Kommentar: Männer verkaufen Pinky Glove zum Tampon wechseln
Im Netz tobt gerade ein Shitstorm. Der Grund: Zwei Männer haben den Pinky Glove auf den Markt gebracht, der Menstruierenden bei der Entsorgung ihrer Hygieneprodukte helfen sollen. Die pinken Handschuhe sind sexistisch, unnütz und umweltunfreundlich finden User online – und auch MADS-Autorin Marie. Ein Kommentar.
Wir schreiben das Jahr 2008: Eugen Raimkulow und André Ritterswürden lernen sich bei der Bundeswehr kennen. 2010 ziehen sie in eine WG, wo auch Frauen wohnen und ihnen fällt auf, dass es bei der Entsorgung von Binden und Tampons scheinbar keine gute Lösung gibt. Sie seien beim Blick in den Mülleimer verwundert gewesen. Jetzt, im Jahr 2021, holen sie in der Vox-Show „Die Höhle der Löwen“ mit ihrer Lösung für das Problem einen Deal mit Investor Ralf Dümmel: Ein rosa Handschuh namens Pinky Glove, der Menstruierenden helfen soll, ihre Hygieneprodukte zu entsorgen.
Mansplaining im Feminismus-Tarnumhang
Das sorgt für Empörung, und zwar zu Recht: Denn im Wesentlichen vermarktet die Firma Pinky Gloves nicht anderes als Hundekotbeutel für Menschen beziehungsweise teure Handschuhe in rosa – und Mansplaining im Feminismus-Tarnumhang (Mansplaining bezeichnet herablassende Erklärungen von Männern, die davon ausgehen, mehr über etwas zu wissen als die Person (meist eine Frau), mit der sie reden). Würden Menstruierende zur Entsorgung ihrer Produkte Handschuhe brauchen, würden wir sie bereits benutzen. Es braucht nicht zwei Männer, die nun erklären wollen, wie die Entsorgung richtig geht, schon gar nicht, wenn vor knapp zwei Jahren die Gründerinnen Kati Ernst und Kristine Zelle versuchten, in derselben Show Menstruationsunterwäsche vorzustellen, aber keinen Deal bekamen.
Pinky Glove: Das Problem bleibt bestehen
Außerdem ist es sexistisch, dass genau dieser Handschuh rosa ist – noch dazu wird gekonnt ignoriert, dass nicht nur Frauen menstruieren – und zudem entsteht eine gigantische Umweltverschmutzung. Würden wir jedes Mal beim Wechseln von Binden und Tampons Einmalhandschuhe benutzen, würden die Massen an Müll, die ohnehin entstehen, noch weiter wachsen – und für was? Das eigentliche Problem wird nämlich nicht gelöst. Auf der Website der Firma heißt es: „Was macht man, wenn es auf der örtlichen Toilette keinen Mülleimer zur fachgerechten Entsorgung von Tampons und Binden gibt?” Die angebliche Lösung dafür: ein rosa Handschuh. Das Problem mit mangelnden Mülleimern stimmt – aber ein Handschuh löst es nicht.
Das Stigma wird verstärkt
Das Produkt verstärkt das Stigma um die Periode und erweckt den Eindruck, man müsse in Mülleimer blutige Binden und Tampons verstecken. Aber die Menstruation ist nichts Schmutziges und auch haben Menstruierende kein Problem damit, ohne Handschuhe ihre Hygieneprodukte zu wechseln: Der Pinky Glove rückt die Periode wieder ins Tabugebiet und beschämt Menstruierende und ihren Körper, so als wäre die Menstruation ekelhaft.
Raimkulow und Ritterswürden haben kein Produkt für Menstruierende entworfen: Sondern eines für Cis-Männer, das ihnen den Blick in den Mülleimer erleichtern soll. Auch ihr Statement auf Instagram nach der Kritik macht die Sache nicht besser.
Von Marie Bruschek
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