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Faisal Kawusi, Joyce Ilg und die K.o.-Tropfen: Wo Humor ein Ende hat

Faisal Kawusi, Joyce Ilg und die K.o.-Tropfen: Wo Humor ein Ende hat
Foto: picture alliance/dpa | Henning Kaiser

In den sozialen Medien ist mal wieder Thema, welche Witze Comedians eigentlich machen dürfen und welche nicht. Auslöser waren Aussagen von Joyce Ilg und Faisal Kawusi zum Thema K.o.-Tropfen. Wenn sich solche geschmacklosen Scherze direkt an Opfer richten, ist der Spaß vorbei, meint MADS-Autorin Laura.


Die Frage ist nicht neu: Was dürfen Satire und Comedy? Aktuell wird das Thema online wieder heiß diskutiert. Hintergrund ist ein Instagram-Post von Schauspielerin und Comedian Joyce Ilg. Sie veröffentlichte ein Foto mit Luke Mockridge. Dieser wurde von seiner Ex-Freundin Ines Anioli der versuchten Vergewaltigung bezichtigt, juristisch wurde er allerdings freigesprochen. Daneben gibt es weitere Frauen, die dem Comedian sexuelle Übergriffe vorwerfen. Unter das Foto der beiden schrieb Ilg: „Hat hier irgendwer von euch Eier gefunden? Ich hab nur ein paar K.o.-Tropfen bekommen.“

Viele Promis kritisieren Witz

Viele Nutzerinnen und Nutzer kommentierten, dass sie diesen Witz geschmacklos finden, darunter auch bekannte Persönlichkeiten wie Aktivist Riccardo Simonetti, Influencerin Diana zur Löwen und Musikerin Silvi Carlsson. Letztere schrieb: „Bin fast mal an K.o.-Tropfen gestorben. Nicht cool, Joyce. Again.“ Daraufhin kommentierte Comedian Faisal Kawusi: „Das nächste Mal werde ich die Dosis verstärken, versprochen.“ Mittlerweile ist dieser Kommentar nicht mehr zu finden.

Screenshot: Instagram/@joyceilg

Joyce Ilg: Humor hat keine Grenzen

Sowohl Joyce Ilg als auch Faisal Kawusi äußerten anschließend in ihren Instagram-Storys, dass ihr Humor keine Grenzen haben sollte. Er sei für die Gefühle der anderen nicht verantwortlich, sagte Kawusi. Weil Insta-Storys immer nur 24 Stunden online sind, sind diese Statements mittlerweile nicht mehr zu sehen.

Doch wie weit dürfen Witze denn nun gehen? Comedy wird von der Kunstfreiheit abgedeckt – und kennt deshalb kaum Grenzen. Die Kunstfreiheit ist in Deutschland in Artikel 5, Absatz 3 des Grundgesetzes verankert. Damit zählt sie zum mit am stärksten geschützten Grundrecht des deutschen Grundrechtekatalogs. Im künstlerischen Rahmen dürfen Comedians also fast alles sagen – solange es die Menschenwürde oder die Persönlichkeitsrechte nicht verletzt. Es lässt sich darüber streiten, ob genau das hier passiert ist.

Witze können grundsätzlich gemacht werden

Grundsätzlich dürfen Ilg und Kawusi also Witze über das Thema K.o.-Tropfen machen. Sie müssen allerdings damit rechen, dass sie dafür hart kritisiert werden. Denn was für sie nur ein Spaß ist, kann für Vergewaltigungsopfer retraumatisierend wirken. Zwar gibt es laut dem Verein Weißer Ring keine verlässliche Statistik darüber, wie viele Menschen in Deutschland bereits Opfer von K.o.-Tropfen wurden, da viele die Substanzen gar nicht oder erst zu spät wahrnehmen. Dennoch sind sie hochgefährlich, wie unter anderem das Landeskriminalamt Niedersachsen und die Polizei Baden-Württemberg informieren. Denn K.o.-Tropfen können nicht nur in einer Vergewaltigung, sondern auch tödlich enden.

Es mangelt an Empathie

Ein Argument von Kawusi in dessen Statement war: Sollte er mal an Krebs erkranken, sei er der erste, der darüber Witze machen würde. Das mag ja stimmen. Doch wo bleibt da die Empathie für andere? Nicht jeder kann mit negativen oder traumatischen Erlebnissen so einfach umgehen. Für viele sind solche Witze, die sie an Belastendes erinnern, triggernd. Verständlicherweise.

Der Spaß hört genau dann auf, wenn Kawusi unter dem Kommentar eines K.o.-Tropfen-Opfers schreibt, er werde die Dosis beim nächsten Mal erhöhen. Dieser Spruch richtet sich direkt an eine Betroffene, die bereits deutlich gemacht hat, wie sehr das Thema sie belastet. Kawusis Witz ist damit nicht nur nicht witzig, sondern einfach nur geschmacklos. Wer Gewalttaten verharmlosen und derart verletzend die Grenzen anderer austesten möchte, muss mit Kritik rechnen.

Screenshot: Instagram/@silvicarlsson

Kawusi entschuldigt sich

Mittlerweile hat Kawusi ein Statement gepostet, in dem er für seine Aussagen um Entschuldigung bitte. Er werde sich erst einmal eine Social-Media-Pause nehmen und überlegen, wie er sich künftig öffentlich positioniere, schreibt er. Ob Kawusi die Entschuldigung nach seinen vorherigen Aussagen wirklich aufrichtig meint oder aufgrund der öffentlichen Kritik oder des Anwalts von Musikerin Silvi Carlsson das Statement verfasste, ist nicht zu klären. Viele Nutzerinnen und Nutzer auf Twitter bezweifeln die Ernsthaftigkeit. Aber zumindest ist eine Entschuldigung ein Schritt in die richtige Richtung. Seine künftigen Aussagen und Witze werden zeigen, ob er sie auch so meint.


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Über den Autor/die Autorin:

Laura Ebeling

Laura (25) ist Volontärin bei der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung und Neuen Presse. Sie studierte Kommunikationsmanagement - oder einfacher gesagt "irgendwas mit Medien". Von ihren Kenntnissen macht sie auch hier Gebrauch und beschäftigt sich gerne mit Themen wie Gleichberechtigung und dem politischen Geschehen.

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