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Gewalt gegen Frauen: Wie kann man Betroffene unterstützen?

Gewalt gegen Frauen: Wie kann man Betroffene unterstützen?
Foto: Martina Goyert

Heute ist der „Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen“. Das Thema aus dem Schweigen zu enthüllen, sei auch Aufgabe der Männer, meint Robert Franken von der Organisation UN Women.


„In Deutschland ist jede dritte Frau mindestens einmal in ihrem Leben von physischer und/oder sexualisierter Gewalt betroffen, das sind mehr als zwölf Millionen Frauen. Alle 45 Minuten wird eine Frau in Deutschland durch ihren Partner gefährlich körperlich verletzt. Jeden dritten Tag tötet ein Mann seine (Ex-)Partnerin“, sagt Robert Franken von der Organisation UN Women. Heute jährt sich der „Internationale Tag der Beseitigung der Gewalt an Frauen“ zum 31. Mal. Noch immer ist das Thema allgegenwärtig, wie ein Blick in die Kriminalstatistik zur Partnerschaftsgewalt der Bundesregierung zeigt.

Gewalt an Frauen: Noch immer ein Tabuthema

Angesichts der langen Tradition des Aktionstages mit dem internationalen Namen „Orange Day“ ist das Problembewusstsein an sich keineswegs neu. Sowohl staatliche als auch überstaatliche Initiativen nehmen sich der Thematik an. Laut Familienministerium suchten im Jahr 2018 jedoch gerade einmal ein Fünftel der betroffenen Frauen einen Weg, um über das Erlebte zu sprechen. Zu oft sei Gewalt gegen Frauen in unserer Gesellschaft ein Tabuthema. Zu verbreitet sei die Botschaft, über das Thema lieber zu schweigen als zu reden. Auch weil sich die meisten Menschen selbst zu den Guten zählen würden, wie Franken sagt.

Für den Botschafter der UN-Bewegung #HeForShe ist klar: Das muss und kann sich ändern. Dafür brauche es ein Klima, in dem die Erlebnisse von betroffenen Frauen ernstgenommen werden. „Es geht zunächst einmal darum, solche Erfahrungen anzuerkennen“, sagt er. Entscheidend sei dabei, sensibel mit dem Thema umzugehen. „Das funktioniert nur ohne Wertung, Abschwächung oder gar Schuldumkehr im Sinne des sogenannten ‘victim blaming‘“, erklärt Franken. Einfach zuhören und die eigene Perspektive zurückhalten, das könne dafür schon ein guter Anfang sein.

„Guter Wille allein reicht oft nicht aus“

Dass eine breite gesellschaftliche Veränderung eintritt, betrachtet der Experte jedoch eher als einen langfristigen Prozess. „Menschliches Verhalten ist vor allem dann schwer zu verändern, wenn es strukturell beeinflusst ist“, sagt er. Was er mit den Strukturen in unserer Gesellschaft meint: Die patriarchale Organisation unseres Zusammenlebens gebe Frauen bisher nicht ausreichend das Gefühl, sich in einer starken Position zu befinden. Demnach dürfte es noch eine Weile dauern, bis die gesellschaftlichen Prozesse zulassen, sich offen mit Gewalterfahrungen auseinanderzusetzen. Denn: „Wir müssten uns sehr intensiv mit unseren Prägungen und den Stereotypen, auf deren Basis wir denken und handeln, auseinandersetzen. Guter Wille allein reicht oft nicht aus“, Franken.

Damit diese Prozesse überhaupt ausreichend in Gang kommen, müssen vor allem Männer ihre Verantwortung für das Thema begreifen, betont Franken. Auf jeden Einzelnen komme es dabei an – auch weil Männer häufig aus einer starken Position agieren: „Männer haben in einem patriarchalen System häufig Macht und Einfluss. Daraus leitet sich eine Verantwortung ab, diesen Einfluss für Entscheidungen zu nutzen, die marginalisierende und diskriminierende Strukturen abbauen helfen.“

Die gute Nachricht ist, dass eine Veränderung möglich ist. Die kann jedoch nur unter bestimmten Bedingungen gelingen: „Grundvoraussetzung ist eine Reflexion unserer Privilegien und der Wille, dazuzulernen“, sagt Franken. Es ist nicht einfach, aber: „Umso wichtiger ist es, dass wir unmittelbar damit beginnen“, sagt er.

Von Jasper Bennink


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