Debatte in den sozialen Medien: Sind Zoos Tierquälerei?
Immer mehr Menschen distanzieren sich vom Besuch in Zoos, Tierparks oder Streichelzoos – so auch der Youtuber und Meeresbiologe Robert Marc Lehmann. MADS hat mit einer Expertin im Bereich der Verhaltensbiologie darüber gesprochen, was an den Vorwürfen dran ist.
Hinter dicken Panzerglasscheiben, Steinmauern oder Wassergräben verbringen manche Tierarten ihr ganzes Leben in Deutschland. Eigentlich kein besonders schöner Gedanke, könnte man meinen. Und auch in den sozialen Medien gibt es gerade mal wieder eine Diskussion um die Sinnhaftigkeit von Zoos. Doch wie steht es wirklich um das Tierwohl in deutschen Tierparks?
Verhaltensbiologin Marina Scheumann von der Tierärztlichen Hochschule Hannover forscht zu diesem Thema. Sie betont, dass Zoos verschiedene Aufgaben haben – von der Forschung über den Artenschutz bis hin zur Bildung. Besucherinnen und Besucher bekämen meist nur den Erholungs- und Entertainmentaspekt mit und könnten sich so schnell ein falsches Bild machen, sagt die Expertin.
Gehege im Zoo: Eine Frage des Geldes
Ein Aspekt, der immer wieder infrage gestellt wird: die Größe der Gehege. Diese werde anhand der Herkunftsorte der Tiere gemessen, sagt Scheumann. Entscheidend sei jedoch, dass sich die Tiere im Zoo kein Futter suchen müssen. Daher könnten bei vielen Tierarten die Gehege kleiner ausfallen. Wichtig ist, dass sie ihr natürliches Verhalten zeigen, sagt Scheumann. Zudem spiele hier auch Geld eine Rolle, weshalb Zoos Eintrittsgelder und Spenden benötigten, um sich den Umbau von Gehegen leisten zu können.
Obwohl die Lebensbereiche der Zootiere hauptsächlich an ihre natürliche Umgebung angepasst werden, sind Besucherinnen und Besucher immer noch ein bedeutsamer Nebenfaktor. Wassergräben sind meist ausschließlich für das menschliche Auge da, nehmen den Tieren aber Platz vom Gehege weg. „Für viele Tierarten, die klettern, ist ein Gitter viel besser als eine Glasscheibe“, sagt die Expertin. Seit mehreren Jahren wurden die Gitter als Schutzbarriere jedoch abgeschafft und durch Scheiben oder Gräben ersetzt, „weil die Besucher dies immer mit gefangen assoziieren werden“, erläutert die Verhaltensbiologin.
Artenschutz: „Aus dem Auge, aus dem Sinn“
Vor allem in Afrika werden viele Tierarten gewildert und getötet, somit sind sie vom Aussterben bedroht. Zoos funktionieren oft auch als Auffang- und Zuchtstation, um diese Tiere zu retten und später wieder auszusetzen. Finanziert wird dies ebenfalls durch Eintritt und Spenden. „Wenn die normale Bevölkerung die Tiere nicht mehr sieht und auch keine Berührungspunkte zu den Tieren mehr hat, wäre dann noch jemand bereit, Geld für Artenschutzprojekte zu zahlen?“, fragt die Zoologin und argumentiert damit für den Erhalt der Zoos.
Auch beim Thema Bildung spricht sich die Verhaltensbiologin für Zoos aus. Schließlich leisteten sie bei Schulklassen, Familien und auch allen anderen Besucherinnen und Besuchern wichtige Aufklärungsarbeit über die Tiere. Zudem habe die Corona-Zeit gezeigt, dass sich die Tiere bei leeren Gängen schneller langweilten und das Entertainment durch die Menschen vermissten, so die Expertin. Wichtig sei dennoch, dass die Tiere in den Zoos immer die Möglichkeit haben, sich zurückzuziehen und Abstand von den Besuchermassen zu nehmen.
Marc Lehmann: Keine artgerechte Haltung
Youtuber und Meeresbiologe Robert Marc Lehmann berichtet auf seinem Kanal regelmäßig von den Schattenseiten der Tierhaltung und klärt über das Verhalten mancher Tiere auf. Auch er befasst sich viel mit dem Thema Zoos – und ist diesen gegenüber sehr negativ eingestellt.
Er analysiert und reagiert auf das Verhalten von Lebewesen in Gefangenschaft und in Freiheit. Dabei erkenne er oft Verhaltensstörungen und nicht-artgerechte Haltung, wie er sagt. In einem seiner neusten Videos reagiert er auf ein Video von Veganern, welche ihren Zoobesuch kritisch bewerten.
Verhaltensbiologin Scheumann betont, dass Zoos bestimmten Regularien unterliegen. So müssen Zoos in Deutschland bei der Tierhaltung Mindestanforderungen erfüllen, welche in Abstimmung mit Zoovertretern, Wissenschaftlern und Tierschützern erstellt wurden. Damit sei eine sichere Grundlage für die Tierhaltung in Deutschland gegeben, sagt sie.
Von Haley Tschammer
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Mich würde wirklich interessieren welche wissenschaftlichen Studien hinter den Aussagen von der „Kommunikationsbiologin“ stehen. Zudem beantworte ich gerne die Frage: „Ja, ich bin gerne bereit für Artenschutz zu spenden“ dafür müssen keine Tiere extra eingesperrt werden oder sperren wir auch notleidende Kinder ein sodass wir für diese in Afrika spenden? Was für ein irrwitziger Vergleich! Und woher weiß man das die Tiere in Gefangenschaft vermisst haben während Corona? Verrückte Idee : vielleicht hätte man diese ja freilassen können?!?