„Fremde Freunde“: Funktioniert „Das perfekte Geheimnis“ auf Arabisch?
Sieben Freunde verbringen einen gemeinsamen Abend und teilen in dieser Zeit alle Anrufe und Nachrichten in der Gruppe. Der Netflix-Film „Fremde Freunde“ verlegt eine bekannte Geschichte in den arabischen Kulturraum. Eine Premiere, die nicht vollends gelungen ist, mein MADS-Autorin Rita.
Jeder Mensch hat Geheimnisse, die er am liebsten für sich behalten würde: Heimliche oder enttäuschte Liebe, lustige, befremdliche oder tieftraurige Geschichten, die wir niemandem erzählen. Aber was passiert, wenn sie doch ans Licht kommen? Mit diesem Thema setzt sich die neue Netflix-Produktion „Fremde Freunde“ auseinander. Die Besonderheit: Es handelt sich dabei um den ersten arabischen Netflix-Film überhaupt, produziert wurde er im Libanon, in den Vereinigten Arabischen Emiraten und in Ägypten.
20. Remake von „Perfetti Sconosciuti“
Regisseur Wissam Smayra hat die Geschichte des italienischen Films „Perfetti Sconosciuti“ (2016) neu inszeniert. Damit ist „Fremde Freunde“ nun schon das 20. Remake des Films, die deutsche Version „Das perfekte Geheimnis“ war 2019 in den Kinos erschienen.
Wie die anderen Fassungen dreht sich auch „Fremde Freunde“ um sieben Menschen und ihre Geheimnisse. Es beginnt mit einem Stapel Handys: Niemand aus der Freundesgruppe darf Nachrichten privat ansehen, jeder Anruf, jede SMS und jede Sprachmemo muss ab sofort offen geteilt werden. So kommt es, dass sich die Gruppe auch mit dem Thema Untreue auseinandersetzen muss – ein universales Thema, das in jede Version des Films passt. Ungewöhnlich für das arabische Setting jedoch sind Szenen, in denen Wein getrunken wird und in denen ein Vater seiner minderjährigen Tochter erlaubt, mit ihrem Freund zu schlafen.
Wie realistisch ist „Fremde Freunde“?
Das gefällt nicht allen. „Fremde Freunde“ entspreche nicht der Realität in arabischen Gesellschaften, meinen Kritiker. Religion und konservative Ansichten seien Gründe dafür, dass ein Abend wie im Film nicht möglich sei. Fans betonen dagegen, dass der Film eben nur einen Teil der arabischen Gesellschaft zeige – dieser Teil jedoch durchaus existiere.
Wie realistisch das Setting ist, ist also umstritten. Doch ist das am Ende wirklich entscheidend? Die arabische Kultur entspricht natürlich nicht europäischen Kulturen, doch bewerten sollte man unterschiedliche Bräuche nicht. Viel eher sollte man sich mit anderen Traditionen auseinandersetzen und lernen, wie andere Menschen leben. Es ist einerseits natürlich ein gutes Zeichen, dass Netflix nun auch erstmals einen arabischen Film produziert hat. Andererseits sollten dafür keine westlichen Sichtweisen in ein arabisches Setting gezwängt werden. Schließlich hat jede Kultur genügend eigene Geschichten zu erzählen.
Von Rita Mahlis
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