich nur auf die Wichtigsten, womit ich jedoch die kleineren vermutlich im herbei mit widerlegen werde.

    Als erstes möchte ich das Thema „Fridays for Future“ angehen. Hier ist für mich ein wichtiger Aspekt, welcher im Text der Bruschek nicht erwähnt wird. Dieser Punkt ist die Trend-Frage. Jugendliche neigen dazu einem Trend zu folgen. Das erkennt man zum Beispiel wie Jugendliche bestimmten Trends der Mode oder ähnlichen nachgehen. So würde ich zu einem bestimmten Teil auch die „Fridays for Future“ Bewegung ansehen. Ganz wichtig ist jedoch dieses Argument nicht misszuverstehen. Auf jeden Fall gibt es verantwortliche Klimaaktivisten, vor allem auch bei Friday‘s for Future. Jedoch denke ich, dass ein großer Teil hierbei sich auf scheinbar legale Weise den Freitag entziehen will, oder auch ein wichtiger Teil, die Komplexität des Themas Umweltschutz einfach nicht verstanden hat. Das Grundverständnis vom eben erwähnten Klimaschutz ist nach meiner Ansicht nicht vorhanden. Eine halbe Stunde eine Demo zu besuchen, wird den Klimawandel nicht stoppen können. Bei vielen scheitert es auch an der privaten-Einschränkungen zu Gunsten des Klimas. Wer will schon auf „Airwaves“ verzichten. Hierbei fungiert die Demo wie ein „Gewissens Auffang Netz“. Allein der Grund das Jugendliche stärker zu Trends neigen als andere aus dem einfachen Grund der nicht gefestigten Persönlichkeit, ist für mich ein Grund das Wahlrecht ab 18 zu lassen. Ein Ereignis, welches noch nicht all zu lang in der Vergangenheit liegt und das vorherige Argument sogar weiter ausführt, ist der Hastag #NiewiederCDU bzw. #NiemehrCDU. Dieser war vor den Bundestagswahlen 2021 in den Top. 5 der Nationalen Twitter-Trends. Hier bildet sich ein schon lang erforschtes und von schon vielen Diktatoren ausgenutztes verhalten einer Masse ab. Wenn die Lieblingsyoutuber wie Montana Black welcher von einer YouTube Kanal-Kombinierten Fangemeinschaft von 5,5 Millionen Abonnenten, mit dem anderen hoch angesehen YouTuber „Rezo“ den Hastag #NieWiederCDU postet, muss ja was an dieser Bewegung dran sein. Es wurde sogar ein Video von dem eben schon erwähnten „Rezo“ veröffentlicht, dessen Titel: Ein Statement von 90+ Youtubern“ wo sich von über 90 der größten Youtuber Deutschlands gegen große Parteien ausgesprochen wird. Um das für sie als Leser verständlicher zu machen, hier ein Zitat aus dem oben genannten Video: „Die Experten sagen deutlich das der Kurs von CDU, CSU und SPD drastisch falsch ist und uns in ein Szenario führen wird, indem die Erde unaufhaltsam immer wärmer wird, egal was wir tun.“ (https://www.youtube.com/watch?v=Xpg84NjCr9c , 00:35-00:44) . Hier ist es nicht verwunderlich das ein solcher Trend gegen bestimmte Politische Positionierungen entsteht. Die Problematik ist hierbei jedoch, dass nur die stark subjektive Meinung der Influencer gehört wird, und eine konstruktive Auseinandersetzung der kritisierten Parteien, wie zum Beispiel des vollen Wahlprogramms, häufig ausbleibt. Deswegen widerspreche ich der Aussage von Marie Bruschek „Teenager seien leicht manipulierbar, ist (…) nicht mehr haltbar (…) (Z.21.f) Da man an dieser aktuellen Situation erkennt, dass eben dies nicht der Fall ist. Hier ist es ebenso denkbar das Parteien falsche Wahlversprechen machen, um junge Leute dazu bringen, sie zu wählen, da diese wissen, dass eventuell nicht alles genau überprüft und hinterfragt wird. Die Autorin führt ebenso das Argument an, dass die Bedürfnisse von jungen Leuten ignoriert werden. Dieses kann ich ebenso wenig verstehen, wie das vorherige Argument. Die gesamt Klima-Bewegung hat schon dazu beigetragen das sich die Politik diesem öffentlich angenommen hat. Es wurden ziele bei dem Pariser Klimaabkommen getroffen, sowie bei dem kürzlich stattgefunden G20 Gipfel. Die Ambitionen wurden sogar von 2.0 Grad auf bestenfalls 1.5 grad reduziert. Ob diese Ziele auch eingehalten werden, ist eine andere Sache, jedoch kann man hier keinesfalls von einer Ignoranz reden. Eher reichen diese Ziele den jungen Menschen nicht, erhört werden sie trotzdem. Dazu muss man ebenfalls bedenken, dass Wahlberechtige Junge Menschen ähnliche Ansichten haben. Der Unterschied zwischen einem 16- und 18-jährigen ist häufig nicht sehr groß, sodass in der Gesellschaft ähnliche Interessen definitiv von wahlberechtigten vorhanden sind. Ein in meinen Augen jedoch deutlich wichtiger Punkt ist, dass das Wahlprogramm einzelner Parteien nicht richtig beurteilt oder gar verstanden werden kann. Die meisten 16.-Jährigen sind noch in der Schule und streben das Abitur an (Ca. 40%) und der Rest ist entweder fast fertig mit der Schule, oder hat bereits die Schule absolviert. In diesem Stadium des Lebens kann man manche Wahlprogramme nicht beurteilen. So werden häufig wichtige Aspekte eines Arbeitnehmers nicht gesehen. z.B. die Bafög oder Fallpauschalen Frage kann nicht rational in die Beurteilung mit einfließen, da die Bezüge zu diesen expliziten Themen überhaupt nicht vorhanden sind. Hierbei werden sich die wenigsten ausreichend mit jedem einzelnen unbekannten Thema auseinandersetzen, bis man dies grundlegend verstanden hat. So werden nur manche Themen in die Beurteilung der Wahlstimme hinzugezogen, ohne ein gesamtes Bild über das Wahlprogramm zu haben. Diese Unreife ist für eine so verantwortungsvolle Aufgabe wie eine Regierung mitzugestalten einfach unpassend.

    Diese ganzen Nachteile sind für mich zu groß, als das man als 16-Jähriger noch zwei Jahre wartet und sich in der Zeit selbst finden und sich eine unabhängige und eigenständige Politische Meinung bilden kann. Ich positioniere mich also klar gegen die Wahlberechtigung als 16.-Jähriger und hoffe, ihnen eine etwas andere Sichtweise über das in dem Text von Marie Bruschek so einfach und selbstverständlich scheinende Thema gegeben haben zu können.

    Antworten
    • Ian

      Danke Lukas!!!! Du Sprichst mir aus der Seele ….

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